Syrien: Obama treibt Militäreinsatz voran – Damaskus droht

Syrien: Obama treibt Militäreinsatz voran – Damaskus droht

US-Präsident Barack Obama. (Official White House Photo by Amanda Lucidon)

Washington / Damaskus / Moskau – Die USA, Grossbritannien und Frankreich sind bereit für einen Militärschlag gegen Syriens Machthaber Baschar al-Assad. Alle drei Staaten und die Arabische Liga beschuldigen das Regime in Damaskus, mit dem Einsatz von Giftgas Hunderte Menschen bei Damaskus getötet zu haben, darunter zahlreiche Kinder.

Die US-Regierung hat nach eigenen Angaben keine echten Zweifel an der Verantwortung des syrischen Regimes für den Chemiewaffen-Angriff in der vergangenen Woche. Der Sender NBC berichtete, die Raketenangriffe auf Ziele in Syrien könnten bereits an diesem Donnerstag beginnen.

Noch diese Woche sei mit der Veröffentlichung der Geheimdiensterkenntnisse zu dem Vorfall zu rechnen, sagte Regierungssprecher Jay Carney am Dienstag in Washington. US-Präsident Barack Obama berate derzeit mit seinem Nationalen Sicherheitsteam, dem Kongress und Alliierten über eine Antwort auf diese «eklatante Verletzung internationaler Normen».

Noch sei eine Entscheidung aber nicht gefallen, sagte Carney. Aber es müsse eine Antwort geben, sagte Carney.

Regimewechsel nicht US-Ziel
Carney bekräftigte, dass Obama den Einsatz von Bodentruppen ablehne, sonst aber alle Optionen – auch nicht-militärische – weiter in Betracht gezogen würden. Er betonte zudem, dass die Reaktion nicht darauf abziele, einen Regimewechsel in Syrien herbeizuführen. «Die Lösung dieses Konfliktes muss durch politische Verhandlungen und Ergebnisse erfolgen», sagte Carney.

Auch der britische Regierungschef David Cameron und sein Stellvertreter Nick Clegg betonten, dass mögliche militärische Schritte gegen Syrien mit dem vermuteten Einsatz von Chemiewaffen durch das Regime zusammenhingen.

Clegg betonte, es gehe nicht darum, die syrische Regierung zu stürzen oder den Syrien-Konflikt zu lösen. Es gehe darum, «legale, konkrete und verhältnismässige Massnahmen zu ergreifen, die ein Signal senden, dass der Einsatz von Chemiewaffen heutzutage unhaltbar ist.»

Syriens Regime will sich verteidigen
Das Assad-Regime kündigte an, es werde sich verteidigen. «Wir sind kein Häppchen, das man so einfach verspeisen kann. Wir werden die anderen überraschen», drohte Aussenminister Walid al-Muallim. Die syrische Exil-Opposition wurde nach eigenen Angaben über einen bevorstehenden Militärschlag gegen das Regime informiert.

NBC berichtete weiter, die Angriffe würden sich über drei Tage erstrecken und seien in ihrem Umfang begrenzt. Das hätten namentlich nicht genannte ranghohe Regierungsbeamte in Washington mitgeteilt, meldete der Sender. Nach Informationen der «Washington Post» würde das US-Militär Marschflugkörper von Kriegsschiffen abfeuern, die jetzt schon im Mittelmeer kreuzen, oder Langstreckenbomber einsetzen.

Die USA können offenbar auf die Hilfe von Ländern wie Frankreich, Grossbritannien und die Türkei bauen. In London wurde das Parlament für eine Sondersitzung am Donnerstag aus dem Urlaub geholt.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hielt sich die Entscheidung über eine deutsche Beteiligung allerdings weiter offen.

Arabische Liga beschuldigt Damaskus
Auch die Arabische Liga gab dem Regime in Damaskus die Schuld an den Attacken; der Rat der Liga verurteilte «dieses abscheuliche Verbrechen».

Gleichzeitig forderte er die Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates auf, «ihre Differenzen beizulegen, damit eindeutige Massnahmen ergriffen werden können, die den Menschenrechtsverletzungen und dem Völkermord durch das syrische Regime ein Ende setzen».

Das UNO-Team aus Chemiewaffen-Experten, das die Vorwürfe in den Vororten von Damaskus untersuchen soll, musste seine Arbeit wegen der angespannten Sicherheitslage unterbrechen.

Israel ist nach den Worten von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf alle Szenarien vorbereitet. «Wir sind nicht Teil des Bürgerkriegs in Syrien, aber wenn wir irgendeinen Versuch identifizieren, uns anzugreifen, werden wir mit aller Härte reagieren», sagte Netanjahu in Tel Aviv.

Russland blockiert weiterhin
Syriens Schutzmacht Russland, die ein gemeinsames Vorgehen der Staatengemeinschaft im UNO-Sicherheitsrat immer wieder blockiert hatte, warnte mit scharfen Worten vor einem Militärschlag. Auch nach Ansicht des Irans würde ein Angriff gegen Syrien ein Chaos im gesamten Nahen Osten auslösen. (awp/mc/upd/ps)

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