Ramon Näf, CEO Naef Group

Ramon Näf, CEO Naef Group

Ramon Näf, CEO Naef Group. (Foto: Naef Group)

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Näf, ihre Firma sitzt in Freienbach/Schwyz, wo der Quadratmeter Wohnung allein schon weit über 10’000 Franken kostet. Ist der geringere Raumverbrauch bereits ein Argument für die Fussbodenheizung?

Fussbodenheizungen brauchen in der Regel auch deutlich weniger Energie als Heizungen mit Radiatoren an den Wänden. Das entlastet das Portemonnaie um bis zu zehn Prozent. Dazu kommt die behagliche Wärme, welche eine Fussbodenheizung verbreitet – von dieser waren schon die alten Römer angetan.

Klassische Fussbodenheizungen sind recht träge. Das von Ihnen vertriebene JK-System fräst die dünnen Heizrohre direkt unter den Fussbodenbelag, womit sie näher an der Umgebungsluft zu liegen kommen. Um wieviel reagiert so ein System schneller?

Es ist richtig, dass die Rohre näher unter dem Boden liegen. Ein Vergleich ist aber schwierig, da Beschaffenheit von Unterboden sowie Oberboden die Geschwindigkeit der Wärmeverteilung beinflussen.

«Dank der tieferen Vorlauftemperaturen lassen sich Fussbodenheizungen ideal mit erneuerbaren Energiequellen verbinden.»
Ramon Näf, CEO Naef Group

Das JK-System macht wegen seiner geringeren Betriebstemperatur im Vergleich zu Radiatorenheizungen besonders im Verbund mit Wärmepumpen oder Sonnenkollektoren Sinn. In der Schweiz sind aber Sonnenkollektoren in der Installation noch viel zu teuer….

Dank der tieferen Vorlauftemperaturen lassen sich Fussbodenheizungen ideal mit erneuerbaren Energiequellen verbinden – unabhängig davon, wie hoch die Installations- oder Betriebskosten der erneuerbaren Energiequellen sind. Bei Investitionen in Energie aus erneuerbaren Quellen spielen nicht zuletzt ökologische Aspekte eine grosse Rolle.

Bodenheizungen halten nun ja auch nicht ewig. Wie viele Leitungen finden Sie denn pro Jahr schweizweit die einen Knick haben?

Knicke entstehen beim Verlegen der Heizungsrohre aus Kunststoff in den Boden. Unsere Erfahrung zeigt, dass rund 5% der Fussbodenheizungen einen solchen Makel aufweisen. An diesen geknickten Stellen sammelt sich die Verschlammung noch schneller an.

Was kostet denn so eine Untersuchung mit Ihrem „Knickfinder“?

Wenn bei einer Sanierung ein Knick entdeckt wird, setzen wir den Knickfinder ein. Der Knickfinder kommt also im Zusammenhang mit einer Sanierung zum Einsatz und kann nicht als selbstständige Dienstleistung gebucht werden.

Und wie viele Fussbodenheizungsrohre, schätzen Sie, sind im aktuellen Wohnbestand verschlammt oder spröde?

Von Anfang der Siebzigerjahre bis Anfang der Neunzigerjahre wurden ausschliesslich Kunststoffrohre in Fussbodenheizungen verlegt. Diese verspröden mit der Zeit. Sauerstoff dringt ins Wasser und lässt die metallischen Teile im Heizkreislauf korrodieren. Wir schätzen, dass rund die Hälfte der Fussbodenheizungen aus dieser Generation stark verschlammt ist und entsprechend hohe Effizienzverluste aufweist.

Mit Ihrem HAT-Verfahren reinigen Sie die alten Heizungsrohre von Innen. Rohrreinigung und Abdichtung von Innen dünkt mich eigentlich logisch als Königsweg der Sanierung.  Warum ist man da nicht früher drauf gekommen?

Man ging davon aus, dass Kunsstoffrohre der ersten Generation etwa 50 Jahre halten. Nach 15 Jahren traten bei diesen Rohren allerdings schon häufig Leckagen auf; die Schadenfälle häuften sich. Da wurde unser Ehrgeiz geweckt. Eine Lösung für dieses Problem musste gefunden werden, und wir nahmen die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Bereich der Rohrinnensanierung auf.

Ist es nicht für Hausbesitzer ärgerlich, dass immer wieder zunächst Produkte auf den Markt geworfen werden, deren Langlebigkeit aber nie vorher hochgerechnet, geschweige denn angetestet wurde?

Das ist in der Tat eine bedauerliche Entwicklung, die in allen Branchen stattfindet. Wir versuchen dagegen zu halten und setzen länger auf erprobte Komponenten in unseren Systemen, statt immer wieder neue Schnittstellen zu schaffen, bloss weil man ein paar Franken sparen kann mit einem neueren Bauteil.

Mit dem  HAT-System  soll sich die Funktionalität und Haltbarkeit einer sanierten Fussbodenheizung um  20 bis 30 Jahre verlängern. Aber so lange gibt es das HAT-System doch noch gar nicht?

Wir führen für unser System Stresstests durch, welche uns aufzeigen, dass die sanierten Rohre über 30 weitere Jahre hinaus halten.

«Nach dem Wiederaufbau der europäischen Städte nach dem zweiten Weltkrieg sind nun Millionen von Wasserleitungssystemen im sanierungsbedürftigen Alter.»

Sind eigentlich die heutzutage installierten klassischen Fussbodenheizungen langlebiger als die aus den  70er-Jahren?

Die Rohre der neueren Generation, die ab Anfang der Neunzigerjahre verbaut wurden, haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber den alten Rohren. Im Kunststoff ist ein Metallkern eingearbeitet, der die Sauerstoffdiffusion erschwert. Die Verschlammung durch Korrosion kommt praktisch nicht mehr vor.

Die Naef Group saniert auch Trinkwasserleitungen von innen. In vielen Ländern der Erde ist das Leitungssystem desolat, viel desolater als die Schweizer Leitungen. Wie gross schätzen Sie denn das Volumen des Marktes hierfür weltweit?

Das Potential ist riesig. Nach dem Wiederaufbau der europäischen Städte nach dem zweiten Weltkrieg sind nun Millionen von Wasserleitungssystemen im sanierungsbedürftigen Alter.

Liebäugeln Sie eigentlich mit einem Auslandsengagement oder einer Lizenzvergabe?

Die Naef Group hat erst kürzlich alle Verträge mit Lizenzpartnern im In- und Ausland auslaufen lassen. Die hohe Qualität unserer Dienstleistungen ist unsere oberste Priorität – diese lässt sich nur durchsetzen, wenn wir Verfahren, Materialien, Installation und Dienstleistungen unter einem Dach haben.

Seit der Gründung vor knapp dreissig Jahren ist Ihre Firma ständig gewachsen. Jetzt stehen Sie bei 70 Mitarbeitenden. Wie viele Mitarbeiter, denken Sie,  wird die Naef Group denn im Jahr 2035 einmal haben?

Genauso viele Mitarbeiter, wie es braucht, um die Effizienz der Fussbodenheizungen und die Qualität der Trinkwasserleitungen in der Schweiz auf höchstem Niveau zu halten.

Zur Person:
Ramon Näf (35) ist seit dem 1. Januar 2001 bei der Naef Group und  den dazugehörigen Firmen, wo er mittlerweile als CEO amtet. Er hat in seiner Karriere bereits in den meisten Bereichen der Firmen aktiv mitgearbeitet, sei es in Technik /Aussendienst, im  Innendienst, in der Qualitätskontrolle  oder als Abteilungsleiter. Seine Passionen neben der Arbeit: seine Familie und Hockey spielen… am liebsten mit seinem 5 jährigen Sohn.

Zum Unternehmen:
Die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens begann Mitte der 1980er Jahre, als der junge Ingenieur Werner Näf die Rohrinnensanierung erfand. Unter dem Dach der Naef GORUP sind heute die Unternehmen HAT-Tech AG, mit Kompetenzen im Bereich Wärme, sowie Näf Tech AG, spezialisiert auf die Sanierung von Trinkwasserleitungen, vereint. Langfristiges Denken und Handeln werden auch in der zweiten Generation des Unternehmens, welches Investitionen ausschliesslich aus eigenen Mitteln bestreitet, grossgeschrieben.

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