Robert Oudmayer, CEO Cembra Money Bank, im Interview

Robert Oudmayer, CEO Cembra Money Bank, im Interview
Robert Oudmayer, CEO Cembra Money Bank. (Foto: zvg)

Robert Oudmayer, CEO Cembra Money Bank. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Oudmayer, die Cembra Money Bank hat das Geschäftsjahr 2015 mit einem 4 % höheren Reingewinn von 145 Mio Franken abgeschlossen. Wie werten Sie das Resultat?

Robert Oudmayer: Ich bin mit unserem Ergebnis sehr zufrieden. Das vergangene Jahr war für Cembra Money Bank operativ und finanziell äusserst erfolgreich. Einerseits schlossen wir nach zwei Jahren intensiver Arbeit die Migration der IT-Infrastruktur von GE auf eine eigenständige Plattform ab. Andererseits übertrafen wir die Markterwartungen und erzielten das beste Finanzergebnis seit unserem Börsengang im Oktober 2013.

Der Zinserfolg, der über drei Viertel der Einnahmen ausmacht, stieg um 0,9% auf 301,9 Mio Franken, der Zinsertrag sank um 1% auf 338,3 Mio Franken. Was waren die Gründe?

Die minime Reduktion des Zinsertrags hängt mit Kosten für Guthaben bei der Schweizerischen Nationalbank und mit tieferen Zinserträgen im Privatkredit-  und Fahrzeugfinanzierungsgeschäft zusammen. Der leichte Rückgang konnte durch höhere Zinserträge im Kreditkartengeschäft und dank tieferer Refinanzierungskosten der Verbindlichkeiten ausgeglichen werden.

Das zentrale Geschäft mit Privatkrediten war rückläufig. Die Kundenforderungen nahmen dort um 4% auf 1,78 Mrd Franken ab. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung in diesem Bereich?

Wir bewegen uns im Bereich der Konsumkredite in einem anspruchsvollen Umfeld. Die Konkurrenz ist gross. Im vergangenen Dezember hat der Bundesrat beschlossen, den Maximalzinssatz für Konsumkredite für Verträge ab 1. Juli 2016 von 15 Prozent auf 10 Prozent zu senken. Die Auswirkungen des neuen Höchstzinssatzes werden sich bei uns für das Geschäftsjahr 2016 in Grenzen halten. Der Markt wird sich wahrscheinlich verändern, wie genau, ist derzeit schwierig abzuschätzen. Ich gehe davon aus, dass die Angebote der verschiedenen Anbieter sich einander annähern werden.

«Ich lehne aggressive Werbung entschieden ab. Cembras Werbung war noch nie aggressiv.»
Robert Oudmayer, CEO Cembra Money Bank

Zusätzlich beträgt der Höchstzinssatz bei Kreditkarten neu 12%. Wie wollen Sie die negativen Folgen der tieferen Höchstzinssätze abfedern?

Der tiefere Höchstzinssatz lässt rückläufige Erträge erwarten. Ich bin aber optimistisch, dass unsere Bank die Mindereinnahmen durch anhaltendes Wachstum im Kreditkartengeschäft und tiefere Refinanzierungskosten ausgleichen kann. Dazu haben wir eine Reihe von Massnahmen definiert, um die finanziellen Auswirkungen des tieferen Maximalzinssatzes zu mindern.

Eine weitere regulatorische Auflage ist der Verzicht auf aggressive Werbung im Konsumkredit-Bereich. Inwieweit trifft dies die Cembra Money Bank und wie definieren Sie persönlich «aggressive Werbung»?

Unsere Branche hat sich betreffend aggressive Werbung eine Selbstregulierung auferlegt. Für diese Selbstregulierung hat sich Cembra sehr stark eingesetzt. Ich lehne aggressive Werbung entschieden ab. Cembras Werbung war noch nie aggressiv. Es gibt im Leben Situationen, in denen ein Konsumkredit Sinn macht. Beispielsweise wenn einschneidende Veränderungen eintreten, beispielsweise eine Scheidung, oder wenn jemand eine Weiterbildung machen oder ein grösseres Auto anschaffen möchte, weil die Familie gerade Zuwachs erhalten hat.

Im Kreditkartengeschäft lief es im vergangenen Jahr blendend. Dank der Cumulus MasterCard sind Sie hier deutlich über dem Markt gewachsen. Der Zinsertrag lag 15 % über dem Vorjahr und die Rendite stieg auf 7.7%. Sehen Sie weiteres Wachstumspotenzial?

Ja, im Kreditkartenbereich sehe ich weiterhin Wachstum, da haben wir die Bergspitze noch nicht erreicht. Cembra verfügt über vier verschiedene Kreditkarten, die alle sehr stark sind. Die am meisten verbreitete Co-Brand-Kreditkarte der Schweiz ist die Cumulus-MasterCard. Seit nun schon zehn Jahren arbeiteten wir erfolgreich mit der Migros zusammen. Sie ist eine starke und hervorragende Partnerin. Wir würden uns eine zweite solche Partnerin wünschen, aber die gibt es nicht in diesem Land. Migros ist einzigartig.

«Die Migros ist eine starke und hervorragende Partnerin. Wir würden uns eine zweite solche Partnerin wünschen, aber die gibt es nicht in diesem Land.»

Wie stark begünstigt das rapide Wachstum im E-Commerce den Trend von Bargeld hin zur Kartennutzung?

Die Bezahltechnologie hat sich enorm entwickelt. Man kann heute nicht nur mit Smartphones bezahlen, sondern auch mit Uhren. Gerade vor wenigen Tagen haben wir die Partnerschaft mit der Schweizer Uhrenherstellerin Mondaine bekanntgeben. Sie bringt bald eine Uhr auf den Markt, die das kontaktlose Bezahlen ermöglicht: Beträge bis zu 40 Franken ohne PIN- bzw. Summen ab 40 Franken mit PIN-Eingabe am POS. Das funktioniert aber nur, wenn der Träger einer Mondaine-Uhr gleichzeitig Besitzer einer Cembra MasterCard ist. Es gibt zahlreiche neue Bezahlmethoden, durchgesetzt hat sich bisher aber noch keine. Cembra wird nicht in die Entwicklung neuer Zahlsysteme investieren, das lohnt sich nicht. Unser Geschäft basiert auf Kreditkarten, die meisten neuen Bezahlsysteme basieren auch darauf.

Ein schwieriges Jahr war 2015 für den Automobil-Leasing-Bereich. Wie hat sich die Frankenstärke auf das Geschäft ausgewirkt?

Die Aufwertung des Schweizer Frankens hatte einen spürbaren Einfluss auf den Schweizer Automarkt. Die Neuzulassungen und auch die Verkäufe von Gebrauchtwagen profitierten vom tieferen Preisniveau und erreichten Rekordwerte. Die Preispolitik der Mitbewerber ist aggressiv, dennoch konnten wir die Forderungen gegenüber Kunden bei den Fahrzeugfinanzierungen stabil halten.

Wie im Vorjahr haben Sie erneut das Interesse an Akquisitionen betont. Wie sieht denn die ideale Kaufgelegenheit aus?

Wir wollen wachsen, und zwar in der Schweiz und im Konsumkreditbereich oder in verwandten Bereichen. Wir werden aber nur dann zukaufen, wenn es wirklich passt, das heisst, wenn es sowohl in unsere Strategie als auch in unser Rentabilitätsziel passt.

Welche Erwartungen verbinden Sie mit dem laufenden Geschäftsjahr?

Wir haben uns als unabhängige Schweizer Bank sehr gut entwickelt. Unsere Aktie ist attraktiv und die Dividende, die wir ausschütten, verhältnismässig hoch. Auf diesem Weg wollen wir gerne weiterfahren. Aufgrund des reduzierten Höchstzinssatzes sind im Privatkreditgeschäft allerdings rückläufige Erträge zu erwarten. Durch anhaltendes Wachstum im Kreditkartengeschäft und durch tiefere Refinanzierungskosten sollten die tieferen Erträge aber ausgeglichen werden können. Unsere Bank rechnet für das Geschäftsjahr 2016 mit einem Ergebnis von 4.80 bis 5.10 Franken pro Aktie.

Herr Oudmayer, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Robert Oudmayer ist seit 2009 Chief Executive Officer von GE Money Bank bzw. Cembra Money Bank. Von 2005 bis 2009 war er CEO bei GE Money Bank in Portugal, von 2003 bis 2004 Managing Director Auto and Sales Finance bei GE Capital Bank in Brugg und von 2000 bis 2002 Chief Executive Officer für Benelux bei TIP GE Capital in Rotterdam. Robert Oudmayer ist 54-jährig, Holländer, verheiratet und Vater zweier Söhne und einer Tochter. 

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