CH-Schluss: SMI zieht deutlich an

CH-Schluss: SMI zieht deutlich an

Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt hat die Aussicht auf Entspannung an mehreren politischen Brennpunkten die Kauflaune der Investoren am Donnerstag hochschnellen lassen. Nach einem verhaltenen Start schaltete das Börsenbarometer SMI am Nachmittag einen Gang höher. Zur Stimmungsaufhellung trug bei, dass sich mehrere politische Risiken verringerten. So kündigten die USA und China baldige Gespräche zur Entschärfung ihres Handelskonflikts an. Zudem stellte sich das britische Parlament gegen die harte Brexit-Linie der neuen Regierung, so dass ein ungeordneter EU-Austritt unwahrscheinlicher geworden ist.

Aus Brüssel verlautete hierzu, dass ein Brexit-Aufschub aus Sicht der EU-Kommission denkbar sei, sofern es einen guten Grund dafür gebe. Erleichterung brachte darüber hinaus die rasche Regierungsbildung in Italien und, dass ein italienischer Pro-Europäer EU-Kommissar werden soll. In Hongkong war die Regierung bereits am Mittwoch auf eine Kernforderung der Protestanten eingegangen, was ebenfalls für etwas Beruhigung sorgte.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,89 Prozent höher auf 9’983,07 Punkten. Zeitweise hatte der SMI gar wieder die Marke von 10’000 Punkten geknackt und das Tageshoch bei 10’016,27 Zählern erreicht, bevor ihm in der Schlussstunde die Luft etwas ausging. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gewann um 1,23 Prozent auf 1’522,14 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,74 Prozent auf 12’161,50 Zähler. 25 der 30 SLI-Werte notierten fester und 5 im Minus.

Lichtblicke kamen auch von der Konjunkturseite: In den USA ist die Produktivität im zweiten Quartal etwas stärker als erwartet gestiegen. Die US-Industrie hat deutlich mehr Aufträge erhalten. Ausserdem schaffte die Privatwirtschaft der USA im August mehr Stellen als erwartet und sendete damit positive Signale. Dies sorgte auch an der Wall Street für gute Laune, was die Schweizer Aktien zusätzlich beflügelte.

Bei den Gewinnern standen Tech-, Banken- und Zyklikeraktien ganz vorne. Angeführt wurde die Spitze von AMS (+5,3%). Händler erklärten die Bewegung erneut damit, dass es offenbar nicht zu einem Bieterstreit mit den beiden Finanzinvestoren Bain Capital und The Carlyle Group um Osram kommt. Zusätzlich sorgt die mögliche Entspannung im amerikanisch-chinesischen Handelsstreit für gute Laune.

Dahinter folgten die Banken Julius Bär (+4,2%), CS (+3,8%) und UBS (+3,5%). Damit schlossen sie sich dem europaweiten Steigflug der Bankentitel an. Neben dem geopolitischen Aufatmen kamen gute Nachrichten für die Branche von der US-Notenbank Fed. Diese will geplante Kapitalregeln für Kapitalpuffer vereinfachen.

Auch Swatch (+3,8%) und Richemont (+2,6%) knüpften an ihre jüngste Erholung an – getragen von der Hoffnung, die politisch aufgeheizte Lage in Hongkong könnte sich schon bald beruhigen. Hongkong gilt für die Schweizer Uhrenindustrie als der weltweit wichtigste Absatzmarkt. Die Luxusgüteraktien konnte auch eine Herabstufung von Bryan Garnier nicht bremsen.

Die Aktien von ABB (+2,3%) waren dank Spin-off-Fantasien gefragt. Das Wirtschaftsblatt «Dagens Industri» berichtet von Plänen, wonach der zukünftige CEO nach seinem Amtsantritt den Bereich Elektrifizierung verkaufen oder abspalten wolle. Deshalb erwies sich die Herunterstufung durch die Deutsche Bank nicht als der erwartete Spielverderber. Ebenfalls deutlich zulegen konnten Temenos und Adecco (je +2,3%) sowie Clariant (+2,1%).

Die erwachte Risikofreude der Investoren geht zu Lasten defensiven Gesundheitswerte, die unter Branchenrotationen litten. Bei den wenigen Verlierern stachen Sonova hervor, die um 2,2 Prozent einknickten. Die Papiere haben im bisherigen Jahresverlauf um mehr als 40 Prozent zugelegt und sind daher besonders anfällig für Gewinnmitnahmen, erklärten Marktbeobachter.

Weniger dynamisch als der Gesamtmarkt zeigten sich die defensiven Schwergewichte Nestlé (-0,1%), Roche (+0,04%) und Novartis (+0,5%).

Am breiten Markt schossen Komax um 6,1 Prozent nach oben. Das Unternehmen schluckt den belgischen Sensorleitungshersteller Exmore. Damit waren die Komax-Aktien die grössten Gewinner am Donnerstag. Auf der anderen Seite führte Tornos (-5,1%) den Verliererreigen an. Bis kurz vor Handelsschluss hatten die Titel noch im Plus gelegen. Die Volumen waren allerdings zuletzt dünn. (awp/mc/pg)

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