Hassan Kadbi, CEO Hapimag, im Interview

Hassan Kadbi, CEO Hapimag, im Interview
Hassan Kadbi, CEO Hapimag. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Kadbi, unser letztes Interview fand vor SARS-CoV-2 statt. Wie haben Sie die Coronawellen “gesurft”?

Hassan Kadbi: Wie für alle Unternehmen in der Tourismusbranche war die Coronakrise auch für Hapimag eine grosse Herausforderung. Im Rückblick haben wir sie gut meistern können und 2021 sogar mit einem Gewinn abgeschlossen – dank unseren treuen Hapimag-Mitgliedern, gutem Krisenmanagement und einem hervorragenden Einsatz unseres Teams.

«Wir realisieren derzeit bereits mehrere grössere Projekte. Aktuell wird unser zweitgrösstes «Sun & Sea»-Resort in Paguera auf Mallorca komplett renoviert.» Hassan Kadbi, CEO Hapimag

Welche Ihrer Mitarbeiterkategorien hatte dabei den meisten Stress?

Die Belastung war in allen Bereichen sehr gross, sei es zum Beispiel bei unseren Mitarbeitenden an der Rezeption oder im administrativen Bereich am Hauptsitz in Steinhausen. Neben der Sicherung der finanziellen Stabilität galt für uns stets: «Customer first». Wir haben die Buchungsbedingungen angepasst, in den Resorts sofort die nötigen Massnahmen umgesetzt und die Resorts wieder geöffnet, sobald dies nach den Lockdowns möglich wurde. Eine hohe Arbeitsbelastung hatten wir alle, aber die Mitarbeitenden in den Resorts spürten die Auswirkungen der Coronakrise am längsten. Unsere Teams haben Ausserordentliches geleistet.

In der Zwischenzeit wurden einige der 56 Resorts renoviert. Welche kommen als Nächstes dran?

Wir realisieren derzeit bereits mehrere grössere Projekte. Aktuell wird unser zweitgrösstes «Sun & Sea»-Resort in Paguera auf Mallorca komplett renoviert. Auch die Ferienwohnungen im Hapimag Resort St. Michael (AUT) werden zurzeit renoviert. Dazu läuft parallel die Renovierung in Paris. Wir planen zudem, das nächste grosse «Sun & Sea»-Resort in Albufeira (Portugal) zu renovieren. Die Renovierung kann, nach aktuellen Einschätzungen, voraussichtlich Ende 2023 beginnen.

Fast die Hälfte Ihrer Ferienanlagen haben mittlerweile E-Car-Ladestationen. Ist der Strombezug eigentlich gratis? Und falls nein, was kostet das …

Fast alle unserer E-Car-Ladestationen funktionieren mit einer individuellen Abrechnung pro Verbrauch. Die Tarife sind lokal unterschiedlich und orientieren sich am Markt.

Für den Herbst 2022 wurden zwei Prozent mehr Ferienwohnungen reserviert als im Jahr 2019. Könnten Sie gegen Ende Jahr wieder bei fast drei Millionen Übernachtungen liegen?

Die Buchungssituation sieht für uns sehr erfreulich aus, in der Tat. Für den Herbst haben wir aktuell mehr Reservierungen in den Büchern als noch vor Corona im Jahr 2019. Bis zum Jahresende erwarten wir wieder rund 2.5 Millionen Übernachtungen. Im Jahr 2019 waren es noch 2.75 Millionen.

Der digitale Marktplatz für Hapimag-Aktien ist eine Kontakt-Plattform, über welche Aktien vermittelt werden können. Die mangelnde Handelbarkeit war früher der grosse Nachteil der Hapimag-Aktie. Seit der Einführung der neuen Plattform im letzten Jahr, wechselten bereits über 1600 Aktien den Inhaber. Wie funktioniert der Marktplatz?

Das Prinzip des Marktplatzes basiert auf dem Konzept einer Kontakt-Plattform: Die Verkäufer erstellen ein Angebot. Sie inserieren ihre Aktien und dazu allenfalls Wohnpunkte, die sie verkaufen möchten. Den Preis bestimmen sie selbst. Auf der anderen Seite nimmt ein Interessent – ein potentieller Neukunde oder ein Hapimag-Bestandsmitglied – mit dem Verkäufer Kontakt auf. Interessent und Verkäufer einigen sich anschliessend über die Formalitäten. Anschliessend kümmert sich Hapimag um die Aktienübertragung.

«Für den Herbst haben wir aktuell mehr Reservierungen in den Büchern als noch vor Corona im Jahr 2019. Bis zum Jahresende erwarten wir wieder rund 2.5 Millionen Übernachtungen.»

Aktionäre können mit den Aktienpunkten auch Hausboote mieten. Das führt sicherlich zu Engpässen. In welcher Jahreszeit hat man die besten Chancen?

Unsere Hausboote sind während sieben Monaten buchbar, jeweils von April bis Oktober. Von Juni bis August sind sie besonders beliebt. Die Hausboote an der Müritz (Deutschland) sind erfahrungsgemäss von Juni bis September sehr gefragt, jene in der Region Midi (Frankreich) von Juni bis August.

Welches ist zurzeit das Resort mit der höchsten Belegungsdichte?

Eine hervorragend hohe Belegung werden unsere Resorts in Hörnum (Deutschland) und Cannero (Italien) aufweisen. In diesen beiden Resorts werden wir nahe an die 90 Prozent Belegung kommen. Generell sind im Juli und August fast alle Resorts sehr gut nachgefragt. Wir kommen in diesen zwei Monaten in vielen Resorts über die 90 Prozent-Marke.

Durch den Verkauf in Orlando/Florida ist die Zahl der Resorts auf 56 geschrumpft. Wird sie bald wieder steigen? Sie haben ja im letzten Geschäftsjahr einen Gewinn generiert, und für Renovationen brauchen Sie ja nur etwas weniger als die Hälfte Ihres Gewinns.

Aktuell fahren wir mit unserem Resort-Portfolio gut. Unser Fokus liegt momentan darauf, unsere Renovierungen weiter voranzutreiben. Bei Hapimag werden die Gewinne in die Resorts investiert, damit wir die Resorts unseren Mitgliedern mit den gewohnt hohen Qualitätsstandards anbieten können. Hier haben wir grössere Projekte in Planung, wie oben erwähnt.

«Die steigenden Kosten sind eine grosse Herausforderung, für uns alle wie auch für alle Unternehmen. Die Energiepreise steigen enorm. Zudem steigen die Einkaufspreise für Güter des täglichen Bedarfs.»

Von 2015 bis 2022 blieb die Jahresgebühr wegen niedriger Inflation stabil. Kann es Ihnen gelingen, auch für 2023 die Jahresgebühr stabil zu halten?

Die steigenden Kosten sind eine grosse Herausforderung, für uns alle wie auch für alle Unternehmen. Die Energiepreise steigen enorm. Zudem steigen die Einkaufspreise für Güter des täglichen Bedarfs. Wir merken dies zum Beispiel in unseren Restaurants und Shops. Auch der Personalmangel beschäftigt uns sehr. Hier sind kreative Lösungen gefragt. Für 2022 trifft uns die Inflation noch nicht vollends, da sich diese in unserer Kostenstruktur teilweise erst mit zeitlicher Verzögerung niederschlägt. Für 2023 wird sich die Inflation leider auch auf unsere Kostenbasis negativ auswirken. Was das für unseren Jahresbeitrag heisst, evaluieren wird laufend.


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