Marco Selva, CEO Integration Alpha, im Interview

Marco Selva, CEO Integration Alpha, im Interview
Marco Selva, CEO Integration Alpha (Bild: zVg)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Selva, mit Integration Alpha bieten Sie einen Cloud Service, um die Umsetzung von Compliance- und anderen regulatorischen Vorschriften als Dienstleistung anzubieten. Wie wurde die Lösung angenommen in einem Umfeld, das bis anhin vor allem auf eigene, oder zumindest selbst betriebene Lösungen setzte?

Marco Selva: Als neu gegründetes FinTech Unternehmen hatten wir das Glück, gleich zu Beginn unsere Lösungsansätze bei einer der grössten Banken in der Schweiz anwenden und etablieren zu können. Eine solche Referenz ist für uns Gold Wert, da wir zusammen mit dem Kunden praxisorientiert und entlang der wirklichen Erfordernisse unsere Produkte anwenden und weiterentwickeln konnten. Darüber hinaus hat uns das Vorgehen bewiesen, dass unser Ansatz funktioniert und skaliert.

«Die Resonanz zeigt, dass wir mit unserem Offering genau zur rechten Zeit kommen. Der Markt der sogenannten RegTechs (Regulatory-Tech-Companies) hat riesiges Potential.» Marco Selva, Managing Partner von Integration Alpha

Das geht so: Zusammen mit unserem Partner AXIOM SL, dem Weltmarktführer im Bereich Regulatory Reporting, ergänzen wir deren bestehende globale Produktepalette mit dem jeweils notwendigen lokalen Finish sowie unseren Optimierungen und können daraus skalierbar von der «On Premise» Lösung bis zum «Business Process Outsourcing Service» die ganze Palette des Regulatory Reportings anbieten. Kurz:, wir haben die Lösungen des Marktführers um ein Multiplikator-Modell ergänzt.

Kunden haben durchwegs positiv reagiert, zumal die Kosten für ein «non value add»-Thema wie Regulatory-Reporting gegenwärtig durch die Decke schiessen und ein Ende der Kostenexplosion nicht abzusehen ist. Es muss etwas geschehen und die Resonanz zeigt, dass wir mit unserem Offering genau zur rechten Zeit kommen. Der Markt der sogenannten RegTechs (Regulatory-Tech-Companies) hat riesiges Potential.

Aus Sicht der Banken ist der gesamte Compliance-Bereich vor allem ein Kostenfaktor fast ohne wettbewerbsmässiges Potential. Was hat Sie dazu bewogen, gerade in diesem Umfeld ein Unternehmen zu gründen, welche Vision verfolgen Sie?

Auch wenn Integration Alpha erst im August 2014 gegründet wurde, ist das Thema nicht neu für uns. In unseren „früheren Leben“ waren wir intensiv damit beschäftigt, wie man durch das geschickte Aufbereiten und dem unternehmensweiten Management von Daten die Kosten im Regulatory Reporting optimieren kann. Das Resultat war ein organisatorisches sowie technisches Konzept einer sogenannten «Single Source of Analytical Truth», einer zentralen Datenwahrheit also, die allen Reports als Referenz dient. Das bedeutet, dass alle Reports sich datenmässig NUR aus dieser einen Quelle bedienen, was zu signifikant geringen Kosten und grösstmöglicher Konsistenz der analytischen Aussagen führt. Wir haben also nicht bei Null begonnen und wussten von Anfang an, was zu tun ist und wie wir das Produkt bauen und den Markt entwickeln können.

«Wenn eine Bank bis zu 50% ihres gesamten Entwicklungsbudgets für Regulatory Reporting ausgibt, dann fehlen die Mittel für den digitalen Wandel.»

Für uns ist der Markt offensichtlich: Wenn eine Bank bis zu 50% ihres gesamten Entwicklungsbudgets für Regulatory Reporting ausgibt, dann fehlen die Mittel für den digitalen Wandel. Eine Bank, welche diese Kosten nicht in den Griff bekommt, läuft einer schwierigen Zeit entgegen, in der sie dem Wettbewerb kaum standhalten wird. Wir wollen den Banken nicht nur helfen, die Kosten zu senken, sondern auch neue Businessmodelle zu etablieren, um im sich stark verändernden Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben. Daher unsere Vision:

  1. Regulatroy Reporting als Industriestandard: Die Bank schickt uns Rohdaten, wir sorgen für den Rest. Durch Standardisierung, Automatisierung und Teilung der Ressourcen soll alles billiger, besser und schneller werden und die Bank kann kritische Ressourcen wieder für Mehrwert-Themen und digitalen Wandel einsetzen.
  2. Auf der Basis der hochqualitativen Regulatory Reporting Daten können wir die Bank in ihrem Digitaliserungsvorhaben weiterhelfen z.B. durch unsere «Know Your Client»-Plattform, Marketing getriebenen Kundenanalysen oder auch Vereinfachung des internen Finanz- und Risiko-Managements.

Wir machen für Banken das Bestandesgeschäft einfacher und billiger, was es ihnen erlaubt, die Einsparungen an Geld und Ressourcen in die künftigen Digitalisierungsthemen zu investieren. Die Bank profitiert also gleich zwei Mal und wir natürlich mit. Ein Triple-Win sozusagen.

Die Anbieter von Bankenlösungen müssen schon aus Wettbewerbsgründen dafür sorgen, dass ihre Kunden die Reporting- und Compliance-Anforderungen erfüllen können. Daneben gibt es zusätzliche Anbieter dedizierter Lösungen. Wo glauben Sie, hier den Banken etwas Neues oder Besseres bieten zu können, wie beurteilen Sie Ihre Wachstumsmöglichkeiten?

Wir gehen Regulatory Reporting von der Daten- und nicht von der Kalkulations- oder Report-Seite an. Jeder, der ein Regulatory Reporting System implementiert hat, kennt die Tücken der Datenaufbereitung – dort liegen die hauptsächlichen Kosten. Wer die Datenseite des Themas versteht, und eine zentrale Datenwahrheit, diese «Single Source of Analytical Truth» etabliert, betreibt den Daten-Aufwand für das Reporting nur einmalig. Alle teuren, redundanten und wartungsintensiven Point-to-Point Datenverbindungen fallen weg. Regulatory Reporting bleibt somit auch für die Zukunft skalierbar. Das ist sehr effizient für eine Bank.

Darum verstehen wir nicht, warum jede Bank die Reports selber generiert, abfüllt und verschickt. Eine «Daten-Standardlösung» liegt förmlich auf der Hand, auch wenn uns bewusst ist, dass Regulatory Reporting as a Service nicht „aus der Steckdose“ kommt. Mitwirkungspflichten der Bank, insbesondere im Datenmanagement bleiben und das ist gut so: Daten gehören der Bank und hochqualitative Daten sind die beste Basis, die Digitalisierung im Unternehmen voran zu treiben, denn es gilt gerade in Zeiten von «Big Data» das «Garbage-in, Garbage-out»-Prinzip: Entscheidungs-Unterstützung ist nur so gut wie die Qualität der zugrundeliegenden Datenbasis.

Und da setzt unser zweites‚ „Know Your Client“-FinTech-Offering an. Ein Zusatzservice der es einer Bank erlaubt, Neukunden zu gewinnen und über den gesamten Lebenszyklus aktiv zu unterstützen. Wir nennen diese Sparte «Data Science as a Service» und unser Produkt darin «KYC». Wir nutzen dazu vornehmlich externe Daten, vereinen Sie in einem flexiblen Datenmodell zu eindeutigen und zusammenhängenden Objekten und verbinden diese mit den internen Daten der Bank auf intelligente Art und Weise. In dieser Kombination erlangt die Bank völlig neue Erkenntnisse und relevantes Wissen über ihre Kunden mit wettbewerbsfördernden Marktbezug.

Als junges Startup, vor zweieinhalb Jahren gegründet, haben Sie schon ein markantes Wachstum auf über 40 Personen vollzogen. Wie haben Sie die Startphase finanziert, welche Meilensteine haben Sie für die kommenden zwei Jahre definiert?

Als einer von wenigen FinTech-Unternehmen mit derartigem Wachstum sind wir sehr stolz darauf, dass wir unser gesamtes Wachstum selbst finanzieren konnten. Die beschränkten Mittel zwingen zu Kostenbewusstsein und kurzen Entwicklungszyklen. Wir sehen uns nicht als IT-Firma sondern als umfassenden Serviceanbieter, da ein grosser Teil unserer Belegschaft aus dem Regulatory Reporting Business stammen.

«Wir betreiben den Business Service sowie das Projektmanagement lokal und in Indien, Serbien und Brasilien unsere Entwicklungszentren. Damit erreichen eine kompetitive Kostenbasis.»

Zudem entwickeln wir schon seit Beginn grösstmöglich Nearshore beziehungsweise Offshore und wir haben nur lokal, was lokal sein muss. So betreiben wir den Business Service sowie das Projektmanagement lokal und in Indien, Serbien und Brasilien unsere Entwicklungszentren. Damit erreichen eine kompetitive Kostenbasis.

Für die zwei nächsten Jahre wollen wir in der Schweiz und in Deutschland unseren Service soweit etablieren, dass wir als Industrie-Standard wahrgenommen werden und kritische Masse erreichen. Hier hilft uns unser hoch skalierbares Offering.

Systemrelevante Banken unterliegen für das Reporting besonderen Vorschriften bezüglich Infrastruktur, Abläufen oder Systematik. Nun will die FINMA diese Vorschriften auch auf kleine und mittlere Banken ausdehnen. Was genau heisst das für diese Banken, welcher Mehraufwand ist damit verbunden?

Für systemrelevante Banken in Europa ist die BIS-Regulation BCBS-239 zu einem grossen Daten-Architektur Thema avanciert. Es zwingt sie, bis Mitte 2018 die eingangs beschriebene «Single Source of Truth» zu implementieren. Ein von der CRO-Organisation verwaltetes Master Data Management mit dem verbundenen Datenqualitätsmanagement ist eine sehr komplexe Aufgabe und stellt das gesamte Bankensegment vor grosse organisatorische und technische Herausforderungen. Ähnliches gilt mit dem FINMA Rundschreiben 2017/01 nun auch für alle Banken in der Schweiz, auch wenn dieses Rundschreiben nicht ganz so weit geht. Interessant ist, dass der Regulator für die obersten Organe bzgl. Datenmanagement persönliche Haftungen einführt. Das heisst für uns: Mittelfristig kommt niemand drum herum, die Daten-Hausaufgaben zur «Single Source of Analytical Truth» richtig zu machen und vollständig umzusetzen.

Der Aufwand zur Umstellung richtet sich vor allem danach, wie «Silo-orientriert» (Finance, Risk, Complienace, Handel, Kundenfront.) das Daten-Sourcing organisiert. Je fragmentierter, desto teurer wird die Umsetzung. Der Aufwand ist nicht nur technischer Natur, vielmehr braucht es eine Silo-übergreifende, horizontale Daten-Governance, um das Thema zu meistern. Das heisst, jede Bank – auch wenn ihr das heute vielleicht noch nicht bewusst ist – steht vor einer teuren Datenintegration. Da können wir mit unserem Offering technisch wie organisatorisch helfen und wir haben den Anspruch diese Aufgabe mindestens 30% günstiger umzusetzen.

Die Schweiz hat sich unter internationalem Druck ein besonders umfangreiches Reporting- und Compliance-Regelwerk verpasst. Wo stehen wir hier heute im internationalen Vergleich und inwieweit kann Ihnen die “Swissness” ihrer Lösung in anderen Ländern nützen?

Es ist eine Tatsache, dass der sogenannte Swiss-Finish in Sachen Komplexität den europäischen Standard in gewissen Regulatorien klar übertrifft. Ebenfalls ist es so, dass neue Regulatorien zuerst in der Schweiz erprobt werden, wie das Beispiel SA-CCR zeigt: Kein Wettbewerbsvorteil für Schweizer Banken also. Zudem ist es aus Kostensicht wenig hilfreich, wenn der Swiss-Finish eines internationalen Reporting-Standards dazu führt, dass die Systeme fundamental neu gebaut werden müssen, wie wir das selber am Beispiel von Basel 3 erfahren mussten. Das hat für uns aber einen gewichtigen Vorteil: wenn eine Regulation in der Schweiz funktioniert sind wir gut gewappnet für die analogen Anforderungen in anderen Ländern bzw. sind der Zeit voraus.

«Es ist eine Tatsache, dass der sogenannte Swiss-Finish in Sachen Komplexität den europäischen Standard in gewissen Regulatorien klar übertrifft.»

Zudem gehen wir ungern Kompromisse in der Erstellung der Datenwahrheit ein. Eine typisch schweizerische Beharrlichkeit welche sich letztlich beim Aufbau skalierbarer Services auszahlt. Eine weitere ‚Swissness’ Beobachtung sei mir erlaubt. Diese gilt gleichermassen auch für unsere Kunden in der Schweiz, die, wenn ich diese mit ausländischen Kollegen vergleiche, selber sehr viel höhere Qualitätsanforderunen an das Regulatory Reporting stellen. Das haben auch unsere Gespräche mit der EZB gezeigt: Im Euroraum nimmt man es vielleicht eine Spur gelassener in der Umsetzung.

Bevor es überhaupt zum Reporting kommen kann, müssen die Daten verfügbar gemacht werden. Wieweit lässt sich dieser erste Schritt mit Datenerhebung und Bereinigung automatisieren, welche speziellen Verfahren kommen bei Integration Alpha dafür zum Einsatz?

Das ist in der Tat das Kern-Asset unserer Firma: Jede Bank ist anders und trotzdem gleich. Will heissen: Die Systemlandschaft jeder Bank ist einzigartig und trotzdem müssen sie alle die gleichen Reports erstellen und einreichen. Unsere Idee fusst auf der Überzeugung, dass wir die Datenwelt der Reporting-Infrastruktur weitgehend standardisieren können, um so die Basis für einen Industrialisierungsansatz zu legen. Da setzen wir mit unseren «neutralen» gesamtbanklichen Datenmodellen und Business-Logiken (sogenannten Business Rule Tables) an, welche wir nach einheitlichen Kriterien aufgebaut haben. Beim Aufbau der Dateninfrastruktur steht nicht der Endreport im Focus (das verleitet letztlich zu fatalen Abkürzungen), sondern wir versuchen, im Gegenteil, die jeweilige Bank so neutral wie möglich zu modellieren, um in einem zweiten Schritt die Transformation-Logik in die Reports so generisch wie möglich halten zu können. Das heisst, dass wir bei jeder Installation unsere Komponenten grösstenteils wiederverwenden können und nur sehr wenig kundenspezifisch anpassen müssen.

Verkürzt gesagt verstehen wir die benötigten Daten so gut, dass wir mit den «richtigen» Rohdaten das Implementationsprojekt deutlich abkürzen können, indem wir unsere Standards konsequent wiederverwenden. Dies ermöglicht auch, dass wir in der Lage sind, einen Business Processing Service darauf anzubieten.

Genau darauf will ich hinaus, Sie bieten Ihre Lösung bis hin zur vollständig ausgelagerten Dienstleistung an. Mit welchen einmaligen und laufenden Kosten und mit welcher Einführungsdauer muss eine mittlere Bank rechnen?

Wenn wir die Implementation des Financial Reporting anschauen, rechnen wir für die Implementation der holistischen Dateninfrastruktur bis zu den fertigen Reports mit 6-9 Monaten. Dabei sind wir rechnerisch eher konservativ unterwegs, erst recht, wenn es um die Anwendung einer bereits implemententierten Branchenlösung geht. Sollte eine Bank ihre Reporting Basis erweitern wollen und zum Beispiel das Risk-Reporting, MiFID, EMiR oder andere transaktionsorientieren Regulationen implementieren wollen, kann sie voll auf die bereits bestehende Dateninfrastruktur aufsetzen. Die Time-to-Market verkürzt sich dann sehr stark und skaliert fast beliebig.

Kostenseitig gibt es diverse Modelle: Projekte können mit Kostendach, als Fixpreis oder vorzugsweise als Teil des Services bezahlt werden. Letzteres heisst: Das Projekt-Implementationsrisiko liegt bei uns, die Bank zahlt einzig ihre monatliche Business Process Outsourcing-Gebühr. Wie hoch diese ist, hängt von den verwendeten Produkten, der Organisationsstruktur und des Businessmodells der Bank ab. Die komplexen Derivate stellen zum Beispiel die höchsten Anforderungen an uns und sind letztlich ein wesentlicher Treiber unseres Verrechnungsmodells. Klar ist aber, dass die Kosten unserer Implementation tiefer sein müssen. Ich wiederhole: unser Ansatz müsste in der Umsetzung ca. 30% günstiger sein als eine vergleichbare 1:1 Implementation. Wir bieten interessierten Banken an, Voraussetzungen sowie den individuellen Business Case in einen 2 Tages-Assessment zu eruieren.

In der Fintech-Szene sorgen aktuell Roboter, künstliche Intelligenz oder Stimmidentifikation für Aufmerksamkeit. Welche Technologien oder Methoden setzen Sie in Ihrer Lösung ein, um sich einen Vorsprung am Markt zu verschaffen

Im Regulatory Reporting haben wir zu den bestehenden Lösungen diverse eigene Optimierungs-Algorithmen gebaut. So können wir die zu unterlegenden Eigenmittel in der Basel 3 Kalkulation um einen knapp zweistelligen Prozentsatz reduzieren. Je nach Grösse der Bank könnte sich dadurch schon der ganze Business Case rechnen. Die Bank kann mit den gleichen Mitteln entsprechend mehr Geschäfte tätigen oder die Kapitalkosten reduzieren. Beides sind grosse Wettbewerbsvorteile. Ähnliche Algorithmen haben wir im Bereich des vom Bund garantierten Einlegerschutzes (Bund garantiert Spareinlagen bis zu 100’000 pro Person) gebaut.

«Wir können die zu unterlegenden Eigenmittel in der Basel 3 Kalkulation um einen knapp zweistelligen Prozentsatz reduzieren. Je nach Grösse der Bank könnte sich dadurch schon der ganze Business Case rechnen.»

Des weiteren haben wir für unsere Kunden sehr sophistizierte Simulations-Algorithmen für eine neue Regelung im Derivate Bereich (SA-CCR) erzeugt, was der Bank ermöglicht, noch vor der Implementation zu verstehen, wie die entstehenden Kosten bzw. Opportunitätskosten optimiert werden können. So verstehen wir uns nicht nur als Umsetzer, sondern auch als Berater und Optimierer für neue Regulationen. Ich denke, diese Ansätze verschaffen uns einen grossen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil.

Smart Contracts oder Kryptowährungen auf Blockchain-Basis werden zwar intensiv diskutiert, kommen aber erst in wenigen Bereichen der Finanzindustrie zum Einsatz. Wo glauben Sie, wird Blockchain im Finanzsektor zuerst eine signifikante Verbreitung finden und was würde das für das Reporting bedeuten?

Eine interessante Frage. Die Blockchain Technologie bringt tatsächlich alle Voraussetzungen mit, das gesamte Finanzwesen komplett umzukrempeln, die klassische Notenbank hätte quasi ausgedient. Wertschöpfung und Geldmenge würden von einem System gesteuert, welche sich nicht nach nationalen Interessen orientiert und sich vornehmlich in chinesischen Rechenzentren abspielt. Für mich ist es folglich wahrscheinlich, dass der Regulator als Teil einer nationalen Finanzmarktkontrolle versuchen wird, Blockchain in irgendeiner Form regulatorisch an die Kandare zu nehmen.

Andererseits gibt es heute schon interessante Anwendungen, welche über die reine Finanztransaktion hinausgeht. Grundsätzlich kann mit Blockchain Technolgie jede Art von Vertrag zwischen zwei Parteien sicher und transparent abgebildet werden, wofür sie ja ursprünglich auch konzipiert wurde. Da könnten sich noch viele neue Anwendungsgebiete eröffnen, die über  das Reporting und gar das Finanzwesen hinausgehen und somit solchen Technologien zum Durchbruch verhelfen.

Zum Schluss des Interview haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?

  1. Ein «normales» Zinsumfeld: Das Zinsumfeld mit negativ-Zinsen ist Gift für ein Finanzsystem, längerfristig bringt es Banken wie Sparer bzw. künftige Rentenbezüger in Schwierigkeiten. Hält dieses Umfeld noch lange an, sind Renten nicht mehr sicher und Blasenbildungen (nicht nur im Immobilienmarkt) werden Tatsache. Ich wünsche mir einen Zinsanstieg, welcher Rentensysteme stärkt und Schuldnerländer nicht in den Ruin treibt.
  2. Die isolatorischen Tendenzen vieler Länder bereiten mir Sorge. Abschottung kann nicht die Antwort auf heutige Probleme sein. Die «wir zuerst» Mentalität baut Mauern und schürt unvorhersehbare Konflikte. In diesem Sinne wünsche ich mir, dass das Pendel wieder zugunsten einer liberalen Weltordnung ausschlägt, denn ein fairer Liberalismus ist der beste Garant des Weltfriedens.

 

Über Integration Alpha
2014 von vier Partnern mit jahrzehntelanger Data Management-Erfahrung im Finanzsektor gegründet, zählt das inhabergeführte Schweizer Unternehmen aktuell mehr als 40 Experten für die Bereiche Finanzreporting, Compliance, Daten- und Projekt-Management. Das RegTech Unternehmen fokussiert sich auf skalierbare Regulatorische Reporting Services sowie Data Science basierende Produkte wie KYC (Know Your Customer) und Compliance. Als erstes Unternehmen in der Schweiz bietet integration alpha umfassende Lösungen für Regulatorisches Reporting aus einer FINMA konformen Cloud als BPO-Lösung an. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Rotkreuz (ZG) hat Niederlassungen in Bangalore, Belgrad und Belo Horizonte. www.integrationalpha.com

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