Markus Gygax, CEO Valiant Bank

Markus Gygax, CEO Valiant Bank

Markus Gygax, CEO Valiant Bank. (Foto: Valiant)

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Gygax, seit Ende Jahr hat die Valiant-Aktie wieder Freunde an der Börse. Der Kurs steigt, und das obwohl Sie gerade einen um 28% niedrigeren Konzerngewinn für 2013 verkünden mussten. War die Aktie so niedergeprügelt oder ist die Zukunft jetzt so rosig?

Valiant ist ein gutes, gesundes Unternehmen mit einer soliden Eigenkapitalbasis und verfügt über viel Potenzial und kompetente Mitarbeitende. Ich bin überzeugt, dass wir mit den Bereinigungen im letzten Jahr den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt haben. Und mit unseren kommunizierten Mittelfristzielen haben die Anleger wieder eine klar Perspektive. Letztendlich bestimmt aber der Markt – also Angebot und Nachfrage – den Kurs.

Bis 2017 wollen Sie den Gewinn um 150 Prozent steigern. Das ist ambitioniert…

…aber realistisch.

Im Zinsdifferenzgeschäft verdient Valiant, wie die meisten Banken,  immer weniger Geld. Müssen da nicht die Zinsen ordentlich steigen, damit Sie die Ziele erreichen?

Sicher, wir würden ein höheres Zinsniveau bevorzugen. Dies erstens, weil es sich positiv auf unser Ergebnis auswirken und zweitens weil es zu einer Beruhigung des Immobilienmarktes führen würde. Aber auch bei anhaltend tiefen Zinsen müssen wir unsre Ertragskraft steigern und unsere Profitabilität verbessern. Das erreichen wir, indem wir das konsequente Kostenmanagement fortführen, unsere Vertriebseffektivität optimieren. Zudem wollen wir zu einem kontinuierlichen Wachstum zurückkehren, insbesondere bei den Kundengeldern und damit die Zinsmarge erhöhen. Ich bin überzeugt, dass wir im Rahmen unseres Projekts Marktstrategie 2014+ unsere Effizienz im Marktauftritt erhöhen, weil wir den klaren Fokus auf die Segmente – wie zum Beispiel auf die klein- oder mittelgrossen Unternehmen – richten.

«Ich bin überzeugt, dass wir im Rahmen unseres Projekts Marktstrategie 2014+ unsere Effizienz im Marktauftritt erhöhen.»
Markus Gygax, CEO Valiant Bank

Die Anleger bleiben trotz der Börsenhausse vorsichtig, was bedeutet das für ihr Kommissionsgeschäft?

Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft war 2013 zwar leicht rückläufig. Der Grund liegt aber im Verkauf der Investas AG. Ohne den Effekt daraus wäre der Erfolg um 3,1 % oder CHF 2,0 Mio. höher als im Vorjahr ausgefallen, was als sehr erfreulich beurteilt werden kann. Wir gehen davon aus, dass das Kommissionsgeschäft aber weiterhin anspruchsvoll bleiben wird. Ich sehe bei Valiant allerdings gute Wachstumsmöglichkeiten insbesondere bei den Privatkunden.

Sind wir bei der Bewertung von Immobilien, Obligationen und Aktien bereits viel zu weit der Realität davongerannt?

In der Tat hat die expansive Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken zu einer Höherbewertung einzelner Anlageklassen geführt. Aktien und Immobilien sind hierfür sicherlich die prominentesten Beispiele. Es gilt jedoch zu relativieren: Aktien sind im historischen Vergleich nach wie vor erst durchschnittlich bewertet, und die Höherbewertung ist angesichts des sich verbessernden makroökonomischen Umfelds teilweise auch gerechtfertigt.  Immobilien werden unseres Erachtens bei dem wohl noch länger anhaltenden Tiefzinsumfeld teuer bleiben. Ähnlich sieht es bei den Staats-Obligationen aus, wo Anleger in einem Umfeld langsam steigender Zinsen nur mit bescheidenen Erträgen rechnen können.

«Im aktuellen Umfeld geben wir Aktien weiterhin gute Chancen, sehen jedoch auch in Nischenbereichen wie Wandelobligationen und Hochzinsanleihen gute Chancen. «

Wenn die Bewertungen hoch sind, welche Produkte kann man dann vermögenden Privatkunden, die Sie ja vermehrt ansprechen wollen, anbieten?

Erstens steht nicht die Auswahl eines einzelnen Produktes im Vordergrund, sondern die Ausrichtung der Vermögenswerte gemäss dem jeweiligen Anlegerprofil. Zweitens ist eine breite Diversifikation der Anlagewerte über verschiedene Anlageklassen unumgänglich. Im aktuellen Umfeld geben wir Aktien weiterhin gute Chancen, sehen jedoch auch in Nischenbereichen wie Wandelobligationen und Hochzinsanleihen gute Chancen. Wir sind momentan immer noch bereit, an den Finanzmärkten gewisse Risiken einzugehen. Für Kunden, welche sich mit der Komplexität der Finanzmärkte nicht selber auseinander setzen wollen, eignet sich beispielsweise ein Vermögensverwaltungsmandat bestens.

Die Beratungspartnerschaft  mit der Swiss Life soll jetzt an drei Orten – Basel, Lausanne und Sursee – durchstarten. Gibt es auch eine Kooperation im Hypothekargeschäft? Beide Unternehmen vertreiben jeweils für sich allein ja schon Hypotheken.

Die Zusammenarbeit beinhaltet neben dem Vertrieb von Vorsorgeprodukten von Swiss Life auch die Vermittlung von Anlagegeschäften an Valiant sowie die gegenseitige Vermittlung von Hypothekargeschäften. Dank der Partnerschaft mit Swiss Life haben wir in Zukunft die Möglichkeit, unseren Kunden sehr langfristige Hypotheken bis zu 25 Jahren zu interessanten Konditionen anzubieten, während wir primäre Partnerin für Hypotheken mit einer Laufzeit von  bis 10 Jahren sind.

Früher war Bank-Assurance das Model der Zukunft. Dann kam die Verbindung zwischen Bank- und Versicherungsgeschäft ausser Mode. Wie sehen Sie jetzt  deren Potenzial?

Ich bin überzeugt, dass in der Kooperation zwischen Swiss Life und Valiant grosses Potenzial liegt. Das Thema Allfinanz im Sinne einer umfassenden Beratung ist für die Kunden aktueller denn je. Denn ein Kunde hat nicht nur Fragen bezüglich seiner Geldanlage, sondern auch bezüglich der Vorsorge. Wenn beispielsweise die Lebensversicherung eines Swiss-Life-Kunden ausläuft, können wir ihm interessante Angebote machen, wie er das Geld anlegen kann. Auf dieser Basis kann eine Zusammenarbeit erfolgreich sein.

Unsere Partnerschaft basiert auf den spezifischen, klassischen Kompetenzen der beiden Unternehmen. Im Gegensatz zu Allfinanz-Modellen konzentrieren sich die beiden Institute weiterhin explizit auf ihre angestammten Kernkompetenzen.

«Unsere durchschnittliche Restlaufzeit bei Festhypotheken betrug per Ende 2013 2,9 Jahre. Diese Zahl ist aber im Vergleich nach wie sehr tief. Zu tief.»

Die durchschnittliche Laufzeit der Valiant-Hypotheken war bisher recht kurz, nur 2,5 Jahre im 2012, mit entsprechenden Folgen für die Marge. Haben die Kunden jetzt vermehrt langfristige Hypotheken eingetickt?

In den letzten Jahren waren wir bei der Vergabe von Hypotheken mit Laufzeiten über 5 Jahre sehr restriktiv. Im Juli 2013 haben wir entschieden, dass wir den Kunden auch die Möglichkeit bieten, Hypotheken mit längeren Laufzeiten abzuschliessen. Damit werden wir einem vorhandenen Kundenbedürfnis gerecht. Die durchschnittliche Restlaufzeit der Festhypotheken betrug denn auch per Ende 2013 2,9 Jahre. Diese Zahl ist aber im Vergleich nach wie sehr tief. Zu tief.

Was bedeutet der vom Bundesrat verordnete höhere antizyklische Sicherheitspuffer mittelfristig für Sie?

Valiant ist mit einer Kapitalquote von 14,5 % sehr solide kapitalisiert. Wir verfügen über ein Überschusskapital von 336 Millionen Franken und können dadurch den antizyklischen Kapitalpuffer problemlos umsetzen.

Sie positionieren  sich bewusst als KMU-Bank, mit besonderer Betonung auf dem K. Wie differenziert sich da eine Valiant von den Kantonalbanken und der Raiffeisen-Gruppe?

Wir differenzieren uns gegenüber der Konkurrenz dadurch, dass die Kunden lokal und aus einer Hand betreut werden. Das bedeutet: Jedem Unternehmer steht ein Bankberater zur Seite, der ihn ganzheitlich in allen Bereichen begleitet, das heisst sowohl in privaten Geldangelegenheiten – Hypothek, Sparkonti, Anlagen – als auch in geschäftlichen Belangen – Zahlungsverkehr, Kredite, Liquiditätsmanagement. Die Unternehmer profitieren dabei von einer abgestimmten Beratung und minimieren ihren Aufwand für Finanzbedürfnisse.

Valiant will stark wachsen. Welche Kooperationen bieten sich da an? Etwa mit einer Migrosbank, die ja auch sehr stark in der Zentralschweiz ist?

In der Zentralschweiz sind wir sehr gut verankert. Unser Wachstumsfokus liegt vor allem in der Westschweiz. Dort haben wir noch viel Potenzial – insbesondere im Firmenkundengeschäft.

Wie viele Filialen schätzen Sie wird Valiant 2017 in der Schweiz haben?

Mindestens gleich viele wie heute, also 84.

Zur Person:
Markus Gygax ist seit dem 18. November 2013 CEO der Valiant Bank. Vor seiner Zeit bei Valiant war Markus Gygax von 2008 bis 2013 als Leiter der Division Retail und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Banque Cantonale Vaudoise tätig. Von 2002 bis 2008 war er Leiter Distribution und Geschäftsleitungsmitglied bei PostFinance. Zwischen 1987 und 2002 war Markus Gygax ausserdem in verschiedenen Funktionen unter anderem für den Schweizer Bankverein, die heutige UBS, tätig.

Markus Gygax studierte nach einer Bankausbildung Betriebsökonomie an der HWV Zürich und verfügt über ein eidgenössisches Diplom als Marketingleiter und einen MBA-Abschluss der Universitäten St. Gallen, Vlerick (Belgien) und Nyerode (Niederlanden) mit Fokus auf Management von Banken und Versicherungen.

Zum Unternehmen:
Valiant ist eine unabhängige, ausschliesslich in der Schweiz tätige, überregionale Bank für KMU, Retailkunden und vermögende Privatkunden in der deutsch- und in der französischsprachigen Schweiz. Valiant hat eine Bilanzsumme von 25,5 Milliarden Franken, beschäftigt rund 1000 Mitarbeitende und betreut mehr als 400 000 Kunden. Ihr Geschäftsgebiet erstreckt sich über die Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Freiburg, Jura, Luzern, Neuenburg, Solothurn, Waadt und Zug.

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