Bernd Bauer, CEO Edelweiss, im Interview

Bernd Bauer, CEO Edelweiss, im Interview
Edelweiss-CEO Bernd Bauer. (Foto: Edelweiss)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Bauer, Omikron ist das aktuellste Kapitel der nicht enden wollenden Pandemie. Inwieweit war oder ist Edelweiss von Krankheitsausfällen betroffen?

Bernd Bauer: Omikron hat auch für Edelweiss vieles verändert. Einerseits sind seit dem damaligen Aufkommen der Virusvariante unsere Passagierzahlen eingebrochen. Andererseits hatten wir bei unseren Mitarbeitenden auch mehr Infektionsfälle. Wir mussten aber glücklicherweise keine Flüge annullieren. Inzwischen sind bei uns die Fälle wieder auf das Niveau vor Omikron zurückgegangen.

Ist die Personalplanung noch herausfordernder geworden, als sie es in den letzten zwei Jahren eh schon war?

Omikron hatte nur kurzfristig einen Einfluss auf unsere Personalplanung. Inzwischen hat sich das wieder beruhigt.

Wie bei der Swiss gilt auch bei Edelweiss eine Impflicht für das Bordpersonal. Wie sind die Reaktionen beim Personal und was passiert mit Angestellten, wenn sie sich nicht impfen lassen wollen?

Die Impfpflicht wird bei uns per 1. März eingeführt. Ab diesem Zeitpunkt werden wir nur noch Crew-Mitglieder auf unseren Flugzeugen haben, welche vollständig geimpft sind. Die überwiegende Mehrheit unserer Mitarbeitenden begrüsst die Impfpflicht. Es gibt aber auch Kolleginnen und Kollegen, welche sich nicht impfen lassen wollen. Dies ist aber eine sehr kleine Gruppe.

Wir haben entschieden, dass wir unseren Mitarbeitenden eine Karenzrist einräumen. Wer sich nicht sofort mit den vorhanden Impfstoffen impfen lassen möchte, kann auf den Totimpfstoff warten. Für das muss allerdings ab dem 1. März bis zum Vorhandensein dieses Impfstoffes ein unbezahlter Urlaub genommen werden. Bei ganz wenigen wird es eventuell zu einer Kündigung kommen.

«Die Impfpflicht wird bei uns per 1. März eingeführt. Ab diesem Zeitpunkt werden wir nur noch Crew-Mitglieder auf unseren Flugzeugen haben, welche vollständig geimpft sind.»
Bernd Bauer, CEO Edelweiss

Welches sind aktuell die grössten Herausforderungen im Umgang mit der Pandemie?

Die Herausforderungen haben sich seit dem Beginn der Pandemie nicht gross verändert. Diese sind nach wie vor Einreisebestimmungen im Ausland oder Quarantäne- und Test-Pflichten in der Schweiz. In diesem Zusammenhang kommt es jeweils zu starken Nachfrageschwankungen. Unter Umständen führen solche Einschränkungen dazu, dass man gewisse Destinationen gar nicht mehr operieren kann. Wir müssen uns dann jeweils sehr kurzfristig auf solche Themen einstellen, die Produktion anpassen und versuchen, auf eine kommerziell sinnvolle Art unsere Flüge durchzuführen.

Blicken wir nach vorne: Edelweiss gibt kräftig Schub, hat den Sommerflugplan ausgebaut, erweitert seine Flotte und stellt neues Kabinenpersonal ein. Woher der Optimismus?

Mit dem Fallen der Corona-Restriktionen in der Schweiz sehen wir aktuell einen starken Zuwachs in der Nachfrage auf der Kurzstrecke. Das stimmt uns positiv. Als das Infektionsgeschehen letzten Sommer sehr niedrig war, stieg die Nachfrage und wir konnten vor allem in der Hochsaison unsere Produktion sehr stark ausbauen. Diesen Sommer werden wir auf der Kurzstrecke gegenüber letztem Jahr 16% mehr Flüge und zahlreiche neue Ferienziele anbieten. Zwei zusätzliche Kurzstreckenflugzeuge werden zur Flotte stossen und wir sind zuversichtlich, dass wir diese Kapazität absetzen können.

Im Langstreckenverkehr haben wir letztes Jahr die Kapazität um zwei Flugzeuge reduziert, so dass wir dieses Jahr nur mit vier Maschinen unsere Hauptdestinationen bedienen werden. Wir freuen uns sehr, dass wir wieder Richtung USA und Kanada abheben können und erwarten gerade in diesen beiden Märkten eine starke Nachfrage.

«Diesen Sommer werden wir auf der Kurzstrecke gegenüber letztem Jahr 16% mehr Flüge und zahlreiche neue Ferienziele anbieten.»

Wie schwierig ist es, in kurzer Zeit 150 Cabin Crew Member zu finden und auszubilden?

Wir bieten einen sehr attraktiven Arbeitsplatz für Kabinenbesatzungen an. Dementsprechend gross ist auch die Nachfrage nach den vakanten Stellen. Wir haben innerhalb der letzten fünf Monate bereits 120 neue Cabin Crew Member einstellen können. Bis im Juni des laufenden Jahres folgen noch weitere 80. So sind wir für die Sommersaison gut gerüstet.

Für den Sommerflugplan bietet Edelweiss nun 75 Ferienziele in 32 Ländern auf ihrem Streckennetz an. Neu werden auch Bergen, Bilbao und Cork angeflogen. Nach welchen Kriterien entscheidet Edelweiss eigentlich über neue Destinationen?

Die Ferien-Bedürfnisse der Schweizerinnen und Schweizer stehen für uns im Fokus. Wir beobachten kontinuierlich den Markt, die Nachfrageströme und Entwicklungen. In Zeiten der Pandemie ist es aber deutlich schwieriger geworden, aus den Zahlen genaue Vorhersagen zu treffen. Grundsätzlich haben sich die nachgefragten Destinationen nicht verändert. Traditionell ist Edelweiss sehr stark bei Warmwasserzielen am Mittelmeer, Ägypten oder den Kanaren. Mit unseren neuen Ferienzielen erweitern wir unser Streckennetz auch gegen Norden.

Im Moment bedient Edelweiss verschiedene Strecken nur mit einem Zwischenstopp. Können Sie uns die Gründe erläutern?

Edelweiss hat sich entschieden, mit einem sehr breiten Angebot die Ferienwünsche unserer Gäste zu erfüllen. Leider ist die Nachfrage aufgrund von Corona-Einschränkungen nicht sehr konstant. Es gibt Destinationen, die lassen sich aufgrund der tieferen Nachfrage gar nicht anders bedienen. Dazu gehört sicher Luxor, Liberia in Costa Rica, Havanna, Colombo und Kilimandscharo.

Im Kurzstreckenbereich kommt es aus kommerziellen Gründen häufiger zu Zusammenlegungen von Flügen. Die Nachfrageschwankungen können dazu führen, dass Destinationen dann kurzfristig zusammengelegt werden. Wir achten aber darauf, dass unsere Gäste mit möglichst wenig Zeitverzug an ihrer Feriendestination ankommen.

«Leider ist die Nachfrage aufgrund von Corona-Einschränkungen nicht sehr konstant. Es gibt Destinationen, die lassen sich aufgrund der tieferen Nachfrage gar nicht anders als mit Zwischenstopps bedienen.»

Welche langfristigen Folgen wird Corona Ihrer Meinung nach auf die Art haben, wie wir reisen?

Im Ferienreiseverkehr werden die langfristigen Folgen gering sein. Den Geschäftsreiseverkehr hat die Pandemie allerdings nachhaltig verändert. Die Unternehmen haben gemerkt, dass man Meetings auch in digitaler Form abhalten kann und so gewisse Reisen vermieden werden können. Diese Möglichkeit besteht im Privatreisebereich nicht. Der Wunsch, die Welt und neue Kulturen zu entdecken, wird auch in Zukunft ein grosses Bedürfnis sein.

Das andere grosse Thema sind die ökologischen Gesichtspunkte der Luftfahrt. Wie lässt sich das Fliegen klimafreundlicher machen?

Nachhaltigkeit in der Luftfahrt kann nur mit viel Forschung im Bereich der synthetischen Kraftstoffe erreicht werden. Das Ziel muss es sein, einen grossen Anteil der fossilen Treibstoffe zu ersetzen. Im Moment ist dies leider noch nicht möglich, da die synthetischen Kraftstoffe noch nicht in der benötigten Menge verfügbar sind. Zudem sind sie bis zu fünfmal teurer als Kerosin.

Wie nehmen Sie bei Edelweiss Verantwortung für das Klima aber auch für die Umwelt insgesamt wahr?

Wir haben schon vor Jahren die Möglichkeit geschaffen, dass man bei der Buchung seine CO2-Emissionen kompensieren kann. Aktuell arbeiten wir an einer Lösung, dass unsere Gäste auch synthetischen Kraftstoff für ihre Flugreise erwerben können und wir diesen beimischen. Vor zwei Jahren haben wir ein komplett neues Bordprodukt eingeführt mit dem Ziel, Plastikabfälle und Foodwaste so weit wie möglich zu reduzieren.

Des Weiteren wird unsere Flugoperation permanent auf ihre Effizienz und Vermeidung von überflüssigem Treibstoffverbrauch geprüft und weiterentwickelt.

Edelweiss ist seit Herbst die offizielle Airline Partnerin des Formel 1-Teams Alfa Romeo. Welche Dienstleistungen umfasst diese Partnerschaft von Seiten Edelweiss – und welche Herausforderungen bringt sie mit sich?

Edelweiss ist die offizielle Airline-Partnerin. Das bedeutet, dass die meisten Flugleistungen bei Edelweiss eingekauft werden. Wie Edelweiss verpflichtet sich auch die Formel 1 zu den UN-Klimazielen und fördert technologische Innovationen.

Herr Bauer, wir bedanken uns für das Interview.

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