Markus Brütsch, CEO und CFO Precious Woods, im Interview

Markus Brütsch, CEO und CFO Precious Woods, im Interview
Markus Brütsch, CEO/CFO und VR-Delegierter Precious Woods. (Foto: PW)

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Brütsch, auch bei Precious Woods erhöhte sich zu Beginn des Jahres das Working Capital weiter auf einen neuen Höchststand. Das Warenlager ist aber nun grösstenteils verkauft. Ist alles im Lot?

Markus Brütsch: Das Rundholzlager in Brasilien nimmt im ersten Halbjahr stetig ab, wird dann im zweiten Halbjahr wieder aufgebaut, weil wir aufgrund der Bestimmungen der Naturschutzbehörden nur während 6 Monaten ab Juni/Juli ernten können. Durch Transport und Verschiffungsprobleme in Gabun, die leider nicht abnehmen, wird temporär immer mal wieder das Schnitt- und Rundholzlager erhöht. Das sind aber mittlerweile «normale» Umstände, und mit diesen Schwankungen müssen wir umgehen können. Allerdings bindet dies vermehrt Mittel, und deshalb ist die Cash-Planung nicht immer sehr einfach.

«In den letzten Wochen hat sich die Auftragslage stark erholt, weil sich auch die Lager bei den Kunden auf einem tiefen Niveau befinden.»
Markus Brütsch, CEO und CFO Precious Woods

Der Auftragsbestand nimmt jetzt aber etwas ab. Wieso das?

Die hohen Verschiffungskosten, die erst in den letzten zwei Monaten wieder etwas abgenommen haben, haben unsere Kunden dazu bewogen, mit Bestellungen zuzuwarten. In den letzten Wochen hat sich die Auftragslage stark erholt, weil sich auch die Lager bei den Kunden auf einem tiefen Niveau befinden. Die Bestellungen aus Asien – im Speziellen China – sind stark zurückgegangen, und die Situation erholt sich nur langsam, weil sich dort nach wie vor hohe Lagerbestände befinden und die Produktion aufgrund der Covid-Restriktionen noch stark gedrosselt ist.

Die Investitionen haben sich gemäss Halbjahresvergleich verdreifacht. Wofür?

Im ersten Halbjahr 2021 haben wir sehr wenig investiert, da der Neubau des zusätzlichen Sägewerkes in Gabun fertiggestellt wurde und keine grösseren anderen Investitionen anstanden. 2022 standen Ersatzanschaffungen vor allem bei den Forstmaschinen und LKWs an. Das Investitionsvolumen 2022 ist im normalen Rahmen, und 2021 muss als unterdurchschnittlich betrachtet werden.

Die Transportprobleme auf Schiene und Strasse in Gabun sind ja nun schon längere Zeit ein Thema. Ist denn gar keine Besserung der Infrastruktur vor Ort in Aussicht?

Um es kurz zu machen – leider nein. Erschwerend gegenüber den Vorjahren kommt hinzu, dass dort weitere Konzessionen für Minenaktivitäten erteilt wurden, was in Zukunft die Schienenkapazität zusätzlich beanspruchen wird. Die LKW-Transportkosten sind um rund 40 Euro/m3 höher als auf der Schiene und belasten unser Ergebnis. Aber die Instandstellung beziehungsweise die Verfügbarkeit des Strassennetzes ist ebenfalls nicht gewährleistet. Selbstverständlich sind wir in Gesprächen mit den verschiedenen Regierungsstellen, die sich der Situation bewusst sind, aber kurzfristig können wir keine Besserung erwarten.

Jetzt kommen um rund die Hälfte teurere Dieselpreise erschwerend hinzu. Für Generatoren und den Transport ist das doch ein Problem, nicht wahr?

Die Situation mit den Treibstoffpreisen hat sich zugespitzt. Seit der Publikation des Halbjahresergebnisses mussten wir monatlich weitere Preiserhöhungen verkraften. Mittlerweile sind wir beim doppelten Preis gegenüber dem Vorjahr in Gabun und bei 60% höheren Preisen in Brasilien angelangt. Da wir in Brasilien «nur» für die Fahrzeuge Treibstoff benötigen, sind die Auswirkungen dort nicht so gravierend wie in Gabun. In Gabun hatten wir in 2021 Treibstoffkosten von rund 3,5 Millionen Euro, und die Preiserhöhungen werden uns im Jahr 2023 stark treffen. Der Staat hatte die Treibstoffe subventioniert, darf dies aber aufgrund Bestimmungen der Weltbank nicht mehr, solange der Staatshaushalt nicht mindestens ausgeglichen ist. Deshalb können wir nicht mit einer Entspannung der Lage rechnen und arbeiten an einem Programm zur Produktivitätssteigerung und Kosteneinsparung, um das auszugleichen.

«Für den Amazonas insgesamt könnte sich ein Sieg von Lula positiv auswirken, da unter Bolsonaro die Abholzung weiter zunahm.»

In Brasilien könnte sich ein Regierungswechsel abzeichnen. Könnte sich das für Precious Woods positiv auswirken?

Ja, zuerst zeichnete sich ein klarer Sieg von Lula da Silva im ersten Wahlgang ab, aber nun kommt es doch zur Stichwahl Ende Oktober, deren Ausgang offen ist. Für Precious Woods wird ein Regierungswechsel keine unmittelbaren Folgen (weder positive noch negative) haben. Für den Amazonas insgesamt könnte sich ein Sieg von Lula jedoch positiv auswirken, da unter Bolsonaro die Abholzung weiter zunahm. Wir können aber nur hoffen, dass sich die nächste Regierung den Umweltthemen intensiver widmet und entsprechende Gesetze und Regelungen erlässt respektive die bestehenden auch durchsetzen und kontrollieren kann.

Die brasilianische Entwicklungsbank hat im Auftrag der Regierung allerdings auch schon währender der letzten zwei Jahre ein Konzept erarbeiten müssen, das die nachhaltige Forstwirtschaft in Konzessionen auf Landesebene attraktiv macht. Entsprechende Konzessions-Versteigerungen wurden lanciert. Jedoch wird die Umsetzung noch Jahre dauern. Precious Woods ist deshalb in Verhandlungen mit dem Bundesstaat Amazonas, um dort zusätzlichen Konzessionen zu erhalten. Weil das auf dieser Ebene schneller umgesetzt werden kann.

Sie verkaufen jährlich 150’000 Tonnen CO2-Äquivalente Emissionszertifikate aus der eigenen umweltfreundlichen Stromproduktion, aber im ersten Halbjahr wurden keine verkauft. Spekulieren Sie auf höhere Preise?

Wir sind am Ende der dreimal 7-jährigen Projektdauer für das Biomassekraftwerk in Brasilien. Für jede Phase wurden die Preise jeweils für sieben Jahre fixiert. Also nein, wir spekulieren nicht mit höheren Preisen. Der Preis unterscheidet sich auch von übrigen CO2-Zertifikaten für den freiwilligen und regulierten Markt. Einmal im Jahr werden die Zertifikate von der Zertifizierungsstelle nach deren Prüfung herausgegeben und danach direkt unserem Partner myClimate verkauft. Der Zeitpunkt des Verkaufs hängt also lediglich davon ab, wie schnell die Zertifizierungsstelle unsere Daten prüft.

«Im Segment Trading sind vor allem die Rund- und Schnittholzverkäufe aus Europa abgebildet. Das heisst, wir kaufen und verkaufen die Hölzer ohne jegliche Wertschöpfung dazwischen.»

Die EBITDA-Marge im Trading, dem kleinsten der drei Geschäftsbereiche hinter Brasilien und Gabun ist zwar von rund 8 auf 13% gestiegen, fällt aber hinter den Länderleistungen zurück. Könnte man sie steigern, vielleicht durch vertikale Integration?

Im Segment Trading sind vor allem die Rund- und Schnittholzverkäufe aus Europa abgebildet. Das heisst, wir kaufen und verkaufen die Hölzer ohne jegliche Wertschöpfung dazwischen. Für den reinen Handel ist diese Marge sehr erfreulich und könnte auch nicht optimiert werden, wenn dies in andere Segmente eingebracht würde.

Ihr Holzschlag ist freiwillig begrenzt. aus Umweltschutzgründen auf maximal drei Bäume pro Hektar Wald in 25 Jahren in Gabun, beziehungsweise 35 Jahren in Brasilien. Müsste man das nicht etwas lockern, um kompetitiv zu bleiben?

Die gesetzliche Grundlage würde eine Erntemenge von 25m3/ha/Jahr erlauben, Precious Woods jedoch erntet im Durchschnitt nur 14m3/ha/Jahr. Würden wir nur für den Zeitraum von 25 oder 35 Jahren denken, könnten wir die Erntemenge fast verdoppeln. Aber der Wald würde sich in dieser Zeit nicht regenerieren, und wir könnten nicht in eine weitere Rotation gehen. Der Schutz der Biodiversität wäre also nicht gegeben, was aber eines der wichtigsten Kriterien für unsere nachhaltige Wirkung ist. Selbst wenn wir die maximale Erntemenge einbringen würden, wären wir im Vergleich mit dem nicht zertifizierten oder illegalen Holzhandel weniger kompetitiv, da dieser ganz anders kalkuliert.

Die Rentabilität bei Precious Woods muss unter dem Gesichtspunkt der hohen nachhaltigen Wirkung im Umwelt- und Sozialbereich betrachtet werden. Der grosse Einsatz zahlt sich finanziell nicht immer aus und unterliegt starken Schwankungen aufgrund der externen Faktoren. Aber der Schutz des Regenwaldes verbunden mit dem Engagement für Mitarbeitende, deren Familien und umliegenden Kommunen war von Anfang an die Mission von Precious Woods.

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