Bund ruft Bevölkerung zu Ruhe und Solidarität auf

Bund ruft Bevölkerung zu Ruhe und Solidarität auf
Darstellung eines Coronavirus. (Bild: Centers for Disease Control and Prevention CDC)

Bern – Das Coronavirus breitet sich in der Schweiz weiter aus. Die Gesundheitsbehörden sprechen von einer Epidemie – und warnen gleichzeitig vor Panikmache. Am wichtigsten sei die Solidarität gegenüber den krankheitsanfälligeren älteren Menschen.

«Wir müssen die verletzlichen Gruppen besonders schützen», sagte Bundesrat Alain Berset am Freitagnachmittag vor den Bundeshausmedien angesichts der Ausbreitung des neuen Coronavirus. Die Zahl der Fälle ist inzwischen auf 210 gestiegen, 181 davon sind bestätigt, in 29 Fällen werden die positiven Tests noch von einem zweiten Labor überprüft.

Trotz des sprunghaften Anstiegs gegenüber dem Vortag appellierte Berset wiederholt an die Bevölkerung. «Wir müssen die Balance finden, um diese Situation zu meistern. Wir müssen ruhig handeln, aber mit der nötigen Bestimmtheit», sagte er. Es gebe bei einem neuen Virus wie dem Sars-CoV-2 nun mal keine Immunität und keinen Impfstoff. Deshalb könne es sich schnell ausbreiten.

Spitäler nicht überrennen
Daniel Koch, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten im Bundesamt für Gesundheit (BAG), nahm vor allem jüngere Menschen in die Pflicht – und solche mit leichten Krankheitssymptomen: «Nur zu denken, ich hätte was, ist kein Grund, auf den Notfall zu rennen», sagte er. Wer nicht zu einer Risikogruppe gehöre und nicht schwer erkrankt sei, müsse über das Wochenende keine Abklärung machen.

Zwar sei die Schweiz jetzt am Rande einer epidemischen Welle – rein technisch gesehen handle es sich sogar um eine Pandemie, sagte Koch. Trotzdem verliefen die allermeisten Fälle mild. Nun gelte es, gemeinsam dafür zu sorgen, dass das auch so bleibe. «Es geht darum, dass wir es dem Virus möglichst schwer machen, in der Bevölkerung zu zirkulieren.» Dann werde die Corona-Welle auch einmal wieder vorbei sein.

Schulschliessungen nicht notwendig
«Die Schweiz gehört zu den Ländern, die konsequent umsetzen, was die Experten empfehlen», sagte Bundesrat Berset. Der Bund ergreife wirksame und verhältnismässige Massnahmen. Er wolle die negativen Entwicklungen auf gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene möglichst gering halten.

Im Fokus haben die Behörden Personen über 65 Jahre mit Atemwegserkrankungen, Bluthochdruck und solche, deren Immunsystem geschwächt ist. «Diese Leute sind gefährdet, diese wollen wir schützen», sagte Koch.

Von Schulschliessungen hält Koch nichts. Dann würden die Kinder zu Hause von den Grosseltern betreut. «Das ist nicht die Situation, die wir jetzt brauchen.» Kinder mit Fieber gehörten aber ohnehin nicht in die Schule.

Tessin erhält Hilfe von der Armee
Um die zivilen Behörden zu entlasten, sollen nun auch Armeeangehörige eingesetzt werden. Dazu braucht es ein Gesuch eines Kantons an den Bund. Maximal 800 Personen könnten während dreier Wochen eingesetzt werden. Das hat der Bundesrat an seiner Sitzung vom Freitag beschlossen.

Bereits bewilligt wurde ein Gesuch aus dem Tessin. Diesem werden nun zwei Ambulanzen zur Verfügung gestellt. Gemäss Militärgesetz muss die Bundesversammlung den Assistenzdiensteinsatz genehmigen, wenn mehr als 2000 Angehörige der Armee aufgeboten würden oder der Einsatz länger als drei Wochen dauern würde.

Längere Verbote in Abklärung
Im Kanton Waadt war am Donnerstag eine 74-jährige Frau an den Folgen der Viruserkrankung Covid-19 gestorben. Dies dürfte kein Einzelfall bleiben. Die Schweiz befinde sich aber weit weg von einer ausserordentlichen Lage, die Notrecht rechtfertigen würde, betonte Bundesrat Berset vor den Medien.

Ob das vergangene Woche erlassene Verbot von Grossveranstaltungen über 1000 Personen über den 15. März hinaus gilt, entscheidet der Bundesrat voraussichtlich nächsten Freitag. Auch über weitere Begleitnahmen will er dann entscheiden. Wird das Verbot verlängert, prüft der Bund bis am 20. März Begleitmassnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen.

Grippemeldesystem anpassen
Schliesslich macht der Bund auch finanzielle Mittel locker. 5 Millionen Franken hat der Schweizerische Nationalfonds (SNF) für die Forschung zum Coronavirus gesprochen. Internationale Gesundheitsorganisationen werden mit weiteren 4 Millionen Franken unterstützt.

Zudem kündigte Koch vom BAG an, das auf die saisonale Grippe ausgerichtete Sentinella-Meldesystem auf das Coronavirus anzupassen. Das erlaube künftig eine Hochrechnung von Fällen. (awp/mc/pg)

BAG
BAG – So schützen wir uns

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