OECD warnt vor schwächstem Wachstum seit Finanzkrise

OECD warnt vor schwächstem Wachstum seit Finanzkrise
Ángel Gurría, ehemaliger OECD-Generalsekretär.

Paris – Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet im laufenden Jahr das niedrigste Weltwirtschaftswachstum seit der Finanzkrise. «Die Aussichten werden zunehmend fragil und unsicher», heisst es in dem am Donnerstag in Paris veröffentlichten Konjunkturausblick der OECD. Vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und China belastete die Wirtschaft.

Die Weltwirtschaft dürfte im Jahr 2019 laut OECD nur noch um 2,9 Prozent wachsen. Dies wäre das schwächste Wachstum seit der Finanzkrise. Im Mai war die OECD noch von einem Wachstum um 3,2 Prozent ausgegangen. Im Vorjahr war die Weltwirtschaft um 3,6 Prozent gewachsen. Für die Eurozone und die USA wurden die Prognosen für das laufende und das kommende Jahr gesenkt.

Besonders skeptisch blickt die OECD auf Deutschland. Hier wurde die Prognose für das laufende Jahr um 0,2 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent reduziert. Noch stärker wurden die Erwartungen für das kommende Jahr gesenkt. Es wird jetzt im Jahr 2020 nur noch ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,6 Prozent erwartet, nachdem man im Mai noch von 1,2 Prozent ausgegangen war. Deutschland wird als exportorientierte Volkswirtschaft besonders stark durch die Handelskonflikte belastet.

Handelsspannungen belasten Vertrauen und Investitionen
Die OECD spricht von eskalierenden Handelsspannungen, die das Vertrauen und die Investitionen belasten würden. Die zunehmende politische Unsicherheit gefährde die künftigen Wachstumsaussichten. Bisher habe vor allem die Industrie unter den Handelskonflikten gelitten. Der Dienstleistungssektor sei durch die solide Konsumnachfrage gestützt worden, schreibt die OECD. Die Schwäche in der Industrie dürfte jedoch zunehmend auf den Dienstleistungssektor übergreifen.

In China wird eine graduelle Abschwächung des Wirtschaftswachstums erwartet. Allerdings besteht laut OECD die Gefahr eines stärkeren Abschwungs. Dies könne zu einer längere Phase einer schwachen Importnachfrage führen. China ist unmittelbar durch die Zölle der US-Regierung betroffen.

Risiko Grossbritannien
Eine grosses Risiko sieht die OECD mit Blick auf Grossbritannien. Ein Brexit ohne Einigung könnte Grossbritannien im kommenden Jahr in eine Rezession stürzen. Dies würde das Wachstum in ganz Europa merklich reduzieren.

Die Geldpolitik dürfte in den grössten Volkswirtschaften locker bleiben, erwartet die OECD. Die Wirksamkeit der Geldpolitik könne durch die Finanzpolitik und Strukturreformen verstärkt werden. Zuletzt hatten sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank ihre Geldpolitik gelockert. (awp/mc/ps)

OECD

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