Stefan Weber, CEO Newron, im Interview

Stefan Weber, CEO Newron, im Interview
Stefan Weber, CEO Newron. (Foto: zvg)

von Sandra Willmeroth

Moneycab.com: Newron hat das Jahr 2022 mit einem Verlust von 17,5 Millionen Euro abgeschlossen, der damit noch höher ausfiel als im Vorjahr. Was waren die Gründe dafür?

Stefan Weber: Ende 2021 haben wir unsere potenziell zulassungsrelevante Studie 008 für unseren Produktkandidaten Evenamide gestartet. Diese Studie erhöhte unsere Ausgaben für Forschung und Entwicklung in 2022.

Die Investitionen in Forschung und Entwicklung betrugen 12,0 Millionen Euro, was rund 1,3 Millionen mehr ist als im Vorjahr. Und die liquiden Mittel sind 2022 ebenfalls um knapp 12 Millionen auf 22,8 Millionen Euro geschmolzen. Haben Sie genügend Cash-Flow, um die Entwicklung neuer Präparate und den Geschäftsgang aufrecht zu erhalten?

Wir sind bis weit ins Jahr 2024 hinein vollständig finanziert, über die nächsten potenziellen Meilensteine hinaus.

Der Mittelzufluss aus der Umsatzbeteiligung des Partnerunternehmens Zambon für den Vertrieb des Parkinson-Medikaments Xadago betrug im letzten Jahr 6 Millionen Euro. Hier hatten Sie mehr erwartet?

Bei der Entwicklung, Zulassung und Lancierung von Xadago gingen wir von höheren Lizenzeinnahmen aus. Andererseits haben wir mit diesem Medikament bisher insgesamt 70 Millionen Euro an Meilensteinzahlungen und Lizenzgebühren generiert, womit Xadago entscheidend zur Finanzierung des Betriebs von Newron in den letzten Jahren beigetragen hat.

Die Newron Aktie ist seit Januar um mehr als 200% gestiegen und gehört damit zu den grossen Gewinnern in den ersten Monaten des Jahres. Die Hoffnung der Investoren scheint sich auf Evenamide, ein noch in der Entwicklung befindliches Medikament gegen Schizophrenie, zu konzentrieren. Wie gross ist das Marktpotenzial?

Patentgeschützte Antipsychotika erreichen meist den Blockbusterstatus. Evenamide zeichnet sich ausserdem durch die Alleinstellungsmerkmale des Wirkmechanismus (Reduktion der übermässigen Glutamatfreisetzung im Gehirn) sowie der Positionierung als erstes und einziges Medikament neben Clozapin für behandlungsresistente Schizophrenie aus. Das Marktpotenzial ist daher erheblich.

«Wir haben zu Evenamide im Januar, Februar und März 2023 mehrere beeindruckende Zwischenergebnisse vorlegen können.»
Stefan Weber, CEO Newron

Wie hoch ist das Risiko? Immerhin scheitern auch in Phase III der Entwicklung noch 40% aller neuen Wirkstoffe?

Selbstverständlich bleibt bis zur Bewilligung durch die Behörden ein Restrisiko bestehen. Wir haben zu Evenamide aber im Januar, Februar und März 2023 mehrere beeindruckende Zwischenergebnisse vorlegen können, welche die Sicherheit und Wirksamkeit von Evenamide nicht nur über sechs Wochen und sechs Monate, sondern auch über 12 Monate aufgezeigt haben.

Wird Newron die Vermarktung von Evenamide in Teilen selbst übernehmen und in anderen Ländern an Partnerunternehmen delegieren?

Schizophrenie ist eine Erkrankung, die bis zu 1% der Bevölkerung betrifft. Damit ist klar, dass ein kleines Biotech-Unternehmen die grossen Märkte nicht bedienen kann. Wir sind daher auf der Suche nach geeigneten Partnern, die bestimmte Regionen optimal abdecken und sich an den verbliebenen Entwicklungskosten beteiligen, zusätzlich zu relevanten üblichen Abschlagszahlungen, Meilensteinen und Lizenzgebühren. Newron ist aber durchaus interessiert, Evenamide in Nischenindikationen und ausgewählten Territorien selbst zu vertreiben. So streben wir an, die kleine Population der Patienten in den USA, die gegen Clozapin resistent geworden sind, selbst zu versorgen. Patienten müssen regelmässig Spitäler oder Veteranen-Einrichtungen aufsuchen, um Untersuchungen vornehmen zu lassen. Somit können wir diesen Markt selbst abdecken, ohne dass wir dafür eine grosse Anzahl an Vertriebs-Mitarbeitenden einstellen müssen.

Ein weiteres Produkt in der Pipeline von Newron ist das Schmerzmittel Ralfinamide, welches sich in Phase II der Entwicklung befindet. Wann werden hier die grösseren Studien mit vielen Erkrankten (Phase III) beginnen?

Unsere Forschungs- und Entwcklungsprioritäten liegen aktuell bei Evenamide. Gleichzeitig sondieren wir eine Reihe potenzieller Möglichkeiten zur Erweiterung der Pipeline bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Dazu gehört auch die weitere Entwicklung von Ralfinamide.

Erfolgreiche Biotech-Unternehmen enden häufig als Übernahmekandidaten. Wie stehen Sie zu diesem möglichen Szenario?

Jedes professionell geführte börsenkotierte Unternehmen muss damit umgehen können, grundsätzlich jederzeit ein Übernahmeangebot zu erhalten. Sie haben aber Recht, dass dies bei kleineren Biotech-Unternehmen im Vergleich mit Unternehmen aus anderen Branchen häufiger vorkommt. Wir stehen diesem Szenario offen gegenüber, sofern das Angebot den Wert des Unternehmens angemessen reflektiert, also den Interessen unserer Aktionäre gerecht wird.

«Jedes professionell geführte börsenkotierte Unternehmen muss damit umgehen können, grundsätzlich jederzeit ein Übernahmeangebot zu erhalten.»

Wie viele Beschäftigte hat Newron?

Für Newron arbeiten insgesamt rund 25 Mitarbeitende.

Der Hauptsitz von Newron ist in der Nähe von Mailand. Wie schwer ist es, dort geeignete Fachkräfte zu rekrutieren?

Wir rekrutieren unsere Fachkräfte international und konnten bisher die benötigten Talente für unsere Standorte in Mailand und Morristown im US-Bundesstaat New Jersey gewinnen. Mailand ist durchaus ein attraktiver Standort und der geografische Pharma- und Biotech-Mittelpunkt von Italien, und New Jersey ist seit langer Zeit einer der herausragenden Pharmastandorte der USA.

«Newron kam 2006 an die SIX, und die Schweiz war «der europäische Place to be» für Biotechunternehmen.»

Warum ist die Aktie in der Schweiz und in Deutschland kotiert und nicht an der italienischen Börse?

Im Vergleich zu Italien sind in der Schweiz viel mehr Investorinnen und Investoren, Analystinnen und Analysten sowie Expertinnen und Experten mit fundierten Lifesciences-Kenntnissen ansässig. Newron kam 2006 an die SIX, und die Schweiz war «der europäische Place to be» für Biotechunternehmen. Das zusätzliche Listing in Düsseldorf und den Handel über Xetra haben wir 2019 initiiert, um bestehenden und potenziellen neuen Investorinnen und Investoren aus der EU den Handel mit unserer Aktie über EU-Broker zu erleichtern – und angesichts der inzwischen nicht mehr vorhandenen Börsenäquivalenz zwischen der Schweiz und der EU auch dauerhaft sicherzustellen.

Wagen Sie einen Ausblick auf 2023?

2023 bleibt ein spannendes Jahr für Aktionärinnen und Aktionäre Aktionäre, da weitere entscheidende News über die Ergebnisse von Evenamide in Schizophrenie sowie über neue Partnerschaften erwartet wird. Wir freuen uns auf den weiteren Jahresverlauf und die Möglichkeit, behandlungsresistenten Schizophrenie-Patienten mit Evenamide hoffentlich bald die erste und einzige evidenzbasierte Behandlungsalternative zu Clozapin zu bieten.

Herr Weber, besten Dank für das Interview.

One thought on “Stefan Weber, CEO Newron, im Interview

  1. Guten Tag Herr Weber
    Was läuft in Ihrer Firma. Haben Sie eigentlich kein Skrupel gegenüber
    den vielen Kleinaktionären die Ihnen jahrlang die Stange gehalten haben. Nach solch einer positiven News die Aktie wieder absacken zu lassen muss doch ein System der Verarschung der Kleinaktionäre sein. Ich denke nervös machen und rausdrücken das ist momentan Ihre und Newrons Devise . Platz machen für Andere!
    Tut mir leid Herr Weber aber das ist traurig aber Wahr!
    Trotzdem mich bringen Sie nicht raus und hoffentlich Viele andere auch nicht!
    Gruss Andreas Koella

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