Sanofi will US-Unternehmen Bioverativ für 11,6 Mrd USD kaufen

Sanofi will US-Unternehmen Bioverativ für 11,6 Mrd USD kaufen
Sanofi-CEO Olivier Brandicourt.

Paris – Die Pharmaindustrie wächst weiter zusammen: Nun hat der französische Pharmakonzern Sanofi zugeschlagen und will das auf seltene Blutkrankheiten spezialisierte US-Biotechunternehmen Bioverativ übernehmen. Die Franzosen lassen sich den Zukauf 11,6 Milliarden US-Dollar (9,49 Mrd Euro) kosten. Für den französischen Konzern, in dem unter anderem das deutsche Unternehmen Hoechst aufgegangen ist, ist das Geschäft das grösste seit rund sieben Jahren.

Sanofi biete für alle ausstehenden Aktien der früheren Biogen-Sparte 105 Dollar je Anteilsschein in bar, teilte der Konzern am Montag in Paris mit. Das wäre ein Aufschlag von 64 Prozent zum Freitagsschlusskurs. Der Verwaltungsrat beider Unternehmen hätte dem Deal zugestimmt. Die Wirtschaftszeitung «Wall Street Journal» hatte zuvor über die Übernahmepläne berichtet.

Konsolidierungswelle
In der Pharmabranche ist es in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder zu milliardenschweren Übernahmen gekommen. Dies liegt vor allem daran, dass die grossen Pharmakonzerne auf prall gefüllten Kassen sitzen und oft mit dem Patentablauf für wichtige Wirkstoffe kämpfen. Mit Übernahmen gerade im Biotechnologie-Segment können sie schnell ihre Lücken im Angebot schliessen und Wachstumsoptionen erkaufen.

Auch Sanofi selbst kämpft derzeit in seinem wichtigsten Geschäftszweig, den Diabetes- und Herzkreislauferkrankungen, mit zunehmender Konkurrenz. Nach dem Verlust des Patentschutzes für seinen Kassenschlager, das Insulin Lantus, verlor der Konzern zuletzt in den USA Marktanteile. Licht am Horizont ist derzeit nicht in Sicht. Sanofi hat die Anleger bereits auf eine länger anhaltende Durststrecke im Diabetes-Geschäft eingestimmt.

Doch der Konzern steuert gegen. Bereits vor mehr als zwei Jahren hatte Sanofi-Chef Olivier Brandicourt dem Unternehmen eine Generalüberholung inklusive Verschlankung der Produktpalette und Arbeitsplatzabbau verordnet. Auf dem Zettel steht derzeit etwa der Verkauf der Generika-Sparte in Europa. Auf der anderen Seite sollen jene Geschäftsgelder wachsen, in denen Sanofi bereits zu den Marktführern gehört – oder eine solche Spitzenposition glaubt erreichen zu können.

Hierfür hatte Brandicourt etwa die Biopharmaspezialisten Medivation und Actelion übernehmen wollen, hatte aber im Rennen mit den grossen Konkurrenten Pfizer und Johnson & Johnson das Nachsehen. Mit dem nun geglückten Kauf von Bioverativ sichere sich Sanofi eine Wachstumsplattform, erläuterte der Konzern.

Medikamente gegen Hämophilie
Bioverativ fokussiert sich insbesondere auf die seltene Bluterkrankung Hämophilie, an der weltweit nach Unternehmensangaben rund 180’000 Menschen leiden. Im Vergleich zu anderen seltenen Erkrankungen sei der Markt mit einem Jahresumsatz von rund 10 Milliarden Dollar der grösste. Bioverativ erlöste im Jahr 2016 knapp ein Zehntel hiervon: Das Unternehmen kam damals auf knapp 900 Millionen Dollar Umsatz plus Lizenzgebühren.

An der Börse kam der hohe Preis für das Übernahmeobjekt bei den Sanofi-Aktionären nicht gut an: Die Aktie verlor im frühen Handel knapp vier Prozent und war damit der mit Abstand schwächste Wert unter den Standardwerten in der Eurozone. Das Papier steht seit einiger Zeit unter anderem wegen des zunehmenden Konkurrenzdrucks bei wichtigen Medikamente unter Druck.

So summiert sich das Minus seit dem Rekordhoch im Sommer 2015 auf rund 30 Prozent. Mit einem Börsenwert von knapp 90 Milliarden Euro gehört Sanofi aber immer noch zu den wertvollsten europäischen Pharmaunternehmen – teurer sind derzeit nur die beiden Schweizer Konzerne Novartis und Roche sowie der dänische Medikamentenhersteller Novo Nordisk. (awp/mc/ps)

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