Spanien rutscht weiter in die Rezession

Spanien rutscht weiter in die Rezession

Warteschlange vor einem Arbeitsamt in Madrid.

Madrid – Der drastische Sparkurs der Regierung und die Massenarbeitslosigkeit drücken Spanien tiefer in die Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im zweiten Quartal um 0,4 Prozent zum Vorquartal geschrumpft, wie das spanische Statistikamt am Montag in Madrid mitteilte. Damit bestätigten die Statistiker eine erste Schätzung der spanischen Notenbank. Bereits in den beiden Vorquartalen war das spanische BIP um jeweils 0,3 Prozent geschrumpft.

Im Jahresvergleich wird die Verschärfung der Krise noch deutlicher: Demnach fiel die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal binnen Jahresfrist um 1,0 Prozent, nach minus 0,4 Prozent im ersten Vierteljahr. Spaniens Wirtschaft wird durch den drastischen Sanierungskurs der Regierung – mit Einsparungen und Steuererhöhungen – stark belastet. Die Arbeitslosigkeit in Spanien ist mit fast 25 Prozent auf dem höchsten Stand seit Jahrzehnten.

Auf Wachstumskurs frühestens wieder ab 2014
Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet damit, dass die viertgrösste Volkswirtschaft des Eurolandes in diesem Jahr insgesamt um 1,7 Prozent schrumpfen und erst 2014 wieder auf Wachstumskurs gehen wird. Nach Feststellung der Notenbank leidet Spaniens Wirtschaft vor allem unter einer stark nachlassenden Binnennachfrage: Sie schrumpfte nach Angaben aus der vorigen Woche innerhalb eines Quartals um 1,2 (Vorquartal: minus 0,5) Prozent. Nur dem wachsenden Aussenhandel ist zu danken, dass dies nicht voll auf die Wirtschaftsleistung durchschlägt.

Sorgenkind
Spanien gilt als eines der grössten Sorgenkinder im Euroland. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte indes am Wochenende versichert, dass das Land – über die bisher zugesagten 100 Milliarden Euro zur Sanierung der Banken hinaus – keine neuen Hilfen brauche. «Nein, an diesen Spekulationen ist nichts dran», sagte Schäuble der «Welt am Sonntag» auf die Frage, ob Spanien einen Antrag bei den Partnern stellen könnte, dem Rettungsfonds EFSF den Kauf von Staatsanleihen zu ermöglichen.

Die Krise Spaniens, das neben den Banken auch das Problem hoch verschuldeter Regionen hat, hält Schäuble für beherrschbar. Die derzeit hohen Zinsen seien zwar schmerzlich, «und sie schaffen eine Menge Beunruhigung, aber die Welt geht nicht unter, wenn man bei einigen Anleiheauktionen ein paar Prozent mehr zahlen muss». Kurzfristig sei der Finanzbedarf «nicht so gross». (awp/mc/ps)

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