EY: Schweiz auf Platz 5 der chinesischen Top-Investitionsziele in Europa

EY: Schweiz auf Platz 5 der chinesischen Top-Investitionsziele in Europa
Yi Sun, Leiterin der China Business Services Deutschland, Österreich und Schweiz bei EY. (Foto: EY)

Zürich – Die Zahl chinesischer Übernahmen in der Schweiz ist 2019 von 13 auf 12 gesunken, der Transaktionswert ist von 492 Mio. auf 571 Mio. Dollar gestiegen. Europaweit ist die Zahl der Transaktionen von 196 auf 182 gesunken, der Transaktionswert sank derweil von 31,2 auf 17,3 Mrd. Dollar. Das Corona-Virus könnte die Transaktionsaktivitäten 2020 bremsen, wie aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht.

In Europa deutet sich zuletzt eine Trendwende an – zwar sank die Zahl der Transaktionen im Gesamtjahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr von 196 auf 182; im zweiten Halbjahr wurden jedoch mehr Investitionen gezählt als in der ersten Jahreshälfte: Die Zahl stieg im Halbjahresvergleich von 83 auf 99. Vor allem beim Transaktionswert ging es aufwärts: Von 2,4 Milliarden US-Dollar in der ersten Jahreshälfte schnellte das investierte Kapital auf 14,9 Milliarden US-Dollar im zweiten Halbjahr. In Summe wurden damit im vergangenen Jahr europaweit 17,3 Milliarden US-Dollar investiert – nach 31,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2018.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die M&A-Investitionen chinesischer Unternehmen in der Schweiz und Europa analysiert. Untersucht wurden Akquisitionen und Beteiligungen, die von Unternehmen mit Hauptsitz in China und Hongkong oder deren Tochterunternehmen ausgingen; die Zielunternehmen haben ihren Sitz in Europa und sind operativ tätig.

Bereitschaft für grössere Deals in H2 deutlich gestiegen
«Im zweiten Halbjahr zog der Markt spürbar an; die Bereitschaft auch grössere Deals anzugehen ist deutlich gestiegen», beobachtet Yi Sun, Leiterin der China Business Services Deutschland, Schweiz und Österreich bei EY. «Zunehmend drängen nun auch chinesische Finanzinvestoren nach Europa, die zuvor nur in ihrem Heimatland unterwegs und somit hier weitgehend unbekannt waren. Einige von ihnen sind auf Transaktionen im dreistelligen Millionenbereich spezialisiert und treten in diesem Segment zunehmend in Konkurrenz zu den etablierten grossen Finanzinvestoren aus Amerika und Europa.» Zwar sei die Abschlussquote noch nicht hoch, aber Yi Sun beobachtet eine «steile Lernkurve».

Zudem seien im zweiten Halbjahr mehr grosse Zielunternehmen auf den Markt gekommen, so Sun. «Bei einigen grossen Private Equity-Exits und Carve Outs von Industriekonzernen waren chinesische Investoren aktiv beteiligt. Weitere Deals dieser Art stehen an.»

Am meisten Transaktionen in Deutschland
Mit 39 Transaktionen wurden die meisten Transaktionen in Deutschland gezählt – vor Grossbritannien (31 Deals) und Frankreich (18). Die Schweiz ist mit 12 Transaktionen auf dem 5. Platz. Das Volumen in der Schweiz stieg von 492 Millionen US-Dollar auf 571 Millionen US-Dollar. Damit schafft es die Schweiz mit dem 6. Rang in die Top-Ten Europas.

«Industrie und Hightech sind derzeit wieder sehr gefragt – dabei treten Chinesen als strategische Investoren sowohl bei starken Nischenanbietern, als auch bei Unternehmen mit schwachem Wachstum in Europa auf. Etliche kleine und mittelgrosse Unternehmen erhielten im vergangenen Jahr durch einen chinesischen Investor den Zugang zu dem riesigen chinesischen Absatzmarkt», sagt Yi Sun. «Wir erleben auch, dass namhafte chinesische High-Tech Unternehmen zunehmend in High-Tech Start-ups in Europa investieren, wodurch diese Jungunternehmen nicht nur frisches Kapital, sondern auch Zugang zu den grossen Plattformen erhalten, die die chinesischen High-Tech Unternehmen aufgebaut haben», ergänzt Sun.

Chinesen investieren in britisches Bier und deutsche Autos
Die europaweit grössten Investitionen waren im vergangenen Jahr die Übernahme der britischen Greene King-Brauereigruppe (einschliesslich Pubs und Hotels) durch die Hongkonger CKA Gruppe. Die zweitgrösste Transaktion war der Erwerb eines Fünf-Prozent-Anteils am Daimler Konzern durch den chinesischen Autokonzern BAIC. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Transaktion entsprach das einem Börsenwert von 2,9 Milliarden US-Dollar. Auf dem dritten Platz folgt der Einstieg der Jiangsu Shagang Gruppe beim britischen Rechenzentrumsbetreiber Global Switch für 2,2 Milliarden US-Dollar.

Gemischter Ausblick für 2020
Fabian Denneborg sieht im Transaktionsmarkt weiterhin hohe Aktivität, wobei die Anzahl von Transaktionen mit dem Hintergrund einer Portfoliobereinigung von Grosskonzernen zunimmt. «Auf dem heutigen Transaktionsmarkt ist der Anteil der Zielunternehmen, die profitables Wachstum zeigen, deutlich geringer geworden. Umso grösser ist das Interesse an solchen hidden champions», führt Fabian Denneborg weiter aus.

Gleichzeitig sei zu beachten, dass sich «beim Handelskonflikt zwischen den USA und China eine Lösung abzeichnet, mit der beide Seiten leben können und die die lange Phase der Unsicherheit beenden würde. Damit werden sich auch wieder mehr chinesische Unternehmen Gedanken über ihre strategische Entwicklung im Ausland machen», so Sun.

Allerdings könnte laut Sun der aktuelle Ausbruch des Corona-Virus zumindest kurzfristig Auswirkungen auf die Aktivitäten chinesischer Unternehmen im Ausland haben: «In diesen Tagen hat in China die Eindämmung des Virus oberste Priorität. Je nachdem, wie sich die Lage in den kommenden Wochen entwickelt, könnte es daher zu einem Rückgang der Transaktionsaktivitäten im ersten Vierteljahr kommen.» (EY/mc)

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