Bahn-Baupanne löst Lufthansa-Chaos aus

Bahn-Baupanne löst Lufthansa-Chaos aus
(Foto: Lufthansa)

Frankfurt – Eine Kabelschaden auf einer Frankfurter Baustelle hat am Mittwoch zu einem Chaos bei der Lufthansa geführt. Computersysteme fielen aus, und es gab Verspätungen und Ausfälle für Tausende Passagiere mit Verbindungen über das Drehkreuz Frankfurt. Dort fielen bis zum Mittag 230 von 1000 geplanten Flügen aus. Fluggäste wurden gebeten, auf die Bahn umzusteigen. Am Nachmittag wurde der Flughafen nach rund dreistündiger Sperrung für Landungen wieder freigegeben. Der Betrieb sollte sich laut Lufthansa am frühen Mittwochabend stabilisieren.

Die Probleme wurden nach Unternehmensangaben durch Bauarbeiten an einer S-Bahn-Strecke in Frankfurt ausgelöst. Dabei wurden der Deutschen Telekom zufolge bereits am Dienstagabend vier Glasfaserkabel von einem Bagger durchtrennt. Am Mittwoch gelang es dann nicht mehr, die Datenmassen der Lufthansa über Ersatzleitungen umzuleiten.

Konkret handelt es sich um die Baustelle für die Frankfurter S-Bahnlinie S6. Dabei durchtrennte laut Bahn ein beauftragtes Bauunternehmen das Kabel. Die Bahn bat die betroffenen Fluggäste für die Unannehmlichkeiten um Entschuldigung.

Passagiere im Frankfurter Terminal 1 erhielten die Hiobsbotschaft gegen 10.30 Uhr. Am Flugsteig A16 greift ein Lufthansa-Mitarbeiter zum Mikrofon: «Wir haben ein Problem.» Das Computersystem des Konzerns sei ausgefallen. «Wir können nicht boarden.» Nichts geht mehr.

Baljit Sangra aus Kanada kam am Morgen mit der Lufthansa aus Vancouver an. Eigentlich will sie weiter zum Filmfest Berlinale in die Hauptstadt. «Ich bin ganz schön durcheinander», sagt Sangra. «Ich muss erstmal meinen Koffer finden.» Doch die Lufthansa-Mitarbeiter haben keinen Zugriff auf Passagierlisten und Gepäckdaten. Dennoch gibt es keine Aufregung. «Ich bin überrascht, dass die Leute so ruhig sind», sagt Sangra. «Alle sind total nett hier.»

Geduld wird Passagieren auch am Freitag abverlangt: Dann drohen bundesweit Flugausfälle. Die Gewerkschaft Verdi hat zu einem ganztägigen Warnstreik an den meisten großen Flughäfen in Deutschland aufgerufen. Hintergrund sind mehrere Tarifkonflikte.

Flugsicherung sperrt Frankfurt für Landungen
Seit Mittwochmorgen waren in Frankfurt die Computersysteme der Lufthansa unter anderem für das Einsteigen nicht mehr betriebsbereit. In der Lufthansa-Zentrale am Flughafen kam ein Krisenstab zusammen. Die Flugsicherung sperrte Frankfurt für Landungen, damit das Drehkreuz nicht mit Maschinen volläuft. Flüge würden etwa nach Nürnberg, Köln oder Düsseldorf umgeleitet, sagte ein Sprecher der Flugsicherung. Kurz darauf sagte die Lufthansa ihre sämtlichen Starts in Frankfurt ab.

Man arbeite intensiv an einer Lösung, sagte eine Lufthansa-Sprecherin. Die Probleme hatten vor allem Auswirkungen auf Frankfurt. An den anderen Konzern-Drehkreuzen laufe der Betrieb weitgehend normal, erklärte die Sprecherin. Es sei nicht richtig, dass weltweit alle Flüge abgesagt worden seien. Von der Landesperre in Frankfurt waren auch internationale Flüge betroffen, so dass zahlreiche Umsteiger ihre Anschlüsse verpassten.

Acht Swiss-Flüge betroffen
Bei der Swiss lief der Flugbetrieb laut einer Sprecherin grundsätzlich normal. Allerdings fielen am Donnerstag alle Flüge zwischen Frankfurt und der Schweiz aus. Betroffen waren je vier Hin- und Rückflüge ab Zürich und ab Genf, auf denen insgesamt rund 500 Passagiere gebucht waren. Die Fluggäste würden nun auf andere Flüge umgebucht, sagte die Sprecherin.

Zudem sei der Login auf der Webseite «Swiss.com» mit dem persönlichen Kundenprofil beeinträchtigt. Einchecken könne man sich jedoch über den Link Checkin.swiss.com. «Die Unannehmlichkeiten, die unseren Fluggästen entstehen, bedauern wir sehr», sagte sie.

Warnstreik am Freitag
Zehntausende Passagiere müssen sich auch am Freitag auf Ausfälle und Verspätungen gefasst machen. Die Gewerkschaft Verdi kündigte bereits in der Nacht an, die Flughäfen München, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart, Dortmund, Hannover und Bremen ganztägig lahmlegen zu wollen – und weitet damit den Tarifstreit im öffentlichen Dienst aus. Die Beschäftigten der Betreibergesellschaften werden häufig nach den Tarifverträgen der Kommunen bezahlt.

Der Warnstreik soll am frühen Freitagmorgen beginnen und in der Nacht auf Samstag enden. Hilfslieferungen zu den Erdbebenopfern in die Türkei und nach Syrien sollen vom Streik ausgenommen sein.

Die Münchner Sicherheitskonferenz arbeitet daran, die Anreise der Konferenzteilnehmer gewährleisten zu können. «Hunderte Entscheidungsträger aus allen fünf Kontinenten haben ihre Teilnahme bereits bestätigt», sagte eine Sprecherin. Die Konferenz gilt als wichtigstes Politiker- und Expertentreffen zur Sicherheitspolitik weltweit und beginnt am Freitag.

Mit den nun fortgesetzten Warnstreiks wollen die Beschäftigten ihren Forderungen im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen Nachdruck verleihen. Neben dem öffentlichen Dienst gibt es örtliche Verhandlungen für die Bodenverkehrsdienste sowie eine bundesweite Tarifrunde für die Luftsicherheit. (awp/mc/ps)

Lufthansa Group

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