Apple enttäuscht: iPhone-Verkäufe unter Erwartungen

Apple enttäuscht: iPhone-Verkäufe unter Erwartungen

Apple-CEO Tim Cook.

Cupertino – Apple kann sein rasantes Wachstumstempo nicht halten. Von April bis Juni verkaufte der US-Konzern weniger iPhone-Handys als Analysten erwartet hatten. Zum einen hielten sich viele Europäer wegen der Euro-Schuldenkrise mit Neuanschaffungen zurück. Das galt auch für die Deutschen. Zum anderen warten viele Kunden auf das neue iPhone 5, das im Herbst herauskommen dürfte.

«Die Leute wollen das nächste Ding – und darüber bin ich super froh», sagte Apple-Chef Tim Cook. Welchen Einfluss das Zögern auf die aktuellen Verkaufszahlen gehabt habe, lasse sich nur schwer beziffern. Fest steht aber, dass Apple in seinem dritten Geschäftsquartal vergleichsweise magere 26 Millionen iPhones verkaufen konnte. Das lag zwar 28 Prozent über dem Vorjahresquartal, Analysten hatten jedoch mit mehr als 28 Millionen Stück gerechnet. Zur Einführung des iPhone 4S im Weihnachtsquartal 2011 war Apple binnen drei Monaten sogar 37 Millionen Handys losgeworden.

iPad-Verkäufe praktisch verdoppelt
Als Stütze erwies sich hingegen das iPad-Tablet, dessen Verkäufe sich 17 Millionen Geräten im Jahresvergleich nahezu verdoppelten. Das war ein neuer Rekord. Apple hatte im Frühjahr die dritte Version des Tablet-Computers mit einer höheren Display-Auflösung herausgebracht.

Das iPhone ist aber der wichtigste Antriebsmotor im Konzern. Deswegen liess der schwächere Wachstum beim Absatz an der Börse die Alarmglocken läuten. Auch die Prognose für das laufende vierte Geschäftsquartal stellte die Börsianer nicht zufrieden. Die Apple-Aktie fiel vorbörslich um fast 5 Prozent. Die Apple-Investoren können mit dem Kursverlauf der vergangenen Monate dennoch zufrieden sein: Seit Jahresbeginn 2012 hatte das Papier um knapp 50 Prozent zugelegt.

«Glücklich mit dem Quartal»
«Wir sind glücklich mit dem Quartal», betonte Finanzchef Peter Oppenheimer am Dienstag beinahe schon trotzig. Von den absoluten Zahlen her hat Apple auch allen Grund, zufrieden zu sein: Der Umsatz stieg um 23 Prozent auf 35,0 Milliarden Dollar (29,0 Mrd Euro). Der Gewinn lag trotz aller Probleme bei 8,8 Milliarden Dollar und damit 21 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Aus Sicht der Börsianer war die Enttäuschung dennoch verständlich: In den vorangegangenen Quartalen hatte Apple 13,1 Milliarden beziehungsweise 11,6 Milliarden Dollar verdient.

Der Konzern hatte zuvor in schöner Regelmässigkeit die Erwartungen übertroffen und ist dank des Erfolgs von iPhone, iPad, Mac-Computer und iPod-Player zum wertvollsten Konzern der Welt aufgestiegen. Die früheren Erfolge von Apple hätten die Investoren verwöhnt, sagte Daniel Morgan von der Investmentfirma Synovus Trust der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. «Da ist es unausweichlich, dass man auch Zahlen vorlegt, die die Leute enttäuschen.»

Europa-Verkäufe harzen
Auch die Euro-Schuldenkrise machte dem Unternehmen nun aber einen Strich durch die Rechnung. «In Europa lief es nicht so gut», räumte Cook ein. Der Umsatz auf dem Kontinent stieg um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – für den erfolgsverwöhnten Apple-Konzern ist das wenig. Es gebe allerdings grosse Unterschiede bei den einzelnen Ländern, führte Cook aus: «Grossbritannien hat sich gut gehalten. Frankreich, Griechenland und Italien waren schwach. Deutschland ist nur im einstelligen Prozentbereich gewachsen.» Rund lief es dagegen in China mit einem Umsatzsprung von 48 Prozent.

Die Verkäufe von Mac-Rechnern legten um zwei Prozent zu auf 4 Millionen Geräte zu. Hier hatten die Kunden auf eine neue Generation der MacBooks gewartet, die Apple erst im Juni auf der Entwicklerkonferenz WWDC vorgestellt hatte. Vom iPod wurde Apple 6,8 Millionen los – ein Minus von 10 Prozent.

Prall gefüllte Kriegskasse
Für das gerade angebrochene vierte Geschäftsquartal sagt der Konzern einen Umsatz von 34 Milliarden Dollar voraus – ebenfalls weniger, als Analysten erwartet hatten. Firmenchef Cook versprach «erstaunliche neue Produkte», ohne allerdings ins Detail zu gehen. Neben neuen iPhones und iPods wird von Apple auch schon seit Monaten ein Fernsehgerät erwartet. Geheimhaltung gehört bei Apple zum Geschäft – erst recht, seitdem Konkurrenten wie Samsung ebenfalls grosse Erfolge bei Smartphones feiern. Mit den Rivalen führt Apple einen erbitterten Krieg um Patente.

Apple könnte aber selbst eine längere Durststrecke bis zum nächsten Verkaufsschlager locker überstehen. Die Kasse ist mit 117 Milliarden Dollar prall gefüllt. Dabei zahlt der Konzern mittlerweile eine Dividende von 2,65 Dollar je Anteilsschein und kauft eigene Aktien zurück. Gegen beides hatte sich der verstorbene Mitgründer und langjährige Chef Steve Jobs stets gewehrt. (awp/mc/upd/ps)

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