Thomas Seiler, CEO u-blox, im Interview

Thomas Seiler, CEO u-blox, im Interview
Thomas Seiler, CEO u-blox. (Foto: u-blox)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Seiler, zurück auf Los! So könnte man mittlerweile die u-blox-Aktie seit dem IPO beschreiben. Tut Ihnen das nicht in der Seele weh?

Thomas Seiler: Seit dem IPO hat sich unsere Firma operativ prächtig entwickelt – von 70 Personen auf 1200 heute. u-blox verfügt heute über Spitzenwissen im Bereich der drahtlosen Kommunikationstechnik. Wir sind der bevorzugte Partner im Industrie- und Automobilbereich und bedienen fast 8000 Kunden weltweit. Es macht mir jeden Tag grosse Freude, diese Firma zu leiten und weltweit mit den führenden Kunden im Kontakt zu sein. Die Börse unterschätzt nicht zum ersten Mal unsere Resilienz.

Nach dem anfänglichen Hype ist es ums IoT etwas ruhiger geworden. Dennoch haben neue Applikationen im Internet der Dinge grosse Zukunft. Welche?

Der Trend zum Internet der Dinge hält ungebrochen an und hat sich während der Krise noch weiter akzentuiert. Viele Industriefirmen realisieren, dass Fernwartung immer wichtiger wird, was bedeutet, dass immer mehr Gerätschaften mit der Cloud verbunden werden. Die Nachfrage erstreckt sich über das ganze Spektrum der Industrieanwendungen.

«Die Börse unterschätzt nicht zum ersten Mal unsere Resilienz.»
Thomas Seiler, CEO u-blox

Auf dem Feld der Connectivity dreht sich alles um Schnittstellen und Standards. Gibt es da in ihrer Sub-Branche grössere Baustellen?

Die “Baustelle” ist dauernd geöffnet, da die Normen sich ständig weiter entwickeln. Mobilfunk, Bluetooth und Wi-Fi sind noch längst nicht am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt. LTE bedeutet ja «Long Term Evolution». Aber der Fortschritt erfolgt in Schritten, denen wir gut folgen können.

Könnten kabellose Ladestationen für Elektrofahrzeuge einmal die klassischen Stromtankstellen verdrängen?

Durchaus. Dabei handelt sich aber um Energieübertragung mittels elektromagnetischer Wellen, was nicht unsere Tätigkeit sein wird.

Was gibt es Neues bei der Vehicle to Vehicle (V2V) oder auch Vehicle to X (V2X)–Kommunikation?

Die ersten Serienfahrzeuge sind bereits mit dieser Kommunikationsschnittstelle ausgerüstet und verschärfte Sicherheitsnormen treiben nun die Verbreitung dieser sehr sinnvollen Entwicklung stärker voran.

Viele der u-blox-Produkte dienen in der Endlösung der Überwachung. Was bedeutet das in einem ethischen Kontext?

Unsere Technologie stellt die Verbindungstechnik zum Endprodukt zur Verfügung. Welche Inhalte transportiert werden, liegt ausserhalb unserer Kontrolle. Hingegen unterstützen wir unsere Kunden, diese ihre Kommunikationskanäle sicher zu halten.

«Unsere Technologie stellt die Verbindungstechnik zum Endprodukt zur Verfügung. Welche Inhalte transportiert werden, liegt ausserhalb unserer Kontrolle.»

u-blox hat traditionell das gesamte Manufacturing ausgelagert. Wie schwierig ist es für Sie, in den weiterhin sehr protektionistischen Zeiten, die Wertschöpfungskette abzusichern?

Wir haben verschiedene Partner an mehreren Standorten, um solche Risiken zu limitieren. Zudem liegen diese Fertigungsstätten ausserhalb der kritischen Länder. Bis jetzt haben wir keine Einschränkungen in der Verfügbarkeit unserer Produkte erlebt.

Es stellt sich bei Ihnen natürlich immer die Frage nach strategischen Übernahmen…

Wir haben in letzter Zeit zwei Übernahmen getätigt. Wir sind also selbst sehr aktiv in strategischen Erweiterungen und haben mit diesen beiden Hinzunahmen unser Geschäftsmodell breiter aufgestellt, was die weitere Entwicklung beschleunigen sollte.

«Wir erwarten im Rahmen des Aufschwungs nach der Krise eine starke Belebung des Geschäfts.»

Eigentlich müsste u-blox ja stark von dem zusätzlichen Digitalisierungsschub, der durch die Corona-Pandemie ausgelöst wird, profitieren. Wann wird dies der Fall sein?

Genau, wir werden davon stark profitieren! Wir haben in den letzten 12 Monaten trotz COVID-19-Krise eine stark zunehmende Anzahl an neuen Projekten mit unseren Kunden etabliert. Wir erwarten davon im Rahmen des Aufschwungs nach der Krise eine starke Belebung des Geschäfts.

Wird Ihre R&D-Investititonsquote weiter bei einem Fünftel des Umsatzes bleiben?

Wir haben als Reaktion auf die Krise unsere Betriebskosten um 15 Mio Franken reduziert. Die F&E-Tätigkeiten haben wir mit voller Kapazität weitergeführt, um unsere Wettbewerbsfähigkeit für die weitere Zukunft zu sichern. Auch mittelfristig sollten die R&D-Aufwendungen weiterhin rund ein Fünftel des Umsatzes betragen.

Merken Sie auf ihrem Hauptabsatzmarkt Autoindustrie eine Belebung?

Die Zulassungen an Neuwagen hat sich in allen Märkten auf Vorkrisenniveau erholt, und die Herstellwerke laufen nun wieder mit voller Kapazität. Wir haben zuerst in Asien und nun auch in allen Gebieten eine sehr starke Erholung des Bestelleinganges erlebt.

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