Hans Bless, Vorsitzender der Geschäftsleitung ebs Energie AG, im Interview

Hans Bless, Vorsitzender der Geschäftsleitung ebs Energie AG, im Interview
Hans Bless, Vorsitzender der Geschäftsleitung ebs Energie AG. (Foto: ebs)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Bless, Ihre Stromtarifgruppen heissen Casa, Bodega, Azienda, Impresa. Spricht die ebs Spanisch?

Hans Bless: Obwohl Spanisch eine schöne und charakterstarke Sprache ist, sprechen wir sie im ebs nicht. Zumindest ich selber nicht. Es geht bei den Tarifnamen primär um ein Wortspiel, welches eine Aussage zur jeweiligen Kundengruppe macht.

Im Versorgungsgebiet der ebs hat es rund 15 Stromtankstellen. Das ist das grösste öffentliche Stromtankstellennetz der Zentralschweiz. Merkt man diese Versorgungsdichte vielleicht auch an den Zulassungszahlen von Elektroautos in der Innerschwyz?

In der Tat sind wir stolz auf dieses Tankstellennetz. Die Aktionäre der ebs Energie AG sind – neben dem Bezirk Schwyz und der OAK (Oberallmeindkorporation Schwyz) – die Gemeinden, die wir mit Strom versorgen. Mit unserem Tankstellennetz unterstützen wir diese Aktionärsgemeinden, auch für die Elektromobilität eine möglichst gute Infrastruktur bereit zu stellen.

Die Korrelation zwischen Tankstellennetz und Zulassungen für Elektroautos können wir aus Rückmeldungen der Autohändler in der Form feststellen, dass die Lademöglichkeiten beim Entscheid für oder gegen ein Elektroauto stark mitspielen. Zurzeit sind wir dabei, nicht nur für Elektroautos, sondern auch für E-Bikes entlang von speziellen Routen eine Ladeinfrastruktur aufzubauen.

«Zurzeit sind wir dabei, nicht nur für Elektroautos, sondern auch für E-Bikes entlang von speziellen Routen eine Ladeinfrastruktur aufzubauen.»
Hans Bless, Vorsitzender der Geschäftsleitung ebs Energie AG

Ihre Erdgas/Biogas-Tankstelle ist in Brunnen. Brunnen liegt aber etwas exzentrisch. Wird es bald mal eine Tankstelle in Schwyz geben, um eine zentralere Stelle zur Verfügung zu stellen?

Wir verzeichnen an der Erdgas+Biogas Tankstelle in Brunnen durchschnittlich 300 Betankungen monatlich. Allein mit den in der Region Innerschwyz zugelassenen Erdgas-Fahrzeugen wäre das nicht erreichbar. Für den Durchgangsverkehr ist die Lage der Tankstelle nahe der Autobahnausfahrt von Vorteil. Zu Ihrer konkreten Frage: In Schwyz ist keine Erdgas+Biogas-Tankstelle geplant.

Ein knappes Fünftel des ebs-Stromes ist Fremdbezug. Wer ist Lieferant ausser der CKW?

Mit unseren Muotakraftwerken produzieren wir jährlich rund 220 Millionen Kilowattstunden einheimischen, erneuerbaren und praktisch CO2-freien Strom. Bei einem Bedarf von rund 150 Millionen Kilowattstunden im eigenen Versorgungsnetz besteht bei jährlicher Betrachtungsweise ein Überschuss von rund 70 Millionen Kilowattstunden.

Da der grösste Teil dieser Produktion aus Wasserkraft während der Schneeschmelze und bei Niederschlägen im Sommer anfällt, verkaufen wir den Überschuss im Sommer auf den Handelsplattformen, und kaufen bei Mangel im Winter wieder ein. Eine umweltschonende Stromversorgung ist uns wichtig. Zu unserem eigenen Strom kaufen wir deshalb ausschliesslich Strom aus 100% erneuerbaren Energiequellen. Es bestehen neben der CKW noch mit weiteren Handelspartnern langjährige, gute Beziehungen.

«Ohne die Muota könnten wir unsere Wasserkraftwerke gar nicht betreiben – sie ermöglicht die umweltschonende Stromproduktion in der Region überhaupt.»

Die über 200 Millionen kWh produzieren Ihre 7 Muotakraftwerke mit Kaplan-, Francis-und Peltonturbinen. Wie verlässlich ist der Fluss?

Die Muota ist ein landschaftsprägendes Gewässer – ein friedlicher Bach, ein tosender Bergbach, ein reissender Fluss. Die Muota ist einfach wie sie ist. Wenn die Schmelzwasser schäumend über die Steinblöcke donnern, dann macht die Muota ihrem Namen alle Ehre. Muota bedeutet nämlich im übertragenen Sinn: «die wilde, heftige Aach».

Ohne die Muota könnten wir unsere Wasserkraftwerke gar nicht betreiben – sie ermöglicht die umweltschonende Stromproduktion in der Region überhaupt. Hochwasser, Überschwemmungen, sind natürlich immer ein Thema. Als Betreiber von Wasserkraftanlagen an einem Gewässer wie der Muota lernt man viel von der Natur. Wir können die Natur der Muota nicht beeinflussen, wir können sie nur akzeptieren. Und wir versuchen, bestmöglich mit ihr umzugehen.

4,5 Millionen beträgt das „nicht eingezahlte Aktienkapital“. Was ist darunter zu verstehen?

Im Jahr 1963, damals waren die Bauarbeiten der Muotakraftwerke voll im Gange, hat die Generalversammlung letztmals beschlossen, zur Finanzierung der weiteren Bauarbeiten das Aktienkapital der ebs Energie AG (damals noch Elektrizitätswerk des Bezirks Schwyz AG) auf 16 Millionen Franken zu erhöhen. Alle diese finanziellen Mittel wurden damals dann nicht benötigt. Somit wurde nicht alles Aktienkapital voll einbezahlt. Bei Bedarf könnte der Verwaltungsrat die Einzahlung beschliessen.

Fast 3000 Kunden surfen über das Netz der ebs TeleNet AG, einer Tochterfirma der ebs Energie AG. Wie weit gedeiht der Anschluss der Randgebiete ans Glasfasernetz?

Die ebs TeleNet AG betreibt in den Gemeinden Schwyz, Lauerz und Muotathal ein Kommunikationsnetz bis zu den einzelnen Haushalten. Dieses Netz wird laufend dem Stand der Technik angepasst und ausgebaut. Insbesondere die Erschliessung mit Glasfasern bis zum Kunden in die Wohnung (FTTH, Fiber to the Home) ist eine Herausforderung. Wir kommen aber gut voran. Zunehmend können wir auch «Randgebiete» erschliessen. Als konkrete Beispiele darf ich hier Aufiberg, Ried-Muotathal und Illgau nennen.

«Die Investitionen in den Ersatz der herkömmlichen Stromzähler durch Smart Meter werden als Teil der Netzkosten weiterverrechnet.»

Der vom Bundesamt für Energie festgelegte Wechsel von den herkömmlichen Stromzählern zu Smart Metering sieht vor, dass bis zum Jahre 2027 achtzig Prozent aller Zähler sogenannte Smart Meters sein müssen. Wer trägt die Kosten?

Die heutige Stromrechnung besteht ja aus drei Teilen: dem Teil Energie, dem Teil Netz und dem Teil Öffentliche Abgaben. Die Zählerinfrastruktur gehört zu den Netzkosten. Die Investitionen in den Ersatz der herkömmlichen Stromzähler durch Smart Meter werden somit als Teil der Netzkosten weiterverrechnet.

Der Reingewinn von 2,8 Millionen Franken kann sich sehen lassen. Geht das weiter so?

Damit ein Unternehmen Bestand hat und sich weiter entwickeln kann, muss es Gewinn erwirtschaften können. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir einen grossen Teil dieses Gewinnes im Unternehmen behalten können. Dies hilft uns, die notwendigen Mittel für zukünftige Investitionen bereit stellen zu können. Unsere über 125 Mitarbeitenden bei ebs Energie AG und den Tochterfirmen geben täglich ihr Bestes.

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