Trotz ‹Dreamliner›-Desaster: Boeing setzt auf Wachstumskurs

Trotz ‹Dreamliner›-Desaster: Boeing setzt auf Wachstumskurs

Chicago – Alles dreht sich bei Boeing um den «Dreamliner». Doch der Flugzeugbauer aus den USA blendet die drohenden Belastungen durch das Flugverbot und mögliche neue Entwicklungskosten für die feuergefährdete Elektrik des Langstreckenjets kurzerhand aus. Für das laufende Jahr stellte der Airbus-Konkurrent am Mittwoch mehr Auslieferungen, einem höheren Umsatz und einen stabilen Gewinn in Aussicht. Das alles steht unter der Voraussetzung, dass das «Dreamliner»-Desaster keine nennenswerten Geldsummen schluckt. Die Suche nach den Ursachen für das Feuer in einer «Dreamliner»-Maschine und eine geschmorte Batterie in einer anderen geht unterdessen weiter.

Für die Boeing-Aktie ging es nach den Nachrichten nach oben. Zum Handelsstart in New York legte das Papier um 0,62 Prozent auf 74,11 Dollar zu, nachdem das Unternehmen im vergangenen Jahr besser abgeschnitten hatte als erwartet.

Dreamliner-Lösung im Fokus
Derzeit geht es allerdings auch für die Boeing-Führung vor allem um das jüngste Flugzeugmodell, Boeing 787 «Dreamliner». «Unsere erste Aufgabe für 2013 ist, das Batterieproblem der 787 zu lösen und die Flugzeuge sicher wieder in die Luft zu bringen», sagte Konzernchef Jim McNerney. Zu den möglichen Kosten schwieg er sich allerdings aus. Für das laufende Jahr peilt die Konzernspitze einen Gewinn je Aktie von 5,00 bis 5,20 US-Dollar an. Der Umsatz soll auf von 82 bis 85 Milliarden Dollar zulegen.

Dafür hat Boeing die Produktion der Verkehrsflugzeuge weiter angekurbelt. Im laufenden Jahr sollen nach 601 gefertigten Flugzeugen im vergangenen Jahr diesmal 635 bis 645 neue Jets die Werkshallen verlassen, verspricht die Boeing-Führung. So werden inzwischen jeden Monat 38 Exemplare des Mittelstreckenjets 737 fertig, im kommenden Jahr sollen es schon jeweils 42 Maschinen des Typs sein.

Produktion läuft weiter
In das neue Produktionsziel für 2013 hat Boeing allerdings auch mehr als 60 Exemplare des Langstreckenjets 787 «Dreamliner» eingerechnet. Dessen Produktion läuft nach den Zwischenfällen von Mitte Januar den Angaben zufolge weiter – mit zuletzt fünf Exemplaren pro Monat. Die Auslieferung ist jedoch gestoppt, seit die Aufsichtsbehörden ein Flugverbot für alle Maschinen des Typs verhängt haben.

Auslöser für das Verbot ist ein Feuer in einem «Dreamliner» von Japan Airlines in Boston und wenig später die Notlandung einer Maschine von All Nippon Airways, bei der eine schmorende Batterie eine Rauchentwicklung ausgelöst hatte. Von rund 850 bestellten Maschinen stehen jetzt 50 an Flughäfen in aller Welt am Boden. Mehrere Fluggesellschaften haben bereits Schadenersatzforderungen angekündigt.

Ermittlungen laufen weiter
Auf der Suche nach der Brandursache haben in den vergangenen Tagen hatten Experten der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB und Boeing bereits die Hilfsturbine, das Ladegerät und die vom Feuer beschädigte Batterie unter die Lupe genommen. Die Ursache des Brandes konnten sie dabei jedoch nicht entdecken. Jetzt überprüfen die Experten die Steuerungsplatine der Batterie auf mögliche Mängel.

Ausserdem sollen frühere Probleme mit den «Dreamliner»-Batterien Hinweise auf die Brandursache liefern. So hatte All Nippon Airways bereits vor der Notlandung in zehn Fällen die Batteriesysteme bei dem Flugzeugtyp austauschen müssen. Auch Japan Airlines berichtete von einer Reihe von Schwierigkeiten. Diese hätten aber nicht die Sicherheit gefährdet und keine Flugausfälle zur Folge gehabt.

Mehr Gewinn als erwartet
Boeings Jahresabschluss für 2012 war von diesen Problemen noch nicht getrübt. Der Flugzeugbauer steigerte seinen Umsatz um 19 Prozent auf 81,7 Milliarden Dollar. Der Gewinn ging wegen hoher Pensionsverpflichtungen um drei Prozent auf 3,9 Milliarden Dollar zurück, übertraf aber immer noch die Erwartungen der Analysten. Der Gewinn je Aktie schrumpfte um vier Prozent auf 5,11 Dollar.  (awp/mc/pg)

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