Philipp Antoni, Co-Founder Notime AG, im Interview

Philipp Antoni, Co-Founder Notime AG, im Interview
Philipp Antoni. Co-Founder Notime AG. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Antoni, Notime koordiniert und übernimmt für Online-Händler den Transport ihrer Waren zum Kunden – und dies am Tag der Bestellung und so schnell wie möglich. Als was können wir Notime bezeichnen? IT-Unternehmen, Logistiker, Kurierfirma?

Philipp Antoni: Notime ist vor etwas mehr als einem Jahr als IT Tech Unternehmen gegründet worden. Unser Ziel ist es, eine Drehscheibe für eine schnelle und reibungsfreie Zustellung von Waren zu kreieren, welche die Same-Day Zustellung bezahlbar macht. Das Herzstück unseres Systems ist, aus den verschiedenen Elementen, wie z.B. die automatische Zuweisung von Paketen an die richtigen Fahrer, einen automatisierten Gesamtprozess zu gestalten.

Was können Sie uns zur Entstehungsgeschichte des Unternehmens erzählen?

Die Gründer der notime AG kannten sich lose über verschiedene Ecken. Im Zentrum stand am Anfang Stefan Kaspar, der schlussendlich der Kopf hinter der Idee ist. Im April 2015 habten wir uns dann konkret dazu entschlossen, als Team die Vision eine „Bessere Post“ zu sein, umzusetzen. Wir sind ein recht naturwissenschaftlich angehauchtes Team, so arbeiten wir auch. Wir sind im ersten Jahr schnell gewachsen, und haben auch schnell die Chance bekommen, unsere Idee umzusetzen, als nach drei Monaten ein Kunde unser System inklusive dem Kurierangebot testen wollte.

Sie betreiben eine Zustellungsplattform, welche eine flexible Same-Day-Delivery in urbanen Gebieten ermöglicht. Wie funktioniert diese Plattform?

Notime hat am Anfang an der Idee gearbeitet, von der Idee her ein „Uber für Pakete“ zu werden. Aus verschiedenen offensichtlichen Gründen konnten wir diese Idee so nicht 1:1 umsetzen, aber um zu beweisen, dass unser System funktioniert und nachhaltig ist, wollten wir die Lieferung selbst übernehmen. So können wir die ganze Logistikkette kontrollieren und die Qualität der Lieferung sicherstellen. Wir wollten die Lieferung so ökologisch wie möglich gestalten – deswegen setzen wir auf die Zustellung per e-Lastenvelo.

Wir haben mittlerweile ein integriertes System, bei dem Pakete mit dem passenden Fahrer zusammen gebracht werden – dabei sind der Rekrutierungsprozess, die Zuteilung der Pakete, Tourengestaltung, Abrechnung der Fahrer und Rechnungsstellung und natürlich die Schnittstellen zu den Kunden hochgradig automatisiert. Die Administrationskosten wollen wir dabei so gering wie möglich halten. Ausserdem war uns wichtig, das wir unsere Plattform leicht an die Gegebenheiten in verschiedenen Ländern anpassen können – die Expansion ins Ausland ist für 2017 ein grosses Thema.

«Wir fokussieren uns im Moment noch auf den Aufbau in der Schweiz, Pläne für eine Expansion ins Ausland werden aber im Moment konkreter.»
Philipp Antoni, Co-Founder notime AG

Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit das System funktioniert?

Unsere Plattform ist sehr komplex, die verschiedenen Parameter sind auf die lokalen Begebenheiten (z.B. Topographie) angepasst. Wir rekrutieren laufend neue Kuriere, expandieren in neue Städte, und suchen natürlich neue Kunden – denn je mehr Paket-Dichte wir erreichen, umso effizienter können wir sein.

Wie komplex ist die Anbindung der Kundensysteme an Ihre Plattform?

Wir haben sehr viel Energie dahin investiert, die Anbindungen so einfach wie möglich zu gestalten. Unter anderem bieten wir den sogenannten «notime Button» an. Ähnlich wie z.B. das Facebook Plugin auf verschiedenen Webseiten stellen wir ein Plugin zur Verfügung, welches mit ein paar Zeilen Code auf die Webseite platziert werden kann. Dieses Plugin scannt real-time das PLZ-Feld der Eingabe/Bestellmaske. Sobald das Plugin eine unterstütze PLZ sieht, wird der «Same-day»-notime button im Bestellprozess angezeigt – der Kunde kann so das Paket heute noch bekommen.

Zu Ihren Kunden zählen u.a. grosse Unternehmen wie die Post mit ihrem Online-Marktplatz Kaloka, Interdiscount oder Brack.ch. Eignet sich Ihr System auch für kleine Händler, die nicht auf einer Plattform der Post auftauchen, oder braucht es eine Mindestanzahl von Lieferungen?

Wir liefern schon für verschiedene kleinere Anbieter auf dem e-Commerce Markt. Wenn ein neuer Kunde ein exotisches Zeitfenster wählt, müssen wir mit Mindestabnahmen kalkulieren. Ansonsten versuchen wir natürlich, die Paket-Dichte zu vergrössern.

Gibt es neben dem Elektronik-Fachhandel weitere Branchen, die sich besonders eignen?

Viele Kunden wollen ihre Pakete möglichst schnell haben, und das am besten noch kostengünstig oder ganz umsonst. Fashion-Anbieter werben viel mit schneller Lieferung, und auch andere Bereiche der e-Commerce Branche haben Interesse an einer schnellen Lieferung.

In welchen Gebieten sind Sie derzeit tätig?

Wir liefern in den sieben grössten Schweizer Städten, im Moment noch ausser Genf. Wir fokussieren uns im Moment noch auf den Aufbau in der Schweiz, Pläne für eine Expansion ins Ausland werden aber im Moment konkreter. Noch in diesem Jahr fällt der Startschuss zu unserer ersten Niederlassung im Ausland, die vollständig unsere Plattform nutzt.

«Im Moment rechnen wir damit, dass ca 20% des gesamten Warenumschlags auf Same-Day setzen wird, und unsere Nische wächst.»

Wie ist das Lieferantensystem aufgebaut?

Wir arbeiten mit freischaffenden Kurieren, welche wir über unser Rekrutierungssystem ausgewählt haben. Ein paar der Kuriere, welche viel arbeiten oder noch anderweitige Aufgaben übernehmen, haben wir angestellt. Die meisten Kuriere sind Studenten und können sich die Schichten, an denen sie arbeiten wollen, frei in unserem sogenannten ShiftPicker auswählen.

Kann ich als Besteller mitverfolgen, wie lange es noch dauert, bis ich meine Order erhalte?

Durch unser FollowMe kann der Kunde live mitverfolgen wo die Ware zu welchem Zeitpunkt ist – und kann sie bei bedarf live umleiten oder später zu sich kommen lassen. Ausserdem kann der Kunde auch mit unserem Kurier kommunizieren, falls die Anlieferung dies bedingt. Die Änderungen der Kunden werden von unserer Plattform dann automatisch neu in die Touren umgestaltet – sodass der Kunde das Paket zum vereinbarten Zeitpunkt erhält.

Der Online-Handel in der Schweiz wird in den kommenden Jahren weiter markant zulegen und Same-Day-Delivery dürfte zum Standard werden. Wie schätzen Sie das Entwicklungspotenzial von Notime ein?

Wir wollen der grösste Same-Day Anbieter der Schweiz werden und im Ausland mit unseren Partnerfirmen Same-Day Zulieferungen konsolidieren – zu einem Standard machen. Im Moment rechnen wir damit, dass ca 20% des gesamten Warenumschlags auf Same-Day setzen wird, und unsere Nische wächst. Unser ganzer Workflow ist auf Effizienz – und Kundenservice – getrimmt, der sich nach den Bedürfnissen der Kunden richtet. Das Paket soll ankommen wann und wie es der Kunde wünscht.

Welches werden im Rahmen der Digitalen Transformation die nächsten grossen Entwicklungen in der Warenlogistik sein?

Notime – wir setzen die neuen Technologien sehr effizient ein, vernetzen Fahrer untereinander und kombinieren Kunden über Smartphone mit dem Kurier der ihr Päckchen ausfährt. Ein weiterer Faktor werden aber sicher selbstfahrende Autos sein, die als Art fahrende Ladestation in den Städten genutzt werden können. Von denen könnte man dann unter Umständen per Drohne verteilen…

Wir sind gespannt! Herr Antoni, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Das Interesse an der Gründung von Technologiefirmen hat Dr. Philipp Antoni schon während seines Studiums und später der Promotion in Chemie an der Universität Zürich gelebt und mehrere Start-ups gegründet. Diese Anfangs im Bereich Biotech und Material Sciences, später dann auch in der IT Welt. Er ist Mitgründer der notime AG und verantwortlich für die Expansion, Operations, und Finanzierung.

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