Felix Sulzberger, CEO Calida im Interview

Felix Sulzberger, CEO Calida im Interview

Felix Sulzberger, CEO Calida. (Foto: Calida)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Sulzberger, Calida erzielt mittlerweile drei Viertel des Umsatzes im Euroraum und leidet entsprechend unter der Franken- und Dollar-Stärke. Der Umsatz ging im 1. Halbjahr um fast 15 % auf 168,1 Mio Franken zurück, das operative Betriebsergebnis lag 63 % tiefer als vor einem Jahr. Haben sich Ihre Befürchtungen nach Aufhebung des Mindestkurses durch die Nationalbank damit bewahrheitet?

Felix Sulzberger: 10 % des Umsatzrückganges sind auf den neuen Franken-Euro Kurs zurückzuführen. Das tiefere Betriebsergebnis ist zu zwei Drittel auch dem tieferen Euro im Verhältnis zum Schweizer Franken und zum US-Dollar zurückzuführen und zu einem Drittel eine Folge des nicht währungsbedingten Umsatzrückganges von 4.8 %.

Welche weiteren Faktoren haben das Geschäft belastet? 

Der nicht währungsbedingte Umsatzrückgang von 4.8 % ist primär eine Folge der Neupositionierung der Marke Lafuma Outdoor und von Oxbow. Zudem litten alle Marken unter einer schwachen Konsumnachfrage im ersten Halbjahr, die sich jedoch in den letzten zwei Monaten stabilisiert hat.

Die Stammmarke Calida als grösste der fünf Calida-Divisionen hielt sich mit einer Umsatzeinbusse von 1% währungsbereinigt vergleichsweise gut. Hier fällt das massive Wachstum von fast 33 % der Direktverkäufe über das Internet auf. Welchen Anteil haben die Online-Verkäufe mittlerweile am Umsatz, für die Traditionsmarke Calida einerseits, für die gesamte Gruppe andererseits? 

Unsere Online-Verkäufe sind bei allen Marken stark steigend. Über den eigenen Webshop erzielen die Marke Calida und auch die Gruppe rund 2 % des Umsatzes. Dazu kommen noch Online-Verkäufe unserer Wholesalekunden, die über eigene Web-Shops verfügen.

«Die Neupositionierung der Marke Lafuma Outdoor ist nun abgeschlossen und für die zweite Jahreshälfte erwarten wir ein Wachstum für alle drei Marken der Millet Mountain Group.»
Felix Sulzberger, CEO Calida

Die Millet Mountain Group als umsatzmässig zweitstärkste Division verzeichnete vor allem wegen der Marke Lafuma Outdoor einen Umsatzrückgang von 11 %. Welche Hoffnungen verbinden Sie mit der zweiten, für Millet Mountain wichtigeren Jahreshälfte?

Der Umsatzrückgang bei der Millet Mountain Group ist auf die Neupositionierung der Marke Lafuma Outdoor zurückzuführen. Die Marken Millet und Eider konnten im 1. Halbjahr ein leichtes Umsatzwachstum verzeichnen. Die Neupositionierung der Marke Lafuma Outdoor ist nun abgeschlossen und für die zweite Jahreshälfte erwarten wir ein Wachstum für alle drei Marken der Millet Mountain Group.

Welches Wachstumspotenzial sieht Calida für die Millet Mountain Group in den kommenden Jahren?

Die Millet Mountain Group hat beträchtliches Wachstumspotential sowohl in Europa als auch in Asien. Der Bestellungseingang für die derzeit laufende Vororder für die Frühjahr/Sommersaison 2016 bestätigt uns in dieser Erwartung.

Die Division Aubade (Luxuswäsche) hat ihren Abwärtstrend aus dem vergangenen Jahr im ersten Semester fortgesetzt. Der Umsatzrückgang von 2 % ist vor allem auf die schwächere Konsumnachfrage im Hauptmarkt Frankreich zurückzuführen, was ja auch für den Surfwear-Bereich mit der Marke Oxbow gilt. Welche Pläne verfolgen Sie hinsichtlich einer stärkeren Internationalisierung dieser Marken?

Bei der Marke Aubade haben wir sowohl im Produktdesign als auch bei der Kommunikation Massnahmen ergriffen, um das Potential in den internationalen Märkten besser erschliessen zu können.

Bei der Marke Oxbow dagegen liegt der Hauptfokus auf dem Heimmarkt Frankreich. Bei dieser Marke wird das Wachstum durch eine Verstärkung der Qualität der Distributionskanäle angestrebt. Kurzfristig liegt der Fokus jedoch auf einer Stabilisierung der Umsatzsituation.

Die Calida Gruppe ist in den letzten Jahr stark gewachsen. Nun ist eine der längerfristigen Entwicklungsstrategien das Erschliessen von neuen Wachstumsmärkten, insbesondere in Asien. Welche Pläne verfolgen Sie konkret und wie stark beeinflusst die aktuelle Situation dieses Vorhaben?

Asien und insbesondere China sind Schlüsselmärkte um mit unsern Marken langfristig zu wachsen. In einer ersten Phase konzentrieren wir uns dabei auf die Marke Millet, die schon heute eine solide Basis in Japan und Hongkong hat. Wir sind derzeit am Aufbau einer eigenen Vertriebsorganisation für Millet in China. Die aktuelle Situation hat keinerlei Einfluss auf diese langfristigen Entwicklungsstrategien.

«Wir werden auch in Zukunft sowohl Produktion und Beschaffung als auch alle andern betrieblichen Aktivitäten weiter optimieren.» 

Im Gegensatz zu vielen anderen von der Frankenstärke betroffenen Unternehmen hat Calida bisher keine Massnahmen wie Verlagerung an Standorte ausserhalb der Schweiz, längere Arbeitszeiten oder sogar Stellenabbau ergriffen. Weshalb nicht?

Das Hauptproblem ist nicht die Frankenstärke sondern die Euroschwäche! Calida wie die gesamte Bekleidungsindustrie war schon frühzeitig aufgrund einer äusserst wettbewerbsintensiven Situation zur Verlagerung von Produktionsstandorten in kostengünstige Regionen gezwungen. Ebenso arbeitet unsere Gruppe traditionell äusserst kostenbewusst – nur so konnte die Calida Gruppe in den letzten Jahren überdurchschnittliche Erträge generieren.

Wir werden auch in Zukunft sowohl Produktion und Beschaffung als auch alle andern betrieblichen Aktivitäten weiter optimieren und so den Nachteil der in hohen Schweizer Franken anfallenden Kosten kompensieren.

Gehen Sie für das Gesamtgeschäft für das zweite Halbjahr von einer Entspannung der Situation aus und wenn ja, welche Aspekte stimmen Sie zuversichtlich?

Wir sind für das zweite Halbjahr zuversichtlich, da die strategische Neuausrichtung der Lafuma Gruppe jetzt abgeschlossen ist und die ergriffenen Massnahmen zu greifen beginnen. Zudem haben wir ein solides Orderbuch für die Herbst/Wintersaison und stellen eine wieder leicht anziehende Konsumnachfrage in Europa fest.

Herr Sulzberger, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Felix Sulzberger, Jahrgang 1951, schloss sein Betriebswirtschaftsstudium an der Universität Graz in Österreich 1975 ab. Bevor er 2001 zum CEO der Calida Gruppe ernannt wurde, war er als Senior Vice President und General Manager Europa bei Reebok tätig, zuvor als President Europe bei Fruit of the Loom und früher als General Manager Eastern und dann Central Europe bei Levi Strauss in Genf und Frankfurt.

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