Digitales Mahnwesen vor dem Durchbruch

Digitales Mahnwesen vor dem Durchbruch
(Bild: Pexels.com, Karolina Grabwoska)

Hamburg – Konjunkturbedingt nehmen die Zahlungsausfälle im deutschsprachigen Raum spürbar zu. Doch viele Unternehmen setzen beim immer wichtiger werdenden Mahnwesen noch auf analoge Prozesse. Für die Digitalisierung des Forderungsmanagements wird es höchste Zeit.

Die deutschen Unternehmen hatten im dritten Quartal 2022 eine deutlich schlechtere Zahlungsmoral als im Vorjahreszeitraum. Der Zahlungsverzug hat sich vor dem Hintergrund der zahlreichen Krisen wie der anhaltend hohen Inflation, dem Ukraine-Krieg und den Teuerungsraten bei Material- und Energiekosten negativ entwickelt.

Der branchenübergreifende Zahlungsverzug betrug 10,5 Tage und hat gegenüber dem Wert aus dem Vorjahreszeitraum drastisch zugelegt. Im dritten Quartal 2021 hatten die Unternehmen nur 9,4 Tage Rückstand hinnehmen müssen, melden die Zahlungsexperten der renommierten Wirtschaftsauskunftei Creditreform: „Trotz Corona haben die Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren verlässlich und relativ pünktlich ihre Rechnungen bezahlt. Nun sehen wir aber, dass die sich überlagernden Krisen tiefe Spuren bei den Unternehmen hinterlassen haben. Während die Zahlen bei den Insolvenzen, der Überschuldung und dem Arbeitsmarkt weiter positiv sind, entwickelt sich die Zahlungsmoral zunehmend negativ“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. Und ergänzt: „Wir gehen davon aus, dass die Liquidität vor allem bei kleinen und mittelständischen Unternehmen sukzessive aufgezehrt wird.“

Zahlungsmoral schwindet merklich

Mit der Sorge vor einer längeren wirtschaftlichen Durststrecke schwindet die Zahlungsmoral – im B2B- und im B2C-Geschäft. Lieferanten und Kreditgeber müssen länger auf Geldeingänge warten; die Gefahr von Zahlungsausfällen steigt. Damit wird das Mahnwesen, auch Forderungsmanagement genannt, immer wichtiger für die Sicherung der Liquidität von Unternehmen. Wenn schon die Kunden schlechter zahlen, dann müssen zumindest intern alle Prozesse stimmen, damit schnell und wirksam gemahnt wird.

In der Praxis dominiert noch der überholte Mahn-Brief

In der Praxis, gerade im Mittelstand, wirkt das Mahnwesen aber regelrecht aus der digitalen Zeit gefallen. Viele Kund:innen mit Zahlungsausfällen werden nach wie vor mit Briefen und zusätzlich viel zu spät kontaktiert. Es gibt längt bessere und schnellere Alternativen als den Brief – die übrigens auch von den Schuldner:innen selbst mehr geschätzt werden als sich stapelnde Briefe: zum Beispiel SMS, E-Mail und Telefonanrufe. Gerade bei jüngeren Kunden, die bewusst oder unbewusst eine Rechnung nicht bezahlt haben, kommt diese Form der Mahnung deutlich besser an.

Die mangelnde Effektivität und die vergleichsweise hohen Versandkosten von Mahn-Briefen kosten Unternehmen weitere Margenprozentpunkte. Zudem ist die Wirkung von Briefen fragwürdig: Laut einer McKinsey-Untersuchung setzten 93 Prozent der befragten Unternehmen auf den Brief als Mittel der Wahl beim Mahnen – doch nur 45 Prozent der rückständigen Kunden reagieren darauf. Ganz anders bei der SMS: Nur 15 Prozent der Unternehmen in der McKinsey-Umfrage setzen darauf beim Mahnen, aber 77 Prozent der Kunden registrieren sie.

Jetzt ist die Zeit für die Digitalisierung gekommen

Die Studie zeigt eines ganz deutlich: In Sachen Digitalisierung haben die Mahnabteilungen der Unternehmen, die lange Jahre stiefmütterlich behandelt wurden, großen Nachholbedarf. Jetzt, da sich die Konjunkturlage eintrübt und die Liquiditätssteuerung sowie das Forderungsmanagement wieder in den Mittelpunkt der unternehmerischen Aktivitäten rücken, ist es dringend an der Zeit, den Digitalisierungsrückstand wettzumachen.

Im besten Fall gelingt es den Unternehmen, gleich mehrere digitale Entwicklungssprünge auf einmal zu nehmen – und das Mahnwesen nicht nur zu digitalisieren, sondern auch zu virtualisieren. Künstliche Intelligenz ist auch in diesem Bereich längst im Einsatz. Die KI arbeitet dabei auf Basis selbstoptimierender Algorithmen und analysiert das Kundenverhalten so gut und genau, dass sie den Unternehmen eine komplette Einsicht über Zahlungsmoral oder das Bewusstsein über Zahlungsaktivitäten bieten kann.

Zu den Pionieren in diesem vielversprechenden Markt gehört das Hamburger Fintech collectAI. Die Norddeutschen bieten ein KI-gesteuertes Forderungsmanagement sowie Mahnwesen an. Sie verfolgen das Ziel, das technologieführende Plattform-Unternehmen für Cashflow- und Forderungsmanagement in der DACH-Region zu werden. Zu den Kunden zählen bereits Banken, Energieversorger, Versicherer, Telekommunikationsfirmen sowie E-Commerce- und Mobility-Unternehmen. collectAI wurde 2016 als Teil der Otto Group gegründet und gehört heute zur Aareal Bank. (CA/mc/hfu)


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