Milliardär Slim funkt O2 dazwischen und will E-Plus-Mutter KPN schlucken

Milliardär Slim funkt O2 dazwischen und will E-Plus-Mutter KPN schlucken
Carlos Slim Helú, mexikanischer telekommunikations-Unternehmer.

Carlos Slim.

Mexiko-Stadt – Neue Hürde für den geplanten Zusammenschluss von O2 und E-Plus: Der vom mexikanischen Milliardär Carlos Slim kontrollierte Mobilfunkanbieter America Movil hat am Freitag ein Übernahmeangebot für die niederländische E-Plus-Mutter KPN vorgelegt. Fast 30 Prozent von KPN gehören America Movil bereits. Slim gilt als Kritiker einer Fusion zwischen O2 und E-Plus. Nun könnte die Konsolidierung auf dem deutschen Telekommarkt ins Stocken geraten.

America Movil wolle sich einen Mehrheitsanteil an KPN sichern und biete 2,40 Euro je Aktie, hiess es laut Mitteilung. Das wäre ein Aufschlag von einem Fünftel im Vergleich zum Schlusskurs vom Donnerstag und würde die noch restlichen Anteile, die Slim noch nicht besitzt, mit rund 7,2 Milliarden Euro bewerten. Ende Juli hatte der Milliardär ein Stillhalteabkommen mit KPN aufgekündigt und damit den Weg für seinen Übernahmeversuch freigemacht. Sollte Slim Erfolg haben, wäre das schlecht für die Telekomunternehmen in Deutschland, meint Bernstein-Anaylstin Robin Bienenstock. Denn eine Konsolidierung im Markt wäre dann schwieriger. Sie hält aber auch ein höheres Gegenangebot von Telefonica für KPN für möglich. Die Aktien des O2-Betreibers Telefonica Deutschland reagierten am Morgen kaum auf die Nachrichten.

Warten auf Hauptversammlung
Erst kürzlich hatte Slim seinen Widerstand gegen die Übernahme von E-Plus durch Telefonica Deutschland, einer Tochter der hochverschuldeten spanischen Telefonica, angekündigt. Presseberichten zufolge hält er den gebotenen Preis von rund acht Milliarden Euro für zu niedrig. Slim wolle das Angebot für E-Plus nun genau bewerten, hiess es. Eine endgültige Entscheidung werde bis zur ausserordentlichen Hauptversammlung fallen. Für diese gibt es laut KPN noch keinen konkreten Termin, sie werde in den «kommenden Wochen» stattfinden, hiess es lediglich von den Niederländern. Nun wolle sich der Konzern das Angebot von Slim in Ruhe ansehen.

Bis dahin hängt die Fusion auf dem deutschen Mobilfunkmarkt weiter in der Schwebe. Neben den Aktionären haben auch die Wettbewerbshüter ein Wort mitzureden. Ende Juli hatte sich der Präsident des Bundeskartellamts Andreas Mundt in einem Gespräch mit der dpa bereits kritisch zu der geplanten Grossfusion geäussert und eine «sehr sorgfältige Prüfung» angekündigt. Sollte das Zusammengehen der beiden klappen, wären die Spanier im deutschen Mobilfunkmarkt Marktführer vor der Deutschen Telekom und Vodafone.

O2 hält an Übernahme fest
O2 will trotz Silms Störfeuer an der Übernahme festhalten. Das Unternehmen werde das Projekt zu den bereits verbindlich geschlossenen Bedingungen weiter verfolgen, sagte ein Sprecher am Freitag in München.

Bewegung im Markt
Der deutsche Telekommarkt ist in diesem Sommer gehörig in Bewegung geraten. So probiert sich Vodafone im zweiten Anlauf an der Übernahme von Kabel Deutschland . Vodafone will damit beim Ausbau seines Internetangebots vorankommen und der Telekom als Marktführer das Leben schwer machen. Auch bei dieser Fusion müssen die Behörden noch zustimmen. Allerdings dürften hier die Anteilseigner wohl kein Veto einlegen. Auch der Vorstand von Kabel Deutschland unterstützt das Angebot.

America Movil ist laut eigenen Angaben das führende Telekomunternehmen in Südamerika. Ende Juni hatte der Konzern demnach 262 Millionen Mobilfunkkunden. Mit der Übernahme von KPN wolle America Movil sein Geschäft auf Regionen ausserhalb Südamerikas ausdehnen, hiess es. (awp/mc/ps)

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