Eugen Elmiger, CEO Maxon Motor

Eugen Elmiger, CEO Maxon Motor

Eugen Elmiger, CEO Maxon Motor. (Foto: Maxon Motor)

Von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Elmiger, fünf Millionen Gleichstrommotoren in 12000 Varianten. Ist das die Maxon-Produktion nur eines Jahres?

Eugen Elmiger: Korrekt. Und gerade diese Vielfalt und Flexibilität in der Antriebsselektion ist die grosse Stärke von maxon motor; gleichzeitig aber auch eine grosse Herausforderung. Der Trend hin zu noch mehr kundenspezifischen Präzisionsantrieben hält weiterhin an. Deshalb intensivieren wir seit einiger Zeit Massnahmen zur Optimierung von unserer Wertschöpfungskette und unseren Prozessen.

Wie muss man sich die individuelle kundenspezifische Produktion dieser 12000 Varianten vorstellen? Läuft da ein Computerprogramm im Hintergrund?

Wir haben entsprechende Prozesse und Produktionstools entwickelt, welche uns unterstützen. Seit 2012 kann unsere neuste maxon DCX-Serie online konfiguriert werden. Per Click erhalten User ein kundenspezifisches Antriebssystem, gleich mit allen CAD- und Produktdaten. Hier greifen wir beispielsweise auf das maxon DCX Standard Baukasten System zurück. Dieses umfasst Motoren, Getriebe, Sensoren und Elektronik. Zusätzlich ergänzen wir den Baukasten mit mechanischen sowie elektrischen Anpassungsfunktionen. Unsere Kunden haben somit mehr Möglichkeiten und wir gleichzeitig weniger Aufwand in der Konstruktion und Produktion. Zudem sind wir viel schneller. Was früher Wochen gedauert hat, wird heute nach spätestens 11 Tagen vom Schweizer Standort ausgeliefert.

«Wir sind jetzt viel schneller. Was früher Wochen gedauert hat, wird heute nach spätestens 11 Tagen vom Schweizer Standort ausgeliefert.»
Eugen Elmiger, CEO Maxon Motor

Maxon-Antriebe brauchen für die Magnete die Seltene Erde Neodym. Könnte es einmal zu Engpässen bei diesem Rohstoff kommen?

Viele innovative Produkte wie Hybridfahrzeuge, Mobiltelefone oder eben präzise Miniantriebe sind auf Metalle der Seltenen Erden angewiesen. Und diese Ressourcen sind, wie alle andern auch, nicht unbegrenzt verfügbar. Das öffentliche Interesse an den Seltenen Erden wurde aber erst vor ein paar Jahren aufgrund der Kostenexplosion geweckt. Die Preise sind allerdings in den letzten Monaten wieder etwas gefallen und verharren auf einem stabilen, jedoch immer noch hohen Niveau.  Die Verunsicherungen, getrieben durch Investoren und die limitierten Vorkommen, welche heute immer noch fast ausschliesslich in China gefördert werden, haben uns bewogen, alternative Technologien zu prüfen. Bei diesen kommen weniger oder gar keine Seltenen Erden mehr zum Einsatz.

Welches sind im Weiteren die wichtigsten Komponenten im Sourcing bei maxon?

Vor allem Elektronikteile.

«Materialkosten bis zu 80 % des Verkaufspreises sind möglich.»

Wie viel Prozent vom Verkaufserlös machen, denn die Rohstoffkosten im Schnitt aus?

Aufgrund unserer grossen Variantenvielfalt kann ich Ihnen keine generelle Antwort auf diese Frage geben. Materialkosten bis zu 80 % des Verkaufspreises sind aber möglich.

Nach Deutschland und Ungarn haben Sie neu einen Produktionsstandort in Südkorea eröffnet. Im Moment ist diese mit 11 Mitarbeitern noch klein. Wie wichtig wird der asiatische und pazifische Raum in Zukunft für die Expansion von Maxon werden?

Hinsichtlich der immer kurzfristiger werdenden Aufträge und Entscheidungen unserer Geschäftspartner sind wir darauf angewiesen, flexibel auf diese Bedürfnisse reagieren zu können. Das bedingt, dass wir neben lokalen Engineering-Dienstleistungen auch schneller vor Ort produzieren können müssen.

Im deutschen Sexau stellen Sie auch keramische Dentalimplantate und Bohrer her. Gibt es da eine Zusammenarbeit mit den beiden grossen Schweizer Dentalfirmen Straumann und Nobel Biocare?

Wir haben Kontakt zu führenden globalen Implantateherstellern.

In der Dentalbranche kam es während der Finanzkrise zu einem überraschend deutlichen Einbruch. Ich nehme an, Sie spüren davon nichts mehr?

Das ist so.

Maxon stellt auch Getriebe und Sensoren her. Gibt es in letzterem Bereich eine sensationelle Neuentwicklung oder bleibt der Hall-Sensor weiter Mass der Dinge?

Neben Hall-Sensoren setzt maxon motor auch Magneto Resistive, Optische, Kapazitive und Induktive Sensoren ein – je nach Anwendungsfall.

Maxon-Produkte kann der Kunde auch online bestellen. Wieviel läuft über diesen Vertriebskanal?

Er wächst von Jahr zu Jahr und ist ein weiteres gutes Instrument, um unsere Effizienz zu steigern.

«Es geht jetzt darum, in der Schweiz mehr Menschen für Technikberufe begeistern zu können und zu Ingenieuren ausbilden zu lassen.»

Ein Zehntel Ihres Umsatzes fliesst wieder in Forschung&Entwicklung zurück. Dadurch, dass ihre Motoren bei allen Marsmissionen zum Einsatz kommen, ist Maxon nun sehr bekannt. Das trägt sicher dazu, Talente nach Sachseln in Obwalden zu locken. Wie aber wird sich die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative auf Ihre F&E-Aktivitäten auswirken?

Kontingente machen uns die Suche nach qualifizierten Ingenieuren und Fachkräften sicher nicht einfacher. Es geht jetzt darum, in der Schweiz mehr Menschen für Technikberufe begeistern zu können und zu Ingenieuren ausbilden zu lassen.

Als privates Firmenunternehmen hat Maxon eine gewaltige Grösse. Die Hälfte der über 2000 Mitarbeitenden arbeitet in Sachseln. Wo stellen Sie im Moment am stärksten ein?

Wir bauen unsere Belegschaft gegenwärtig nicht aus.

Zur Person:
Eugen Elmiger ist seit 1991 bei maxon motor tätig. Ende der 90er Jahre hat er den Auf- und Ausbau des Verkaufsnetzwerks in Asien wesentlich vorangetrieben. Seit 2006 ist er in der Geschäftsleitung verantwortlich für Verkauf und Marketing sowie seit Januar 2010 Sprecher der Geschäftsleitung. Elmiger studierte Elektrotechnik und absolvierte Weiterbildungen an der Universität St. Gallen und an der Stanford Business School.

Zum Unternehmen:
maxon motor ist der weltweit führende Anbieter von hochpräzisen Antriebssystemen. Mehr als 50 Jahre Erfahrung, stetige Innovation, höchste Qualität der Produkte und kompetenter Kundenservice machen maxon motor zum verlässlichen Partner in der Antriebstechnik. maxon motor ist ein Schweizerisches Unternehmen mit Hauptsitz in Sachseln (Zentralschweiz) und beschäftigt international über 2000 Mitarbeitende. Vertriebsgesellschaften in 40 Ländern sorgen für kundennahe Betreuung. maxon motor produziert sowohl am Hauptsitz in der Schweiz als auch in Deutschland, Korea und Ungarn.

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