Jim Rogers, Rohstoff-Investor und Buchautor

Jim Rogers, Rohstoff-Investor und Buchautor

Dieter Haas und Martin Raab, Derivative Partners Media AG, www.payoff.ch

payoff im Gespräch mit Jim Rogers, prominenter Rohstoff-Guru, Buchautor und Star-Investor, über die aktuelle Situation an den Rohstoffmärkten, Anlagen in Farmland, den «Rare Earth»-Hype und attraktive Indexkonzepte.

payoff: Herr Rogers, der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet in 2013 ein Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt von knapp 4%. Was heisst das für die Rohstoffmärkte?

Jim Rogers: Nichts gegen den IWF, doch in all den Jahren, in denen ich mich mit den Finanzmärkten und Rohstoffen beschäftige, lag der IWF noch nie richtig in einer seiner Prognosen. Das sind schlicht und ergreifend einfache Schätzungen. Die Rohstoffmärkte werden mehr und mehr vom Wachstum der Emerging Markets beeinflusst – das ist der Pulsgeber für die Preise. Auf diese Wirtschaftsdaten sollte man achten. Vergessen Sie die Prognosen des IWF

Heisst das, dass demnach viele Rohstoff-Futures im nächsten Jahr eher in Backwardation notieren werden, da die Güter in der Gegenwart dringender benötigt werden als in ein, zwei Jahren?

Backwardation gibt es als Preisphänomen schon seit Jahrzehnten. Durch die aktuelle Backwardation-Situation – z.B. bei Rohöl der Sorten Brent und WTI oder auch Mais und Sojabohnen – können Anleger aktuell beim Rollen der Futures sehr gut profitieren. Aber auch hier gilt: Nichts dauert ewig. Die Terminkurven haben sich in der Vergangenheit oftmals wieder geändert und werden das auch in Zukunft tun. Ich würde generell Indexkonzepte vorziehen.

Welche konkret?

Natürlich in erster Linie den Rogers International Commodity Index (RICI). Ich halte Indizes mit einer breiten Abstützung auf viele normalerweise von Privatanlegern nur schwer handelbare Rohstoffe nach wie vor für erstklassig. Zurzeit wäre zusätzlich der RICI Enhanced Agriculture Index ein überlegenswertes Investment.

Diese Empfehlung verwundert nicht, Sie sind ja als grosser Fan von Agrargütern bekannt…

Ich erzähle den Leuten schon seit langer Zeit, dass das Farmland das wahrscheinlich beste Investment der Welt wird. Wenn man sich die Preissteigerungen beispielsweise im Mittleren Westen der USA in den letzten zwei Jahren ansieht, scheint diese Anlage hervorragend zu laufen. Man sollte landwirtschaftliche Liegenschaften dort kaufen, wo es regnet, sowie an Landwirte verpachten, die wissen, was sie tun. Zusätzlich zum steigenden Landpreis wird die Ernte auch noch mehr wert.

 «Farmland wird das wahrscheinlich beste Investment der Welt.»
Jim Rogers, Investor und Buchautor

Wird man also bald einen RICI Farmland Index sehen?

Man muss vorsichtig sein, um nicht am Ende ein Managed Account zu haben statt eines echten Index. Indexanlagen haben die Wertentwicklung von aktiv gemanagten Portfolios im Laufe der letzten Jahrzehnte um 70% bis 75% übertroffen – und das wird auch weiterhin so bleiben.

Was sollten Anleger tun, die nicht in einen Rohstoff-Index investieren möchten?

Diese Investoren sollten einfach in gut geführte Rohstoffländer investierten, also Staaten mit grossen Rohstoffvorkommen, niedriger Verschuldung und stabilen politischen Verhältnissen. Australien oder Kanada zum Beispiel.

Wie ist Ihre Meinung zum Thema «Seltene Metalle»?

Da wäre ich ganz vorsichtig. Es gibt nur wenige Unternehmen, in die im Zusammenhang mit den Seltenen Metallen investiert werden kann. Auch ist nicht ganz klar, ob inzwischen nicht schon ein Grossteil der Vorkommen entdeckt wurde.

«Anleger sollten auf Indexkonzepte mit bereiter Rohstoffauswahl setzen.»

Haben Sie persönlich in «Seltene Metalle» investiert?

Nein, ich habe dort derzeit keine Positionen.

Welche Marktmuster haben Sie im Rohstoffmarkt zuletzt wahrgenommen?

Ich bin kürzlich auf eine interessante aber konträre zu meinen Erfahrungen liegende Marktstudie gestossen. Das Fazit dieses Researchpapiers lautet: Empirische Studien zeigen, dass Rohstoffe mit niedrigen Lagerbeständen sich kursmässig besser entwicklen als solche mit höheren Lagerbeständen.

Das klingt aber nur bedingt revolutionär…

Mein Kritikpunkt an dieser Studie ist, dass Rohstoffe mit niedrigen Lagerbeständen ja oft bereits zu höheren bzw. teueren Preisen gehandelt werden. Aus Anlegersicht ist dort das Preissteigerungspotenzial also begrenzt. Wesentlich interessanter finde ich, einen Rohstoff günstig zu kaufen, für den es ein grosses Angebot gibt und diesen wieder teurer zu verkaufen, wenn sich das verfügbare Angebot verknappt.

Was sind Ihre favorisierten Rohstoffe für die nächsten Jahre?

Machen Sie Witze?[lacht] Nein, ehrlich: Ich habe ein gnadenlos schlechtes Market-Timing. Daher kann ich dazu wirklich nichts sagen.

Der Gesprächspartner
Jim Rogers (Jahrgang 1942) ist der wohl bekannteste Rohstoffinvestor der Welt. Geboren im US-Bundesstaat Alabama zieht es ihn früh nach New York City. Nach dem Studium in Geschichte an der Yale University heuert er beim legendären Wall Street Broker Arnhold & S. Bleichroder an, wo er auch George Soros kennenlernte. Mit ihm startete er 1970 den Hedge-Fonds Quantum. Zehn Jahre später steigt Rogers aus, macht zwei Weltreisen (116 Länder) und schreibt mehrere Bücher über Investmentstrategien (u.a. der Bestseller «Hot Commodities: How Anyone Can Invest Profitably in the World’s Best Market»). Im Jahr 1998 startet Rogers eigene Rohstoffindizes – bekannt unter der Marke «RICI». Später schliesst er mit der damaligen ABN AMRO Bank (heute RBS) ein globales Lizenzabkommen für diese Rohstoffindizes. 2008 zieht der verheiratete Vater zweier Töchter von Manhattan nach Singapur. Jim Rogers absolviert seit vielen Jahren dutzende Roadshows und ist auch regelmässig in der Schweiz zu Gast.

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