Zurückhaltende Töne von Chipausrüster ASML für 2026 – Aktie unter Druck

Veldhoven – Der Chipausrüster ASML hat im zweiten Quartal überraschend viele Aufträge an Land gezogen. Der Boom bei Künstlicher Intelligenz (KI) trieb dabei die Nachfrage an. Das zweite Quartal fiel insgesamt etwas besser aus als gedacht. Doch für 2026 schlug Konzernchef Christophe Fouquet zurückhaltendere Töne an. Der Hersteller von Lithographiesystemen sieht sich derzeit weitreichenden Exportbeschränkungen seiner Anlagen nach China ausgesetzt. Zudem kämpfen grosse Kunden wie Intel oder Samsung mit Problemen.
ASML hatte 2026 als weiteres Wachstumsjahr in Aussicht gestellt. Fouquet dämpfte am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalszahlen jedoch die Erwartungen. So sehe man zwar anhaltend starke Entwicklungen bei den Kunden aus der KI-Branche. Gleichzeitig beobachte man aufgrund makroökonomischer und geopolitischer Entwicklungen weiterhin eine zunehmende Unsicherheit. «Daher bereiten wir uns weiterhin auf Wachstum im Jahr 2026 vor, können es aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bestätigen.» Die Ziele für 2030 bekräftigte ASML dennoch.
Sorgen um Entwicklung im kommenden Jahr
Die Aktie liess am Vormittag kräftig Federn und sackte um 7 Prozent ab. Sie war damit schwächster Wert im Stoxx Europe 600 Technology, der im schwachen Marktumfeld die rote Laterne hielt. Dazu trug auch bei, dass der US-Auswahlindex Nasdaq 100 sein Rekordniveau am Vorabend nicht hatte halten können. Auch im Eurozonen-Leitindex war ASML das Schlusslicht. Nach dem eigentlich guten Quartalsbericht von ASML sorgen sich Anleger um 2026. UBS-Experte Francois-Xavier Bouvignies sieht hier beim Marktkonsens nun 5 bis 10 Prozent Korrekturbedarf. JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande fragte sich, ob die Betonung ASMLs auf zunehmende Unsicherheiten möglicherweise auf Kundensignale zurückzuführen sei. Denn eigentlich lobte er die aktuell starke Auftragslage.
Zu den Unwägbarkeiten gehören die derzeitigen Handelskonflikte. Mit den neuesten Modellen von ASML kann man modernste Computerchips herstellen, die auch für KI-Anwendungen wichtig sind. Gerade für diese Technologie gibt es weitreichende Exportbeschränkungen sowohl seitens der USA als auch der Niederlande nach China. China ist mit einem Umsatzanteil von gut einem Viertel ASMLs zweitwichtigster Markt.
Zuletzt gab es hier jedoch positive Signale. Die Chiphersteller Nvidia und Advanced Micro Devices kündigten kürzlich Pläne zur Wiederaufnahme des Verkaufs einiger Halbleiter nach China an, nachdem die US-Regierung die Genehmigung der Lieferungen zugesichert hatte. Dies nährt die Hoffnung auf eine Entspannung der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Supermächten. Sollte Washington die Beschränkungen für einige KI-Prozessoren aufheben, dürfte sich das positiv auf die Chipnachfrage auswirken, sagte ASML-Finanzvorstand Roger Dassen in einer Telefonkonferenz.
Zollkonflikt als bestimmendes Thema
Der weltweite Zollkonflikt bleibt jedoch ein bestimmendes Thema. So betonte Dassen die Gefahr von Zöllen auf neue Systeme und Teile, die in die USA geliefert werden, sowie das Risiko, dass andere Länder mit entsprechenden Massnahmen reagieren. Zölle könnten sich auch negativ auf die Bruttomarge von ASML auswirken, sagte er in einem Video zur Veröffentlichung der Ergebnisse. Halbleiter sind zwar derzeit von US-Zöllen ausgenommen, es besteht jedoch Unsicherheit darüber, wie sich dies auf die Chipproduktion auswirken wird. Die erratische Zollpolitik der Trump-Regierung hat die Märkte in Aufruhr versetzt und die Planung grösserer Investitionen erschwert.
Die hohe Nachfrage nach KI-Lösungen trieb im zweiten Quartal das Neugeschäft von ASML an. Der Auftragseingang stieg auf 5,5 Milliarden Euro, nach 3,9 Milliarden Euro im Vorquartal, wie der Chipausrüster im niederländischen Veldhoven weiter mitteilte. Damit übertraf ASML die Erwartungen der Analysten. 2,3 Milliarden Euro entfielen auf die margenstärkeren modernen UV-Lithographie-Systeme (EUV), die zur Herstellung von Hochleistungschips notwendig sind, etwa für KI-Anwendungen.
Der Umsatz lag mit rund 7,7 Milliarden Euro hingegen nahezu auf Vorquartalsniveau, die Bruttomarge sank leicht von 54 im ersten Quartal auf 53,7 Prozent, fiel damit aber besser aus, als vom Unternehmen zuvor in Aussicht gestellt.
Für das dritte Quartal geht das Unternehmen von keinen grossen Sprüngen aus. So dürften die Erlöse zwischen 7,4 Milliarden und 7,9 Milliarden Euro und die Bruttomarge bei 50 bis 52 Prozent liegen.
Die Prognose für das laufende Jahr konkretisierte ASML. So soll der Umsatz um 15 Prozent steigen, was der Mitte der bislang in Aussicht gestellten Spanne von 30 Milliarden bis 35 Milliarden Euro entsprechen würde. Die Brutto-Marge soll rund 52 Prozent betragen – was ebenfalls die Mitte der bisherigen Prognosespanne bedeutet. Dies liegt im Rahmen der Analystenerwartungen. (awp/mc/pg)