EU-Sorgenkind Galileo geht an den Start

EU-Sorgenkind Galileo geht an den Start

Galileo-Satellit «GIOVE-B» während Tests an der ESTEC (Niederlande).

Brüssel – Konkurrenz zum US-Navigationssystem GPS: Mit mehreren Jahren Verspätung will Europa im Oktober die ersten beiden Galileo-Satelliten ins All starten lassen. Das EU-Prestigeprojekt hatte immer wieder für Schlagzeilen gesorgt – nicht nur weil es im Zeitplan hinterherhinkt, sondern vor allem weil es teurer als geplant wird.

Voll einsatzfähig ist Galileo erst mit 30 Satelliten im All. EU-Kommissar Antonio Tajani sprach allerdings nun erstmals auch von Einsparungen bei dem Navigationssystem.

Gesamtkosten doch niedriger als befürchtet
«Die Situation scheint etwas besser zu sein, als es zu Jahresanfang schien», sagte Tajani am Montag in Brüssel. «Von den 3,4 Milliarden Euro ist noch Geld übrig, um weitere Satelliten zu kaufen.» Anfang des Jahres hatte es allerdings noch vonseiten der EU-Kommission geheissen: Statt der zunächst veranschlagten 3,4 Milliarden werde das System 5,3 Milliarden Euro kosten. Nun sehe es aber so aus, als würden die Gesamtkosten insgesamt doch niedriger ausfallen. Die letzten beiden Verträge sollen Ende Juni unterzeichnet werden. «Damit ist dann der Teil der Ausschreibungen beendet.» Zu diesem Zeitpunkt will Tajani auch die Einsparungen genau beziffern können. «Galileo ist sein Geld wert und ich verlasse mich auf die Kooperation der Mitgliedsstaaten, Lösungen für seine Finanzierung zu finden.»

Erste Satelliten am 20. Oktober im All

Am 20. Oktober sollen die ersten funktionstüchtigen Satelliten – mithilfe von Sojus-Raketen – vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana in eine Höhe von 23.600 Kilometer starten. «Galileo ist jetzt eine Realität», sagte Tajani. Ursprünglich sollte das System 2008 an den Start gehen. Einer der zwei hauptzuständigen Betriebe für den Bau der ersten beiden Satelliten ist die EADS-Tochter Astrium in Deutschland. Bis 2014 sollen insgesamt 18 Satelliten im Weltraum sein. Damit sei das mittelfristige Ziel erreicht und das System teilweise betriebsfähig. Voll betriebsfähig werde Galileo aber erst sein, wenn – wie ursprünglich geplant – alle 30 Satelliten im All sind, sagte der Direktor der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Jean-Jacques Dordain. «Spätestens 2018» solle es soweit sein. Für den Betrieb der Satelliten werden Dordain zufolge pro Jahr 800 Millionen Euro fällig.

Ortung und Navigation
Galileo soll ähnlich wie schon GPS der Ortung und Navigation dienen – nur präziser. Als Einsatzszenarien nennt die EU den Verkehr zu Lande, zu Wasser und in der Luft, zudem Landwirtschaft und Bauindustrie. Auch Behörden sollen das System nutzen. Fahnder könnten die Daten bei der Verbrecherjagd benutzen, Bauingenieure beim Einmessen von Gebäuden, Landwirte beim Verteilen von Dünger. Kernstück des Systems sind Satelliten, die ihre Position sowie die Uhrzeit zur Erde senden. Das Empfangsgerät – etwa ein Navi – berechnet, wie lange die Signale unterwegs waren und ermittelt so den eigenen Standort. Je mehr Satelliten in Reichweite sind, desto genauer ist die Peilung. (awp/mc/ps)

EU-Kommission

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