Facebook verdaut Milliarden-Strafe mit Gewinnrückgang

Facebook verdaut Milliarden-Strafe mit Gewinnrückgang
Facebook-CEO und -Gründer Mark Zuckerberg. (Foto: Facebook)

Menlo Park – Facebook hat die Rekord-Datenschutzstrafe in den USA mit Leichtigkeit verdaut. Im zweiten Quartal machte das Online-Netzwerk immer noch einen Gewinn von gut 2,6 Milliarden Dollar – etwa halb so viel wie ein Jahr zuvor. Dabei hatte Facebook weitere zwei Milliarden Dollar als Belastung aus den Datenschutz-Ermittlungen der US-Behörde FTC verbucht. Der Umsatz stieg unterdessen im Jahresvergleich um 28 Prozent auf 16,6 Milliarden Dollar, wie Facebook nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte.

Facebook hatte sich bereiterklärt, fünf Milliarden Dollar zu zahlen, damit die FTC ihre Ermittlungen einstellt. Drei Milliarden Dollar hatte Facebook bereits im ersten Quartal zurückgelegt. Im zweiten Quartal stellte der Konzern zudem 1,1 Milliarden Dollar für möglicherweise höhere Steuerzahlungen als Folge eines anderen Rechtsstreits zurück.

Zugleich gab Facebook mit den Quartalszahlen bekannt, dass die FTC das Online-Netzwerk auch in einer Wettbewerbsuntersuchung unter die Lupe nimmt. Das US-Justizministerium hatte am Vortag ebenfalls eine Kartelluntersuchung grosser Online-Plattformen öffentlich gemacht, dabei allerdings Facebook nicht ausdrücklich erwähnt.

Aktie steigt
Die Anleger zeigten sich unbeeindruckt von dem Druck der US-Behörden. Die Facebook-Aktie legte im nachbörslichen Handel zeitweise um rund ein Prozent zu, schon im regulären Handel hatte sie mehr als ein Prozent dazugewonnen.

Dazu dürfte beigetragen haben, dass das Geschäft von Facebook keine Schwächen zeigt. Die Zahl monatlich bei Facebook aktiver Nutzer wuchs binnen drei Monaten von 2,38 auf 2,41 Milliarden. Täglich griffen davon 1,59 Milliarden auf Facebook zu – nach 1,56 Milliarden im ersten Quartal. Dieses Wachstum kam vor allem aus Ländern wie Indien, Indonesien und den Philippinen, wie Facebook-Finanzchef David Wehner sagte. Zugleich gab es auch in den für Facebook bereits starken Märkten Nordamerika und Europa deutliche Umsatzzuwächse.

Die Zahlen zeigten, dass Facebook gleichzeitig sein Geschäft ausbauen und in Sicherheit und Datenschutz investieren könne, sagte die für das operative Geschäft zuständige Top-Managerin Sheryl Sandberg. Auf mindestens einen Facebook-Dienst – zum Konzern gehören auch die Foto-Plattform Instagram und die Chat-Apps WhatsApp und Messenger – greifen 2,7 Milliarden Nutzer im Monat und 2,1 Milliarden täglich zu.

Auflagen für die nächsten 20 Jahre
Die FTC hatte neben der Milliardenstrafe noch weitere Auflagen wie Datenschutz-Kontrollen bei Facebook über die nächsten 20 Jahre durchgesetzt. Als eine der Massnahmen soll im Verwaltungsrat des Online-Netzwerks ein zusätzliches Gremium zur Datenschutz-Aufsicht eingerichtet werden. Dies solle Gründer und Chef Mark Zuckerberg die bisherige «uneingeschränkte» Machtfülle bei Datenschutz-Entscheidungen nehmen, erklärte die FTC am Mittwoch. Das Gremium werde vierteljährlich zusammenkommen, teilte Facebook mit.

Ausserdem soll Facebook den Datenschutz bei Apps anderer Anbieter auf der Plattform stärker überwachen und bei Verstössen konsequenter gegen sie vorgehen. Dem Online-Netzwerk wurde darüber hinaus auch untersagt, für Sicherheitsfunktionen gesammelte Telefonnummern zur Personalisierung von Werbung zu verwenden. Zuckerberg sagte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, die Einigung mit der FTC gebe dem Unternehmen Klarheit für die Zukunft.

Auf die Frage nach einem Termin für die schon seit längerem erwartete Einführung von Werbeanzeigen im sogenannten «Status»-Bericht der Chat-App WhatsApp gab es weiterhin keine konkrete Antwort. Zugleich sagte Zuckerberg, dass Facebook an einer Bezahlfunktion für den Dienst arbeite, der nach Tests in Indien noch von fehlenden regulatorischen Freigaben gebremst werde. Generell seien Zahlfunktionen mit klassischen Währungen für Facebook ein interessantes Feld – auch für den Fall, dass die Einführung der vom Online-Netzwerk erfundenen Digitalwährung Libra sich hinziehen sollte. Facebook will Libra im kommenden Jahr für Verbraucher verfügbar machen, die Idee stösst aber auf bei Politikern und Zentralbanken auf Widerstand. (awp/mc/ps)

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