Die Sprechstunde bei «Dr. Google» wird zur Gewohnheit

Die Sprechstunde bei «Dr. Google» wird zur Gewohnheit
(Unsplash)

Berlin – Ein Zwicken hier, ein Zipperlein da: Wenn es darum geht, eigene Beschwerden und Krankheits-Symptome zu recherchieren, informieren sich Menschen zunehmend im Netz. In der Schweiz konsultieren gemäss einer Studie von Sotomo 4 von 10 Personen «Dr. Google» bei Schmerzen oder Unwohlsein für eine erste Einschätzung. Und in Deutschland holen sogar 62 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer in Vorbereitung auf einen Arztbesuch Informationen zu ihren Symptomen im Internet oder über eine App ein.

13 Prozent tun dies regelmässig, 19 Prozent manchmal und 30 Prozent selten, wie eine Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergeben hat. Insgesamt ist die Zahl im Vergleich zu den letzten Jahren gestiegen: 2020 gaben noch 53 Prozent an, ihre Symptome vor dem Arztbesuch im Netz zu recherchieren, 2021 waren es 56 Prozent. „Im Internet gibt es eine Vielzahl an hochwertigen Informationen zu Gesundheitsthemen. Auch über innovative Apps können sich die Menschen mit hoher Genauigkeit über ihre Symptome und Therapien informieren“, sagt Malte Fritsche, Bitkom-Experte für E-Health. „Wichtig ist, auf vertrauenswürdige Anbieter zu achten. Und grundsätzlich gilt: Im Zweifelsfall immer Arzt oder Ärztin zu Rate ziehen.“

Vertrauen in die Online-Informationen nicht gross
Zwar geben in Deutschland 43 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer an, auch schon einmal komplett auf einen Arztbesuch verzichtet zu haben, weil sie ihre Symptome im Netz recherchiert und gegebenenfalls selbst behandelt haben. Doch zumindest in der Schweiz ist das Vertrauen in «Dr. Google» nicht sehr gross. Denn auch wenn 40 Prozent regelmässig im Netz nach Informationen suchen, haben gemäss Sotomo lediglich rund 30 Prozent der Internetnutzerinnen und Internetnutzer Vertrauen in Gesundheitsinformationen aus dem Internet.

Nach dem Arztbesuch kommt «Dr. Google»
Auch beim Arztbesuch kann es dazu kommen, dass im Nachhinein nicht alle Fragen geklärt sind. 63 Prozent der deutschen Internetnutzerinnen und -nutzer recherchieren daher im Anschluss an einen Praxistermin Informationen zu ihren Symptomen, der Diagnose oder verschriebenen Medikamenten online oder über eine App. Den meisten von ihnen ging es dabei darum, alternative Behandlungsmethoden zu suchen (74 Prozent) oder sich generell zusätzliche Informationen etwa zu Diagnose, Behandlung oder Erkrankung einzuholen (68 Prozent). 62 Prozent suchten nach einer Zweitmeinung und 51 Prozent recherchierten Alternativen zu Medikamenten.

Fast ein Viertel (23 Prozent) gibt auch an, sich nicht mehr an alle Details aus dem Arztgespräch erinnern zu können. 15 Prozent haben die Erläuterungen von Ärztin oder Arzt nicht verstanden und recherchieren deshalb im Anschluss an den Termin. Insgesamt steht im Vordergrund, den Arztbesuch zu ergänzen: Lediglich 1 von 10 hat kein Vertrauen in die Diagnose gehabt und deshalb im Netz recherchiert (11 Prozent). (mc/pg)

One thought on “Die Sprechstunde bei «Dr. Google» wird zur Gewohnheit

  1. Ich kann mich auch nie an alles aus den Gesprächen bei meinem Arzt erinnern. Es wäre super, das Arztgespräch aufzuzeichnen. Bei allgemeinen Schmerzen ist es auch schwer später Symptome zu ergoogeln. Also, ich kann mich damit identifizieren. Interessant, dass der Artikel sich so gut damit beschäftigt, was ich auch fühle.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert