US-Medienkonzern Tribune gibt Traditionszeitungen ab

US-Medienkonzern Tribune gibt Traditionszeitungen ab

Chicago – Vor dem Hintergrund eines schwierigen Zeitungsgeschäfts spaltet sich ein weiterer US-Medienkonzern auf. Die Tribune Company wird ihr Verlagsstandbein mit traditionsreichen Titeln wie der «Chicago Tribune», «Los Angeles Times» oder «The Baltimore Sun» in ein eigenständiges Unternehmen auslagern und dessen Anteile unter ihren Aktionären verteilen. Im Stammhaus verbleiben vor allem die 42 lokalen Fernsehsender.

Die Aufspaltung schaffe mehr Flexibilität und stärke die Wettbewerbsfähigkeit «in einer sich rasant wandelnden Medienlandschaft», erklärte Konzernchef Peter Liguori in Chicago. Das Fernsehgeschäft gilt als einträglicher als Zeitungen. Letztere leiden nicht nur unter einem Rückgang der Leserschaft, sondern auch unter einer Abwanderung der Werbekunden ins Internet. Dort erwirtschaften Konzerne wie Google , Yahoo oder Facebook dank der Anzeigenflut dicke Gewinne.

Auf den Spuren von Rupert Murdoch
Die Tribune Company geht einen ähnlichen Weg wie die grössere News Corp. von Rupert Murdoch. Der australisch-amerikanische Medienzar hatte Ende Juni die Aufspaltung seines Imperiums durchgezogen. Dabei trennte er Zeitungstitel wie das «Wall Street Journal» oder die britische «Sun» von seinen Fox-Fernsehsendern und seinem Hollywood-Studio 20th Century Fox ab. Auch der Bezahlsender «Sky Deutschland» gehört zu Murdochs Medienreich.

2,7 Mrd Dollar für TV-Stationen
Bei der Tribune Company gibt es schon länger Spekulationen, dass sie ihre Zeitungstitel verkaufen könnte. Das Unternehmen war erst Ende vergangenen Jahres der Insolvenz entkommen und arbeitet an einer Neuaufstellung. Sichtbarstes Zeichen war die Ankündigung in der vergangenen Woche, für 2,7 Milliarden Dollar insgesamt 19 TV-Stationen zu übernehmen. Damit stieg die Tribune Company zu einem der grössten Anbieter lokaler Fernsehprogramme in den USA auf.

Buffet setzt auf Zeitungen
Umgekehrt gibt es allerdings auch Investoren, die gerade jetzt in Zeitungen einsteigen – auch weil sie günstig zu haben sind. So hatte Warren Buffett über seine Investmentholding Berkshire Hathaway rund 70 lokale Blätter übernommen und dabei betont, er wolle Geld verdienen. Ihm gehörten schon die «Buffalo News» und er ist Grossaktionär der «Washington Post». Auch der als konservativ geltende US-Industriemagnat Charles Koch äusserte jüngst Interesse am Gedruckten.

Auf dem Markt ist unter anderem der «Boston Globe», der zum Verlag der «New York Times» gehört. Auch ein Verkauf der insgesamt acht Tribune-Titel wäre weiterhin denkbar. Denn bis ein endgültiger Plan zur Aufspaltung vorliegt, vergeht nach Schätzungen des Managements bis zu einem Jahr. Wenn alles glatt verläuft, wird der Verlag unter dem Namen Tribune Publishing Company firmieren. Beide Firmenteile kämen auf einen Jahresumsatz von mehr als 1 Milliarde Dollar. (awp/mc/pg)

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