Swiss Cyber Gate: «Wir arbeiten ausschliesslich auf Schweizer Infrastruktur und unter Schweizer Recht»

Swiss Cyber Gate: «Wir arbeiten ausschliesslich auf Schweizer Infrastruktur und unter Schweizer Recht»
Olli Kessler (l.) und Thomas Ellenberger. (Foto: zvg)

Das Schweizer Startup «Swiss Cyber Gate AG» etabliert sich mit neuen Softwarelösungen für Datei-Transfer und Content Collaboration als gefragte Alternative zu grossen internationalen Herstellern. Wie sich der Softwareanbieter mit verschiedenen Innovationen wie einer digitalen Variante des eingeschriebenen Briefs – basierend auf Blockchain-Technologien – für die Digitalisierung von Kommunikationsprozessen einsetzt, erklären CEO und Gründer Oli Kessler und CCO Thomas Ellenberger im Interview.

von Beat Kohler

Anbieter für Dateitransfer gibt es wie Sand am Meer. Wie hebt sich die Swiss Cyber Gate AG in diesem Umfeld ab?

Oli Kessler: Unser zentrales Thema ist der Schutz der Daten, seien es Firmendaten oder Personendaten. Wir ermöglichen volle Kontrolle und komplette Nachvollziehbarkeit, sind aber trotzdem einfach zu benutzen für Anwender und leicht zu integrieren. In dem bestehenden unsicheren Umfeld mit rechtlichen Fragen, verschiedenen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Cloud und Themen der technischen Sicherheit bieten wir Lösungen sowohl für Grosskonzerne als auch für KMU. Unsere Kunden haben damit eine elegante Alternative zu problematischen Diensten wie «Dropbox» und «WeTransfer» und können diese auf auch auf der Firewall sperren. Unsere Kunden sollen bequem Dateien transferieren können, ohne fürchten zu müssen, dass ihre Metadaten weitergegeben oder dass sie mit Werbung belästigt werden.

Thomas Ellenberger: Der Bedarf und der Markt für Dateitransferlösungen ist gross und vielfältig. Mit unterschiedlichen Angeboten richten wir uns auf diese Situation aus. Einerseits bedienen wir das Segment von «Corporate Clients» – da wird eine Applikation für eine Gruppe von oder alle Mitarbeitenden einer Firma beschafft und wir befinden uns im Wettbewerb z. B. zu den grossen US-Anbietern Microsoft und Citrix. Flexibilität in Integration, Erweiterungen oder Preismodellen spielen da oft eine wichtige Rolle für die Differenzierung. Andererseits haben wir mit File-Express ein Angebot geschaffen, welches sich direkt an Endnutzer aus dem geschäftlichen Umfeld richtet.

Wer kann am meisten von Ihren Dienstleistungen profitieren?

Kessler: Wir richten uns an Firmen mit erhöhten Anforderungen an Dateitransfers. Diese ergeben sich oft aus regulatorischen Gründen oder weil Risiken eines Datenverlusts oder eines Reputationsschadens minimiert werden sollen. Einige Firmen haben auch einen höheren Anspruch an die Nachvollziehbarkeit ihrer Transfers, weil sie einen Beweis für den Transfer brauchen. Für andere wiederum ist es wichtig, dass die Grösse der Dateien unbeschränkt ist. All diesen Anforderungen genügen wir.

Sie sprechen von einer breiten Kundenbasis. Wer gehört da dazu?

Ellenberger: Führende Schweizer Firmen aus verschiedenen Branchen wie die Partners Group, InfoGuard, Helsana, Bühler und das Kernkraftwerk Leibstadt – wichtig sind für uns aber nicht nur die grossen Kunden, sondern auch viele KMU wie Anwaltskanzleien, Ingenieurbüros oder Gutachter. Unsere Lösungen genügen höchsten Anforderungen, sind aber dennoch einfach zu integrieren.

Kessler: Mit unserer Plattform File-Express haben wir eine Lösung kreiert, welche sich direkt an den Endnutzer aus dem geschäftlichen Umfeld richtet. File-Express funktioniert ähnlich wie WeTransfer, läuft aber ausschliesslich auf Schweizer Infrastruktur und unter Schweizer Recht, ist nicht werbefinanziert und gibt keine Nutzerdaten an Dritte weiter. Auch auf File-Express können beispielsweise ‘besonders schützenswerte Personendaten’ transferiert werden.

«Unser zentrales Thema ist der Schutz der Daten, seien es Firmendaten oder Personendaten. Wir ermöglichen volle Kontrolle und komplette Nachvollziehbarkeit, sind aber trotzdem einfach zu benutzen für Anwender und leicht zu integrieren.»

Ist es für Firmen nicht einfacher, auf eine standardisierte, weit verbreitete Cloud-Lösung zu setzen? Wie können Sie sich da unterscheiden?

Kessler: Bei einer Standardlösung haben die Kunden keine Möglichkeit, Einfluss auf die Weiterentwicklung zu nehmen. Wir können aber flexibel auf die Kunden eingehen und ihnen zuhören. So bleiben unsere Weiterentwicklungen nahe an den Bedürfnissen der Kunden. Die meisten Funktionen in CargoServer und auch File-Express sind so entstanden. Standardisierte Cloud-Lösungen bergen auch Gefahren. Solche Monokulturen erzeugen eine kollektive Anfälligkeit und der Wegfall von Souveränität ist auch ein strategisches Risiko.

Ellenberger: Trotz diesem flexiblen Ansatz wollen wir die Einfachheit unserer Lösungen erhalten – sowohl für den Benutzer als auch den IT-Leiter. Die Integration ist mit wenig Aufwand möglich und wir setzen bei der Lizenzstruktur auf Flexibilität wo eine wechselnde Anzahl Benutzer die Lösungen einsetzen. Wir bieten unseren Kunden zielgerichtet das, was sie benötigen. Viele Kunden haben spezifische Bedürfnisse, bei welchen unsere Erreichbarkeit und Flexibilität eine wichtige Rolle spielen. Die Diversität der Kunden zeigt auch, dass es in ganz unterschiedlichen Branchen erhöhte Ansprüche an Dateitransfers gibt.

Wie entwickeln sich die Lösungen der Swiss Cyber Gate angesichts dieser unterschiedlichen Charakteristiken weiter?

Kessler: Aus neuen Anforderungen entstehen manchmal Projekte, die wir in einem Joint Venture zusammen mit den entsprechenden Kunden entwickeln. So haben wir beispielsweise in den letzten zwei Jahren eine «Data Room Engine» entwickelt. Diese ermöglicht eine vertiefte Zusammenarbeit mit Partnern auch über Netzwerkgrenzen der Firma hinweg – API Schnittstellen, die Anbindung an interne Applikationen sowie Workflows sind hierbei wichtig. Diese Entwicklung werden wir Anfang 2021 als separates Produkt auf dem Markt bringen.

Ellenberger: Die Nachvollziehbarkeit spielt eine immer wichtigere Rolle und die Beweisbarkeit von Transfers ist dabei zwingend. Wir haben bereits komplette Journalfunktionen, welche Metadaten wie Sender, Empfänger oder Identität der Dokumente beschreiben. Für die Zukunft schaffen wir die Option, diese Metadaten anonymisiert in einer Blockchain abzulegen, um ein unveränderbares Journal unabhängig von uns zur Verfügung stellen zu können. So wollen wir die digitale Variante des eingeschriebenen Briefes erschaffen. Im einem durch Innosuisse geförderten Innovationsprojekt in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern haben wir die juristischen Aspekte dieses Vorhabens beleuchtet. Unsere Kunden werden damit digital z.B. mit ihrem gesetzlichen Regulator kommunizieren können, wie heute oft mit unter Nutzung des eingeschriebenen Briefs.

«Die Nachvollziehbarkeit spielt eine immer wichtigere Rolle und die Beweisbarkeit von Transfers ist dabei zwingend.»

Welches sind die aktuell relevanten Entwicklungen im Bereich Dateitransfer?

Ellenberger: Wir beobachten, dass das Thema Cyber Security bei vielen unserer Kunden hoch oben auf der Prioritätenliste steht. Dementsprechend sind auch bei uns unterschiedlichste Themen mit Bezug zu Security in Arbeit. Im Bereich «End to End Encryption» sind wir in der Konzeptionierung, wie teilweise konkurrierende Anforderungen abgebildet werden können – Firmen wollen die Daten beispielsweise auf Viren prüfen können und dafür müssen sie Einblick haben – das Schlüsselmanagement ist das zentrale Element. Wir haben Kunden, welche für Dateitransfers einen Genehmigungsprozess («4 Augen Prinzip») von Vorgesetzten oder Compliance Teams einführen wollen. Wiederum gibt es Institutionen, welche an Anbindungen zu Data Leakage Prevention (DLP) – Systemen arbeiten. In all diesen Entwicklungen wollen wir für unsere Kunden ein innovativer Partner sein und Lösungen anbieten. Eine weitere Entwicklung ist der Trend hin zu sogenannten «Content Collaboration Systemen» – unser neuer «Data Room Engine» ist die Antwort auf diese Entwicklung, damit können wir eine Reihe neuer Funktionalitäten abbilden und Bedürfnisse im Bereich der Zusammenarbeit abdecken.

Welche Ziele haben Sie in Bezug auf die strategische Entwicklung von Swiss Cyber Gate AG?

Ellenberger: Bis jetzt sind wir ein Team von acht Leuten, die vor allem in der Entwicklung gearbeitet haben. Wir haben jetzt eine Reihe von funktionierenden Produkten und guten Kunden. Wir haben aber das Potenzial, um zu wachsen. Wir bauen jetzt Marketing und Sales für die Schweiz aber auch für ausgewählte andere Länder auf. Wir stärken deshalb den Vertrieb und dabei insbesondere die Distribution über Partner. Ein Zeichen des Wachstums ist, dass wir seit Anfang 2021 mit Reto Schwendimann als Head of Operations das Team für den Betrieb unserer Lösungen deutlich gestärkt haben. Reto Schwendimann bringt viel Erfahrung aus IT bezogenen Führungspositionen in Konzernen aus unterschiedlichen Branchen mit. Wir wollen auf unserer starken Basis skalieren und unsere Transferplattformen systematisch weiteren Anwenderkreisen zur Verfügung stellen. Wir bleiben dabei fokussiert auf den Dateitransfer für Business-Anwendungen und Content Collaboration in einem sicheren Umfeld.

Was motiviert Euch?

Kessler: Als Unternehmer haben wir grossen Spass daran, dass wir mit der Kombination aus seriöser Arbeit, Disziplin, Kreativität, Innovation und gutem Kundenkontakt im Konzert der grossen internationalen Anbieter auch dank unserer Ausrichtung erfolgreich mitspielen können. Wir haben Kunden gefunden, die uns unsere Relevanz zeigen und unsere Kombination von IT Security und Funktionalität schätzen. Das ist sehr befriedigend und motivierend. Unser Weg gibt uns die Gewissheit, dass mit unseren Produkten über die bisherige Nische hinaus erfolgreich sein werden.
Ellenberger: Der klare Fokus verleiht uns eine grosse Stärke und Glaubwürdigkeit. Gleichzeitig sind wir in einem dynamischen Umfeld unterwegs – ein wachsender Markt, stetig neue Anforderungen und Technologien. Da gibt es in Summe viele Chancen und Opportunitäten.

Was spielt die Swissness unter dem Strich noch für eine Rolle?

Ellenberger: Für einige ist das sehr wichtig, beispielsweise für eine Kantonalbank, ein Kernkraftwerk oder eine Krankenkasse. Es sind Firmen, welche sich in einem strengen Sicherheitskontext bewegen, oft reguliert und eher lokal tätig sind. Grosskonzerne, die auf allen Kontinenten aktiv sind, haben andere Schwerpunkte. Aber auch diese Firmen müssen regulatorischen Anforderungen genügen – nicht nur in der Schweiz. Wir haben bewiesen, dass wir diese erfüllen können.

Kessler: Im Kontext der Security kommen die typisch schweizerischen Tugenden wie Seriosität und Verlässlichkeit sehr gut an. Für viele Kunden ist die Nähe und die Erreichbarkeit ein wichtiger Aspekt. Sie schätzen es, dass sie direkt bei uns Rückfragen können und nicht irgendwo in einem Callcenter landen. Sie spüren unser Interesse ihnen zu helfen, ihre Probleme zu lösen. Unser Ziel war von Anfang an «Glückliche Kunden und Lösungen, die Spass machen». Dies ist für die Firma essentiell.

Swiss Cyber Gate
Firmeninformationen bei monetas

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