John Häfelfinger, CEO BLKB, im Interview

John Häfelfinger, CEO BLKB, im Interview
John Häfelfinger, CEO BLKB. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Häfelfinger, über eine Milliarde Nettoneugeld hat die Basellandschaftliche Kantonalbank im letzten Geschäftsjahr «eingelobt». Waren eher die Zinsen oder die Aktienmärkte «ursächlich»?

John Häfelfinger: Die BLKB ist eine sichere Bank. Dies zeigt sich nicht nur in der soliden Eigenkapitaldeckung oder beim ausgezeichneten Ranking von Standard and Poor’s, sondern auch im Vertrauen, das die Kundinnen und Kunden in uns haben. Das Vertrauen manifestiert sich im Netto-Neugeldzufluss. Wobei der Zuwachs breit gestützt ist. Der Anteil an privaten Kundinnen und Kunden liegt bei etwas mehr als der Hälfte. Dank der gestiegenen Zinsen ist die Geldanlage, vor allem in Festgeldern, wieder attraktiver geworden – insbesondere bei Firmen. Die Kundschaft hat das Neugeld in der Berichtsperiode jedoch auch in Wertschriften angelegt.

Der Konzerngewinn stieg von 130,2 auf 152,5 Millionen. Haupttreiber war das Zinsdifferenzgeschäft. Ändert sich durch das momentane Wechselbad bei den Hypo- und sonstigen Zinsen viel für Ihre Bank?

Die BLKB hat von ihrem Eigner einen klaren Leistungsauftrag, der die Strategie und deren Operationalisierung stark prägt. Die Bank hat den Zweck, im Rahmen des Wettbewerbs und ihrer finanziellen Möglichkeiten, zu einer ausgewogenen Entwicklung des Kantons und der Region Nordwestschweiz beizutragen. Wir stehen für fairen Umgang mit Kundinnen und Kunden. Auch im Negativzinsumfeld war die BLKB darum bemüht, auf den Konten keine Negativzinsen zu belasten und hat dies nur in Einzelfällen und nicht bei Kleinsparern getan. Die BLKB gibt die Zinserhöhung an ihre Kundinnen und Kunden weiter und hat 2023 mehrmals die Zinsen für verschiedene Produkte angepasst.

«Auch im Negativzinsumfeld war die BLKB darum bemüht, auf den Konten keine Negativzinsen zu belasten und hat dies nur in Einzelfällen und nicht bei Kleinsparern getan.»
John Häfelfinger, CEO BLKB

Die ohnehin tiefen Rückstellungen nahmen im letzten Jahr weiter ab. Demnach ist das Baselbiet extrem solide unterwegs?

Nicht überraschend hat gerade die Frage nach Sicherheit und Vertrauen die Bankenbranche im Vorjahr stark geprägt. Die Vorgaben des Kantons aus der Eignerstrategie haben wir in fast allen Bereichen übertroffen – unsere Profitabilität liegt über dem Zielwert, und wir sind keine besonderen Risiken eingegangen. Die Eigenmittel Konzern belaufen sich zum Stichtag 31.12.2023 auf 2.8 Milliarden Franken. Wir liegen damit 797 Millionen über den regulatorisch geforderten Eigenmitteln. Wir sind eine äusserst sichere Bank und verfügen mit dem AA+ von Standard and Poors’s über ein Top-Rating.

«Nicht überraschend hat gerade die Frage nach Sicherheit und Vertrauen die Bankenbranche im Vorjahr stark geprägt.»

Im Halbkanton liegt Ihr Marktanteil bei 50 Prozent. Ich nehme an, sie wollen diesen Anteil weiter steigern? Auf wieviel?

Das stimmt natürlich: Zurzeit hat jede zweite Person eine Bankbeziehung mit uns. Einen prozentualen Zielwert anzugeben wäre allerdings nicht der richtige Ansatz. Wir wollen die BLKB weiterhin als langfristig erfolgreiche und sichere Bank positionieren und die Top-Vorsorge- und Anlagebank in der Region und die führende Unternehmer- und Immobilienbank in der Nordwestschweiz sein. Hierzu werden wir unser Geschäftsmodell entlang den Kundenbedürfnissen, dem Markt, der Technologie und den regulatorischen Anforderungen weiterentwickeln.

Kommen wir zum Handelsgeschäft, das sich im letzten Jahr fast verdoppelt hat. Worauf ist das zurückzuführen?

Die Zunahme ist unter anderem auf die steigenden Wechsel-Aktivitäten, nicht zuletzt getrieben durch die Gewinnung von Neu-Kunden, in Fremdwährungen sowie auf das Emissionsgeschäft zurückzuführen.

Sie haben den Personalbestand um genau Hundert Köpfe erhöht. Liegt das in erster Linie an der neuen Nachhaltigkeitsbank radicant?

Der Personalbestand ist einerseits auf Erhöhungen bei der Tochtergesellschaft radicant bank ag, andererseits aber auch auf Aufstockungen beim Stammhaus zurückzuführen. Beim Stammhaus hat man das indifferente Geschäft sowie die Risikomanagementfunktionen ausgebaut. Ebenfalls sind hier Personalaufwände für die Tochtergesellschaft BLKB Management Fund AG, vormals BLKB Services AG, enthalten.

Die Cost/Income-Ratio ist 2023 mit etwas über 50 Prozent sehr gut. Wie gelang das trotz höherem Personalbestand?

Durch den gestiegenen Geschäftsertrag sowie eine hohe Kostendisziplin können der gestiegene Personalaufwand und somit der höhere Personalbestand mehrheitlich kompensiert werden.

Bei radicant begleitet ein CO2-Footprint-Tracker Kunden auf Schritt und Tritt für jede Transaktion und jede ausgelöste Zahlung. Wird die neue Bank auch die ältere Generation ansprechen?

Der CO2-Footprint-Tracker ist ein Zusatzangebot der radicant bank. Im Vordergrund steht die digitale und auf Nachhaltigkeit-ausgerichtete Vermögensverwaltung. Die Kontoeröffnung sowie die Handhabung der Radicant App ist sehr kundenfreundlich. Radicant spricht somit unabhängig vom Alter alle Kundinnen und Kunden an, welche sich für Nachhaltigkeit interessieren und Freude an digitalen Produkten haben.

«Der CO2-Footprint-Tracker ist ein Zusatzangebot der radicant bank. Im Vordergrund steht die digitale und auf Nachhaltigkeit-ausgerichtete Vermögensverwaltung.»

Die neue Neo-Bank will sämtliche 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen fördern. Das ist ein sehr sympathischer Ansatz angesichts der vergangenen Grossbankenskandale. Kann so etwas die Bankenlandschaft verändern?

Nachhaltiges Anlegen ist per se nichts Neues. Die BLKB hat bereits vor zehn Jahren ihre Anlageprodukte auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Dies ist nicht aus moralischen oder politischen Überzeugungen passiert. Wir sind der Überzeugung, dass nachhaltiges Anlegen Risiken reduziert und zukunftsorientierte Firmen und Geschäftsmodelle anvisiert. Bei radicant können Anlegerinnen und Anleger mit den auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen ausgerichteten Produkten speziell in Geschäftsfelder investieren, welche ihnen wichtig sind.

Im Moment ist ein nachhaltiger BLKB-Immobilienfonds im Aufbau. Welche weiteren Fonds sind in der Pipeline?

Die BLKB Fund Management AG hat im Januar 2024 mit dem Erhalt der Fondsleitungsbewilligung der FINMA einen wichtigen Meilenstein erreicht. Der nachhaltige BLKB-Immobilienfonds befindet sich zurzeit im Aufbau. Ab April 2024 bietet das Real Estate Advisory Dienstleistungen der strategischen Immobilienberatung für Eigentümerinnen und Eigentümer von Rendite- und Betriebsliegenschaften an. Auf Ebene Stammhaus haben wir im Februar unseren neusten Fonds, den BLKB Bond Fund lanciert. Wir bieten damit in Ergänzung zu unseren aktiven Next Generations- und passiven iQ Aktienfonds zusätzlich einen Obligationen-Fonds an, der als aktiv oder passiv gemanagter Fonds zur Verfügung steht. Damit bieten wir unseren Kunden ein tolles und breites eigenes Angebot. Wir beobachten kontinuierlich den Markt und die Bedürfnisse unserer Kunden. Wir werden bei Bedarf zusätzliche Fonds lancieren, welche wir dann zu gegebener Zeit kommunizieren würden.

Was beinhaltet die digitale Vermögensverwaltungslösung «Digifolio» alles?

Digifolio ist eine digitale Vermögensverwaltung, welche individuelle Anlagestrategien im Self Service ermöglicht. Kundinnen und Kunden können in passiv gemanagte ETF und Indexfonds investieren, wobei sie ihre Strategie jederzeit praktisch kostenlos anpassen können. Neben einer breiten Diversifikation und der vollen Transparenz wird die geringe Verwaltungsgebühr von 0.75 % beim Digifolio geschätzt.

Der Kanton Basel-Landschaft fördert den Eigenheimbesitz mit einer Bausparprämie von bis zu 25’000 Franken. Bringt das Schub im teuren Bau?

Was die Bautätigkeit betrifft, sehen wir derzeit generell drei Hauptfaktoren, die das Bauen erschweren. Das gestiegene Zinsniveau, die gestiegenen Baukosten sowie die generelle Zunahme der Regulierung. Wir vermuten, dass die neue Bausparprämie vor allem den Erwerb von Bestandsliegenschaften fördern könnte.

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