Kriselnder britischer Regionalflieger Flybe stellt Betrieb ein

Kriselnder britischer Regionalflieger Flybe stellt Betrieb ein
Aus für die britische Regional-Airline Flybe.

London – Der britische Regionalflieger Flybe hat mit sofortiger Wirkung seinen Flugbetrieb eingestellt. Passagiere sollten nicht zum Flughafen fahren, denn Flybe könne keine Alternativflüge anbieten, schrieb die Airline am Donnerstag auf ihrer Webseite.

Vor allem kleine Flughäfen in abgelegenen Regionen wie Cornwall, Wales und dem Norden Schottlands trifft das Aus für Flybe hart. Verkehrsminister Grant Shapps versprach, gemeinsam mit den Flughafen-Betreibern nach Lösungen zu suchen. In einem BBC-Interview machte er auch die gesunkene Nachfrage durch den Coronavirus-Ausbruch für das endgültige Scheitern der Airline verantwortlich.

Erfolglose Krisengespräche
Noch am Mittwoch hatte es Krisengespräche über eine Rettung gegeben, allerdings ohne die erhoffte Lösung für die Finanzprobleme der Gesellschaft zu finden. Vier führende Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst and Young wurden als Insolvenzverwalter eingesetzt. Flybe beschäftigt mehr als 2000 Mitarbeiter.

Die Fluglinie mit Sitz im südwestenglischen Exeter hätte wegen anhaltender Verluste beinahe bereits im Januar aufgegeben. Grossbritannien verliere mit der Gesellschaft «einen ihrer grössten regionalen Vermögenswerte», sagte Flybe-Geschäftsführer Mark Anderson in einer Mitteilung. Darin betonte er, die Firma habe «alles Mögliche versucht», eine Pleite zu verhindern. Doch sei sie nicht in der Lage gewesen, ihre Finanzprobleme zu lösen.

Flybe hatte in der Vergangenheit mit der britischen Regierung über einen staatlichen Rettungskredit in Höhe von 100 Millionen Pfund (etwa 123 Millionen Franken) verhandelt. Doch das hatte andere Fluggesellschaften auf den Plan gerufen. Willie Walsh, Chef der British-Airways-Mutter International Airlines Group (IAG ), kritisierte im Januar in einem Brief an die Wettbewerbshüter der EU-Kommission, der Deal sei ein «eklatanter Missbrauch von öffentlichen Geldern».

Virgin Atlantic wollte erreichen, «dass der Steuerzahler die Rechnung für ihr Missmanagement begleicht», so Walsh weiter. 2019 hatte sich ein Konsortium um die britische Virgin Atlantic, an der die US-Linie Delta Air Lines beteiligt ist, bei Flybe eingekauft.

Einem Bericht des Senders BBC zufolge sagten damals auch die britische Easyjet und die irische Ryanair , Steuergelder sollten nicht herangezogen werden, um einen Konkurrenten zu retten.

Gewerkschaften empört
Das Aus der Gesellschaft löste bei britischen Gewerkschaftern Empörung aus. «Während andere europäische Länder in der Lage sind, Massnahmen zu ergreifen, um die Fluggesellschaften am Leben zu erhalten, wenn sie Insolvenz anmelden müssen, ist Grossbritannien unfähig oder nicht gewillt, dies zu tun», kritisierte Oliver Richardson von der grössten Fluggewerkschaft Unite.

Flybe war 1979 unter dem Namen Jersey European Airways gegründet und 2002 in Flybe umbenannt worden. 2019 war dann Virgin Atlantic eingestiegen. Die Airline stellte an mehreren Flughäfen in Grossbritannien den grössten Anbieter, etwa in Anglesey in Wales, Aberdeen in Schottland, Manchester und Southampton in England sowie Belfast in Nordirland. Auch europäische Ziele flog Flybe an. (awp/mc/ps)

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