ZEW-Konjunkturerwartungen nach Brexit-Votum auf Talfahrt

ZEW-Konjunkturerwartungen nach Brexit-Votum auf Talfahrt
(Foto: Pixabay)

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Mannheim – Das Brexit-Votum hat die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten auf Talfahrt geschickt. Der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fiel um 26,0 Punkte auf minus 6,8 Zähler, wie das ZEW am Dienstag mitteilte. Das ist der niedrigste Stand seit November 2012. Bankvolkswirte hatten im Mittel mit 9,0 Punkten gerechnet. Die Bewertung der aktuellen Lage trübte sich um 4,7 Punkte auf 49,8 Zähler ein.

«Das Brexit-Votum hat die Finanzmarktexperten mehrheitlich überrascht», kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. «Die deutliche Eintrübung der Konjunkturerwartungen ist massgeblich auf die ungewissen Folgen des Votums für die deutsche Wirtschaft zurückzuführen.» Insbesondere die Sorge um die Absatzmöglichkeiten für Unternehmen und die Stabilität des europäischen Banken- und Finanzsystems dürften den Konjunkturausblick belasten, liess sich Wambach in einer Mitteilung zitieren.

Eurozone noch stärker betroffen
Die Eurozone ist noch stärker von der Stimmungseintrübung betroffen. Der Erwartungsindikator fiel im Juli um 34,9 Prozent auf 14,7 Prozent. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum verschlechterte sich um 2,4 Punkte auf minus 12,4 Punkte.

Eine Stimmungseintrübung nach dem Brexit-Votum sei zwar zu erwarten gewesen, kommentiert Helaba-Experte Ralf Umlauf. «Das Ausmass aber überrascht doch negativ.» Die Indikationen für das Ifo-Geschäftsklima seien damit deutlich negativ. «Allerdings dürften sich die Unternehmen nicht so sehr von den Finanzmarktentwicklungen seit Ende Juni beeinflussen lassen, wie dies bei der ZEW-Umfrage der Fall ist», schreibt Umlauf. Mit Spannung werde jetzt verfolgt, wie gross der «Brexit»-Effekt tatsächlich sei.

«Kein verlässlicher Indikator»
Nach Einschätzung der Commerzbank sind die Daten kein verlässliches Zeichen für eine schon bald deutlich schwächere Konjunktur. «Denn die vom ZEW befragten Finanzanalysten haben auch in der Vergangenheit dazu geneigt, die Auswirkungen bestimmter Ereignisse auf die Wirtschaft zu überschätzen», kommentierte Volkswirt Ralph Solveen die Daten. Einen Einblick in die Stimmungslage bei den Unternehmen werde an diesem Montag erst das Ifo-Geschäftsklima geben. Hier werde ein leichter Rückgang erwartet. (awp/mc/pg)

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