EY: US-Konzerne sind 30 Prozent profitabler als europäische

Zürich – Die europäischen Top-Konzerne mussten 2016 die US-Konkurrenz weiter davonziehen lassen: Während die 300 umsatzstärksten börsenkotierten US-Konzerne ihren Gesamtumsatz um 1,2 Prozent steigerten, verzeichneten die grössten europäischen Unternehmen einen Umsatzrückgang von 1,6 Prozent.

Auch bei der Profitabilität bauen gemäss einer aktuellen Analyse des Beratungsunternehmens EY die US-Unternehmen ihren Vorsprung aus: Die durchschnittliche Marge der US-Unternehmen stieg um 0,8 Prozentpunkte auf 12,7 Prozent. Die europäischen Unternehmen kommen im Schnitt nur auf eine Marge von 9,8 Prozent – eine Steigerung um 0,2 Prozentpunkte. Damit wirtschafteten die US-Unternehmen im vergangenen Jahr fast ein Drittel profitabler als die europäische Konkurrenz und konnten den Vorsprung nochmals vergrössern.

Marcel Stalder, CEO EY Schweiz erklärt: «Einer der Gründe weshalb die europäischen Unternehmen im Schnitt weniger Profitabilität ausweisen liegt in der Branchenverteilung. So wird die Liste der gewinnstärksten US-Unternehmen von Marktführern der Telekommunikations- und IT-Branche, der Pharma- und Biotech-Branche und der profitableren Dienstleistungsbranche angeführt, während in Europa mehr Unternehmen der sogenannten Old Economy zuzuordnen sind. Mit Nestlé, Roche, Novartis, Syngenta, Swisscom und TE Connectivity ist die Schweiz jedoch auch in den profitableren Branchen vertreten.»

Die US-Konzerne profitieren nach Stalders Einschätzung neben dem vorteilhafteren Branchenmix auch vom grösseren Heimatmarkt. Stalder meint dazu: «US-Konzerne können von der Grösse des einheitlichen Heimatmarktes klar profitieren. Der europäische Markt ist nach wie vor fragmentierter. Aktuelle nationalistische Tendenzen in verschiedenen Ländern sowie der Brexit könnten diesen Nachteil weiter verstärken.»

Apple dominiert beim Gewinn
Wie unterschiedlich die europäischen Top-Konzerne im Vergleich zu den US-Unternehmen gerade im Technologie- und Digitalsektor aufgestellt sind, zeigt das Ranking der gewinnstärksten Unternehmen: In den USA schaffen es sechs Technologiekonzerne, Kabelnetz- und Internetanbieter unter die Top 10, in Europa nur die Deutsche Telekom. Auf beiden Seiten des Atlantiks bleibt hier Apple das Mass aller Dinge: Mit einem operativen Gewinn von 60 Milliarden US-Dollar (umgerechnet knapp 57 Milliarden Euro) machte der iPhone-Hersteller etwa so viel Gewinn wie die fünf gewinnstärksten europäischen Unternehmen zusammen.

70 Prozent der Europäer erzielten mehr Gewinn
Immerhin: Eine knappe Mehrheit der europäischen Unternehmen konnte im vergangenen Jahr den Umsatz erhöhen, sogar 70 Prozent legten beim Gewinn zu. Und 65 Prozent haben die Marge erhöht. Insgesamt erwirtschafteten die Top-Unternehmen Europas einen Umsatz von 6,7 Billionen Euro bei einem operativen Gewinn von 576 Milliarden Euro, die US-Konzerne kamen auf umgerechnet 8,4 Billionen Euro Umsatz bei 970 Milliarden Euro Gewinn – sie setzten also 25 Prozent mehr um und lagen beim Gewinn sogar 68 Prozent über der europäischen Konkurrenz.

Matthias Bünte, Managing Partner Advisory von EY Schweiz kommentiert dazu: «Der grosse Vorsprung der USA hinsichtlich Innovation und Wertschöpfung zeigt sich am deutlichsten in den Rankings der profitabelsten Unternehmen: Während es in Europa gerade einmal 3 Technologie und Pharma Unternehmen in die Top 10 schaffen, sind es in der amerikanische Liste ganze 8!»

Europa wird weiter von der Old Economy dominiert
In Europa dominiert immer noch die ‚Old Economy‘: Hier sind 84 der 300 umsatzstärksten Konzerne Industrieunternehmen (einschliesslich der Autoindustrie), in den USA zählen nur 49 Unternehmen zu diesem Segment. Umgekehrt können sich in den USA 31 IT-Unternehmen im Top 300 Ranking platzieren – in Europa nur dreizehn.

Matthias Bünte erklärt: «Während in Europa die Top 10 nach Umsatz von Industrie- und Energie-Unternehmen mit starker internationaler Präsenz geprägt sind, ist die US-amerikanische Liste aufgrund der Marktgrösse noch wesentlich diversifizierter. So finden sich dort auch auf die USA fokussierte Einzelhändler, Grosshändler, und Krankenversicherer.»

Sieben Schweizer Konzerne unter Europas Top 100
Unter den hundert umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen Europas finden sich mit Glencore (5. Platz), Nestlé (9. Platz), Roche (32.), Novartis (34.), ABB (60.), LafargeHolcim (74) und Adecco Group (82.) sieben Schweizer Unternehmen wieder.

Im Ranking der hundert gewinnstärksten Unternehmen Europas können sich acht Schweizer Konzerne platzieren: Roche belegt sogar den ersten Platz im europäischen Gewinn-Ranking, Nestlé den 3. Rang. Novartis landet auf dem 12. Platz der europäischen Gewinn-Rangliste, ABB kann sich auf Rang 69 einreihen, LafargeHolcim auf Rang 72, Richemont auf Platz 88, Swisscom auf Platz 96 und Syngenta auf Platz 98.

Europa profitiert 2017 vom schwachen Euro
Im laufenden Jahr könnte sich gemäss Stalder das Blatt zugunsten der europäischen Unternehmen wenden, für die Schweizer Firmen sei die Situation allerdings komplizierter: «Der niedrige Eurokurs wird vor allem den stark internationalisierten Unternehmen im Euroraum einen Wachstumsschub geben. Für Exporte aus der Schweiz bleibt der hohe Franken-Kurs nach wie vor eine Herausforderung. Zwar haben sich die produzierenden Unternehmen fit gemacht und ihre Hausaufgaben erledigt, sie werden aber auch 2017 – im Gegensatz zu Unternehmen in den Euroländern – kaum von Währungseffekten profitieren können.»

Noch wichtiger sei aber die fortschreitende wirtschaftliche Erholung in Europa, so Stalder: «Europa kommt wirtschaftlich wieder auf die Beine. Die Arbeitslosigkeit sinkt, das Verbrauchervertrauen und inzwischen auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen steigen. Zudem sorgt die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank auch in der Schweiz weiter für eine hohe Liquidität und günstige Konditionen für die Finanzierung von Investitionen. Andererseits bleiben die politischen Risiken hoch: In den grössten drei – mit Italien möglicherweise vier – EU-Ländern stehen bis Herbst nationale Wahlen an.» (EY/mc)

Über die Studie:
Für die vorliegende Studie analysierte EY die Umsatz- und Gewinnentwicklung der umsatzstärksten europäischen und US-Unternehmen im Geschäftsjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr. Die Umrechnung der Berichtswährungen der Unternehmen in Euro erfolgte mittels des Jahresdurchschnittswertes 2016. An zwei Börsen notierte Unternehmen fliessen bei jeweils beiden Ländern in die Analyse ein. Nicht in die Analyse einbezogen wurden Banken, Versicherungen und Investmentgesellschaften. Um Verzerrungen zu vermeiden, wurden Unternehmen, die im untersuchten Zeitraum Zukäufe in erheblichem Umfang getätigt haben, nicht in die Berechnungen der Umsatz- und Gewinnentwicklung einbezogen. Quellen: S&P Capital IQ, Geschäfts- bzw. Quartalsberichte, Medienmitteilungen.

Über EY
EY ist eines der grossen Schweizer Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen. EY beschäftigt rund 2‘700 Mitarbeitende an 11 Standorten in der Schweiz und in Liechtenstein und erzielte im Geschäftsjahr 2015/2016 einen Umsatz von rund 661 Millionen Franken. Gemeinsam mit den 231‘000 Mitarbeitenden der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt. EY bietet sowohl grossen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: integrierte Transformationsberatung von Strategie bis IT-Architektur, Wirtschaftsprüfung, Transaktions-, Steuer- und Rechtsberatung und People Advisory Services. Dank gut ausgebildeten Mitarbeitenden, starken Teams sowie lokaler Verankerung im Verbund einer gut vernetzten, globalen Organisation, lösen wir die Herausforderungen unserer Kunden. Building a better working world ist EY‘s globales Versprechen, zu einer besser funktionierenden Welt beizutragen.

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