VW-Konzern verdient trotz Krise in der Branche deutlich mehr

VW-Konzern verdient trotz Krise in der Branche deutlich mehr
(Foto: Volkswagen AG)

Wolfsburg – Der Volkswagen-Konzern geht weiter gestärkt durch die Branchenkrise in der Automobilindustrie. Im vergangenen Jahr steigerten die Wolfsburger Umsatz und Gewinn überraschend deutlich. Die Aktionäre sollen eine spürbar höhere Dividende bekommen. Gleichwohl warnte Finanzchef Frank Witter am Freitag laut Mitteilung vor möglichen Problemen im neuen Jahr: «Dieses Jahr gehen wir erneut von herausfordernden Marktbedingungen aus, so dass die Erreichung unserer anspruchsvollen Ziele ein Kraftakt für das gesamte Unternehmen wird.»

Der auf die Aktionäre entfallende Konzerngewinn kletterte im Vergleich zum Vorjahr um fast 13 Prozent auf 13,3 Milliarden Euro, auch weil die Wolfsburger deutlich weniger Kosten für die Bewältigung der Dieselaltlasten verbuchen mussten. Diese sanken auf Jahressicht von 3,2 auf 2,3 Milliarden Euro. Die Dividende für Vorzugsaktionäre soll von 4,86 Euro auf überraschend hohe 6,56 Euro steigen. Stammaktionäre – im Wesentlichen die von der Eigentümerfamilie kontrollierte Porsche-Holding, das Land Niedersachsen und der Staatsfonds aus Katar – bekommen jeweils 6 Cent weniger je Papier.

Umsatzwachstum dank SUVs
Auch weil VW mehr und mehr teure Stadtgeländewagen verkauft, stieg der Umsatz um 7,1 Prozent auf 252,6 Milliarden Euro. Volkswagen hatte vor einigen Jahren bei den SUVs eine Modelloffensive angestossen, auch um Geld für die teure Entwicklung von Elektroantrieben einzuspielen. Auch die Finanzdienstleistungen trugen zum Zuwachs bei, während Wechselkurse sogar einen negativen Effekt hatten. Die weltweiten Auslieferungen insgesamt hatte der VW-Konzern wie bereits bekannt um 1,3 Prozent auf 10,97 Millionen Fahrzeuge gesteigert.

Operativer Gewinn steigt auf 19,3 Mrd Euro
Im Tagesgeschäft stieg der um Sondereinflüsse bereinigte operative Gewinn um 12,8 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro. Damit schnitt VW um einiges besser ab als von Experten erwartet. Mit der bereinigten operativen Marge von 7,6 Prozent lag VW über dem angepeilten Prognosekorridor von bis zu 7,5 Prozent.

Im Autobau flossen dem Unternehmen netto 10,8 Milliarden Euro freie Mittel zu, nachdem die Zahlungen für die Dieselaffäre 2018 zu einem leicht negativen Wert geführt hatten. Die Quote für Forschungs- und Entwicklungskosten ging leicht zurück, der Anteil von Sachinvestitionen am Umsatz blieb stabil. In diesem Jahr würden wohl weitere Auszahlungen für Dieselaltlasten und höhere Abflüsse für Zukäufe fällig, hiess es. Der Mittelzufluss dürfte aber klar positiv bleiben.

Über 30 Mrd Euro an Rechtskosten für Dieselaffäre
Das Unternehmen will an rund 260’000 Diesel-Geschädigte aus der Braunschweiger Musterfeststellungsklage 830 Millionen Euro verteilen. Damit dürfte die gesamte Diesel-Rechnung noch einmal steigen, mittlerweile betragen die weltweiten Rechtskosten mehr als 30 Milliarden Euro. Kunden, die an dem aussergerichtlichen Vergleich teilnehmen wollen, sollen für ihr Fahrzeug je nach Typ und Alter zwischen 1350 und 6257 Euro erhalten.

Für 2020 4% mehr Wachstum im Blick
Den Ausblick für 2020 bestätigte das Unternehmen, der Umsatz soll um bis zu 4 Prozent klettern und damit im besten Fall auf fast 263 Milliarden Euro. Die operative Marge soll nach wie vor zwischen 6,5 und 7,5 Prozent liegen. Anhaltende geopolitische Spannungen und Konflikte sowie länder- und regionsübergreifenden Epidemien, wie aktuell die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus, könnten Auswirkungen auf die Prognose haben, hiess es vom Unternehmen.

Im Bereich Nutzfahrzeuge geht VW von moderat rückläufigen Umsätzen aus. Wichtige Märkte für schwere Nutzfahrzeuge wie Nordamerika und Europa schwächeln derzeit, was auch die Konkurrenten der konzerneigenen Tochter Traton merken, auch Daimler hatte sich zuletzt auf ein schwierigeres Jahr eingestellt.

In China, wo seit rund anderthalb Jahren die Nachfrage schwächelt, hielt VW die Auswirkungen auf die Gewinne 2019 im Zaum. Das anteilige operative Ergebnis der chinesischen Gemeinschaftsunternehmen ging von 4,6 auf 4,4 Milliarden Euro zurück. Mehr Details und Zahlen zu den einzelnen Marken des Konzerns will VW am 17. März vorlegen. (awp/mc/pg)

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