Frank Brinken, CEO StarragHeckert

Frank Brinken, CEO StarragHeckert

Dr. Frank Brinken, CEO StarragHeckert AG.

Von Christa W. Spoerle

Moneycab: Herr Dr. Brinken, Sie sprachen im Quartalsbericht von einem steigenden Auftragseingang, hat sich dies bisher bestätigt?

Frank Brinken: Ja, eindeutig. Organisch sind wir in Landeswährung in den ersten 3 Quartalen um 46 Mio CHF ( 34%) gewachsen. Bei der Umrechnung in Schweizer Franken sehen wir allerdings 25  Mio CHF schlechter aus. Hinzu kommen dann noch 93 Mio aquisitorisches Wachstum.

Welche neuen Produkte stiessen an der EMO in Hannover auf das grösste Interesse?

Der eigentliche Hingucker war das neue kombinierte Dreh- Fräszentrum von Heckert, es eröffnet in der Serienfertigung komplexer Bauteile neue Möglichkeiten.

Weiterhin konzentrierten sich die Flugzeugkunden auf unsere Starrag Lösungen zur schnellen und genauen Bearbeitung von Titan- und Aluminium Bauteilen für die Flugzeugindustrie, wo wir mehrere Geschwindigkeitsrekorde halten.  Schliesslich stiessen die Grossbearbeitungszentren von Droop & Rein und die neue grosse BHC Baureike von Heckert auf grosses Interesse.

Wieso zeigt sich Starrag Heckert vom starken Franken relativ wenig beeindruckt?

Wir haben 10% unserer Umsätze in CHF und nur 20% unserer Kosten in unserer Heimwährung. Der grosse Teil der Umsätze und der Kosten fällt in Euro an.

Auch nach der Finanzierung der Übernahme von Dörries Scharmann ist ihr Unternehmen solide finanziert, reizt da der feste CHF nicht doch zu weiteren Akquisitionen?

Im Moment sind in der Tat einige Firmen auf dem Markt. Bis jetzt hat es keine geschafft in unserem strikten Analyseprozess in die nächste Runde zu kommen.

«Die Rationalisierungsinvestitionen für eine effizientere Leistungserbringung in den europäischen Werken werden auf unverändertem Niveau gehalten.»
Dr. Frank Brinken, CEO StarragHeckert

Auf welche Kriterien legen sie dort den grössten Wert?

Für uns ist der strategische Fit entscheidend. Wir sehen uns das Management genau an und das Technologiepotential. Fernerhin halten wir uns von grösseren Restrukturierungsaufgaben fern.

Wann rechnen Sie wieder mit einer Belebung der Nachfrage in der Sparte Windenergie und konventionelle Ernergieerzeugung?

Die konventionelle Energieerzeugung liegt in Asien weiterhin auf einem hohen Niveau.  In der Windenergie in China sind Überkapazitäten vorhanden, die sich negativ für Maschineninvestitionen auswirken. Was uns drückt, ist die politische Orientierungslosigkeit in Europa und USA. Ich rechne damit, dass in diesen Märkten erst 2013 wieder eine Nachfragebelebung einsetzt.

Wie viel werden Sie im laufenden Jahr im Vergleich zum Vorjahr investieren?

Hauptinvestition im 2011 war die Akquisition der Dörries Scharmann Gruppe mit netto 65.6 Mio. CHF. Im Weiteren investieren wir derzeit in Bangalore/Indien in einen neuen Produktionsstandortes zur Fertigung von präzisen und produktiven Bearbeitungszentren für den indischen Markt. Die entsprechenden Investitionen belaufen sich auf etwas über 10 Mio. CHF in den Jahren 2011 und 2012. Die Rationalisierungsinvestitionen für eine effizientere Leistungserbringung in den europäischen Werken werden auf unverändertem Niveau gehalten.

An welchen Standorten gibt es noch Kurzarbeit?

Wir haben an den Standorten Rorschach und Mönchengladbach noch in einigen Abteilungen Kurzarbeit.

«Wir halten nach wie vor an unserem Ziel fest in der Aufschwung eine zweistellige EBIT Marge zu erreichen.»

Wie gedeihen die Expansionspläne in Asien?

Wir haben Ende Juli in Bangalore die Grundsteinlegung für das neue Werk in der Nähe des Flughafens durchgeführt.  Mit 1 Monat Verzögerung, was bei der indischen Bürokratie erstaunlich schnell ist, haben wir nun alle Genehmigungen für den Bau des Werkes erhalten.

Die Bauarbeiten sind im Gang und verlaufen nach Plan ( bis jetzt ). Der Marktaufbau verläuft ebenfalls nach Plan.

Mittelfristig soll die EBIT-Marge über den Zyklus 8% betragen, was bedeutet, dass die Marge im Aufschwung deutlich zweistellig ausfällt. Unter welchen Bedingungen dürfte dieses Ziel unterschritten werden?

Wir halten nach wie vor an unserem Ziel fest in der Aufschwung eine zweistellige EBIT Marge zu erreichen. Dazu brauchen wir organisches Wachstum über starke Verkaufsorganisationen in Asien und neue innovative Produkte mit höherer Wertschöpfung und einfach zu kommunizierenden Kundenvorteilen.

Intern sind verfolgen wir weiter den Ansatz eines kontinuierlichen Verbesserung unsere Geschäftsprozesse. In der Maschinenbranche  ist dieser Dreikampf  klar mehr ein Langstreckenevent als ein Sprint.

Wie schätzen Sie die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Führungsnachwuchses ein?

Zum Einem ist es heute zwingend nötig, dass junge Führungskräfte über einen längeren Zeitraum in Asien oder zumindest im Ausland Erfahrungen sammeln. Hier sind Schweizer zum teil etwas zu sesshaft und zu wenig neugierig auf andere Kulturen / Erfahrungen.

Zum Anderen bilden wir heute in der Schweiz bei weitem nicht genügend Ingenieure aus und sind zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit unseres stark wertschöpfenden Maschinenbausektors auf den freien Personenverkehr mit der EU zwingend angewiesen.  Die praktische Qualifikation hat mit der Einführung des Bachelors leider nachgelassen. Wir haben das Rückgrat unserer Maschinenindustrie, die weltweit bewunderten Titel Ing. HTL ( Dipl.-Ing. FH ) und den Dipl-Ing. ETH, leider unnötigerweise auf dem Altar der angelsächsischen Gleichmacherei geopfert.

Der Gesprächspartner:
Dr. Frank Brinken (Jahrgang 1948) studierte an der Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen Maschinenbau und erwarb dort sowohl den Dipl-Ing als auch den Doktorgrad. Er absolvierte eine Weiterbildung im Marketing an der HSG St. Gallen und nahm auch am Global Leadership Forum der Wharton School of Business an der University of Pennsylvania in den USA teil. Nach seiner Tätigkeit in der Forschung und Industrieberatung beim Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV) in Aachen war er bei Georg Fischer als Product Manager und danach bei Alusuisse-Lonza als Business Unit Leiter tätig, bevor er 1995 bei Maag Pump Systems AG den Vorsitz der Geschäftsleitung übernommen hat.Er ist seit 2005  CEO der StarragHeckert Gruppe und Mitglied des Verwaltungsrats der Calorifer AG aus Elgg. Zudem ist er Board Member des Advanced Manufacturing Research Center AMRC von Boeing und der University of Sheffield. Brinken ist ferner Kuratoriumsmitglied des IWU Fraunhofer Institut für Werkzeugmaschinen in Dresden und auch Lehrbeauftragter an der Technischen Universität (TU) Chemnitz. Er ist verheiratet und hat eine Tochter.

Das Unternehmen:
StarragHeckert ist zusammen mit Dörries Scharmann ein technologisch weltweit führender Anbieter von Werkzeugmaschinen zum Bohren, Drehen, Fräsen und Schleifen von mittleren bis grossen Werkstücken aus Metall und Verbundwerkstoffen. Zu den Kunden zählen vor allem international tätige Unternehmen in den Zielmärkten Luftfahrt, Energie, Transport und Maschinenbau.  Die StarragHeckert-Gruppe mit Hauptsitz in Rorschacherberg  betreibt Produktionsstandorte in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien sowie Indien und verfügt über Vertriebs- und Servicegesellschaften in zahlreichen weiteren
Ländern. Die Muttergesellschaft der Gruppe ist an der SIX Swiss Exchange kotiert (Ticker: STGN). 2010  erwirtschaftete Starrag Heckert inkl. Dörries Scharmann mit rund 1‘500 Mitarbeitenden einen Umsatz von 392 Mio CHF. Die StarragHeckert-Aktien sind an der Schweizer Börse SIX notiert (Symbol: STGN).

Symbolbild KF für CEO Interviews

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