Peter Brawand, CFO Mobiliar, im Interview

Peter Brawand, CFO Mobiliar, im Interview
Peter Brawand, CFO Mobiliar. (Foto: Mobiliar)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Brawand, die Mobiliar wächst seit Jahren kontinuierlich und weist starke Gewinnzahlen aus. Das war auch im 1. Halbjahr 2017 nicht anders. Was macht die Mobiliar richtig – oder vielleicht auch besser als die Konkurrenz?

Peter Brawand: Als genossenschaftlich verankerte Versicherung sind wir primär unseren Kunden verpflichtet und können das Geschäft mit langfristiger Optik betreiben. Wir stellen konsequent den Kunden in den Mittelpunkt und geben unseren Mitarbeitenden Kompetenzen, um direkt vor Ort entscheiden zu können. Auf diese Weise motivierte Mitarbeitende gehen dann auch wie selbstverständlich die Extrameile, die es braucht, um zufriedene und damit auch treue Kunden zu haben. Der wirtschaftliche Erfolg ist dann „nur“ noch eine logische Konsequenz.

Welche Zahlen freuen Sie als Chef der Finanzen mit Blick auf das Halbjahresergebnis 2017 besonders?

Alle sprechen von ertragsreichem Wachstum, wir haben es. Als einzige Versicherung wachsen wir seit mehr als zehn Jahren im Nichtleben-Geschäft deutlich über dem Markt, ohne dass wir mangels Profitabilität je die Handbremse hätten anziehen müssen. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen mit einer operativen Marge von rund 10 Prozent.

Das Nichtlebengeschäft legte um satte 6,3% auf über 2 Mrd Franken zu und übertraf das Wachstum des Marktes wie Sie erwähnt haben deutlich. Welches waren die wichtigsten Gründe?

Dank unserer starken Position am Markt konnten wir wieder ein breit abgestütztes Wachstum erzielen. Zwei Drittel des Anstiegs resultierte aus organischem Wachstum, ein Drittel aus dem im letzten Herbst erfolgten Kauf der im Mietkautionsgeschäft tätigen SC, SwissCaution SA.

«Alle sprechen von ertragsreichem Wachstum, wir haben es.»
Peter Brawand, CFO Mobiliar

Die Mobiliar ist der mit Abstand grösste Sachversicherer im und auch auf dem Land. Wie sieht es in den Städten und grösseren Agglomerationen aus?

Unsere Anstrengungen, in städtischen Gebieten zu wachsen, haben Früchte getragen: Im Grossraum Zürich und im Bassin Lémanique wachsen wir doppelt so schnell wie im Schweizer Durchschnitt.

Welches sind aktuell die grössten Herausforderungen im Nicht-Lebengeschäft?

Die fortschreitende Digitalisierung stellt die gesamte Branche vor grosse Herausforderungen. Unsere Ambition dabei ist es, hochwertige digitale Services anzubieten, gleichzeitig aber die persönlichste Versicherung zu bleiben.

Welche Faktoren prägten das Lebengeschäft, welches mit einem um 0,4% höheren Prämienvolumen ebenfalls über dem Marktdurchschnitt lag?

Wir haben sowohl in der privaten als auch in der beruflichen Vorsorge zugelegt. Und das in einem schrumpfenden Markt. Unsere neue Sparversicherung mit Garantie und transparenter Erfolgsbeteiligung hat den Nerv der Zeit getroffen. Aber auch die fondsgebundenen Produkte gegen Jahresprämie haben zum erfreulichen Ergebnis beigetragen. In den letzten sechs Jahren konnten wir den Neugeschäfts-Marktanteil im Einzelleben auf gut 10 Prozent verdoppeln.

Die Kapitalanlagen trugen 217,3 Mio Franken zum Gruppenergebnis bei, dies nach 173 Mio im Vorjahreszeitraum. Was führte zum ausserordentlich guten Finanzgeschäft?

Wir haben im ersten Semester die günstige Börsenentwicklung genutzt und insbesondere dank Gewinnrealisierungen den Ergebnisbeitrag der Aktien um 52 Mio. Franken verbessern können.

Wie profitieren die Mobiliar-Kunden von dem starken Ergebnis?

Dank unserer genossenschaftlichen Verankerung partizipieren die Kunden am Erfolg: Mit einem Gesamtbetrag von 155 Mio. Franken werden ab Mitte 2017 für die Dauer eines Jahres die Prämienrechnungen der Haushalt- und Gebäudeversicherungen um 20% vergünstigt.

«Es ist offensichtlich, dass etwas gegen den drohenden Verkehrskollaps getan werden muss.»

Die Kasse der Mobiliar ist gut gefüllt, was es Ihr auch ermöglicht, Engagements einzugehen, die auf den ersten Blick vielleicht wenig mit dem Versicherungsgeschäft zu tun haben, wie bei Scout24, sharoo, SwissCaution oder Amphiro. Welche Ziele verfolgen Sie dabei längerfristig?

Wir verfolgen bei dieses Investments verschiedene Ziele: Einerseits handelt es sich um Unternehmen, die mit zukunftsträchtigen digitalen Geschäftsmodellen bereits attraktive Erträge generieren. Und von denen wir auch für unser Geschäft viel lernen können! Andererseits sind es auch unternehmerische Konzepte, welche nahe an unserem Kerngeschäft sind oder dieses in Zukunft unterstützen können.

Und welche Gründe haben zum Investment beim unterirdischen Transportsystem «Cargo sous terrain» geführt?

Eine nachhaltige Entwicklung der Schweiz liegt klar im Interesse der Schweizerischen Mobiliar. Es ist offensichtlich, dass etwas gegen den drohenden Verkehrskollaps getan werden muss. Deshalb engagieren wir uns dafür, dass jetzt Weichen für die Zukunft gestellt werden. Wenn sich Cargo sous terrain dereinst nebst den Vorteilen für Logistik und Umweltschutz darüber hinaus als sichere Anlage mit nachgewiesener Rendite behaupten kann, ist das für uns als Investor umso interessanter.

Sie haben zuvor das Thema Digitalisierung angesprochen. Mit der Schaffung des Bereichs Operations richtet sich die Mobiliar noch stärker auf diese aus. Wie soll das traditionelle Versicherungsgeschäft mit den verschiedenen digitalen Initiativen verbunden werden?

Der Bereich Operations bündelt die verschiedenen strategischen Programme, Akquisitionen und digitalen Initiativen. Die Mobiliar will ihren Wachstumskurs fortsetzen und ihre Erfolgsstory weiterschreiben. Deshalb ist es in dieser Zeit der Transformation unabdingbar, dass wir Veränderungen rasch erkennen und entsprechend darauf reagieren bzw. proaktiv agieren. Genauso wichtig ist es, strategische Vorhaben konsequent und gewinnbringend für unser Kerngeschäft zu realisieren.

Herr Brawand, wir bedanken uns für das Interview.

Zur Person
Peter Brawand (51), lic. oec. HSG, dipl. Wirtschaftsprüfer, war ab 1989 bei der Revisuisse Price Waterhouse AG tätig, zuletzt als Mandatsleiter Wirtschaftsprüfung und -beratung. Von 1994 bis 1996 war er in der Geschäftsleitung der Coop Versicherungs-Gesellschaft für Finanzen und Administration verantwortlich. Ab 1997 war er bei der Basler Versicherung tätig, zuletzt als Leiter Rechnungswesen und Controlling und Mitglied der Geschäftsleitung Schweiz (ab 1998). Seit dem 1. Juni 2004 ist Peter Brawand Leiter Finanzen der Gruppe Mobiliar (CFO) und Mitglied der Geschäftsleitung.

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