CH-Schluss: Handel brummt auch ohne EU-Äquivalenz

CH-Schluss: Handel brummt auch ohne EU-Äquivalenz

Zürich – Für die Schweizer Börse war es am Montag der erste Handelstag ohne Anerkennung durch die Europäische Union – und der lief prächtig. Die Volumen waren leicht überdurchschnittlich. Händler hatten damit gerechnet, dass das Verbot des Handels mit Schweizer Aktien in der EU Marktteilnehmer aus Europa auf die hiesige Handelsplattform lockt.

In den deutlich höheren Notierungen machte sich aber vor allem auch die Erleichterung der Investoren nach dem G20-Gipfel vom Wochenende bemerkbar. US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping wollen ihre Handelsstreitigkeiten weiter diplomatisch lösen, war die wichtigste Erkenntnis aus dem Politik-Spitzentreffen. Dem Schweizer Leitindex war es aber dennoch nicht vergönnt, erstmals über der Marke von 10’000 Punkten zu schliessen.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss zum Wochenauftakt 0,72 Prozent höher bei 9’970,00 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,72 Prozent auf 1’532,15 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,67 Prozent auf 12’057,62 Zähler. Von den 30 wichtigsten Aktien gewannen 21 hinzu und neun tendierten leichter.

Der G20-Gipfel schob am Montag vor allem Technologiewerte an. Denn die USA und China nehmen nicht nur die Gespräche wieder auf. US-Präsident Donald Trump hat auch angekündigt, die Restriktionen für den chinesischen Netzwerk-Ausrüster Huawei lockern zu wollen.

Unter den Blue Chips führten denn auch AMS (+3,7%) die Gewinnerliste an. Mit Logitech (+3,5%) und Temenos (+0,7%) folgten weitere Blue Chips aus dem Technologiebereich. Im breiten Markt griffen Investoren zudem bei U-blox, Inficon und VAT zu, wie die Kursgewinne zwischen 2,9 und 4,9 Prozent zeigten. Geholfen habe auch eine Branchenheraufstufung durch Julius Bär.

Auch Bankaktien zogen klar an: Credit Suisse gewannen 1,5 Prozent, Julius Bär 1,3 Prozent und UBS 1,1 Prozent. Hier nannten Händler die EU-Handelsrestriktionen als Kaufargument. Sie dürften zu steigenden Marktanteilen im Handel mit Schweizer Aktien und Finanzprodukten führen.

Aber auch die nachlassenden Handelsspannungen machten sich bemerkbar. So etwa in den zyklischen Papieren von ABB (+1,8%), Schindler (+1,2%), Alcon (+1,1%) und LafargeHolcim (+0,9%). Der Zementkonzern hat einem Medienbericht zufolge ein Auge auf das Bauchemiegeschäft von BASF geworfen.

Grosse Gewinne verzeichneten auch die Papiere des Pharmazulieferers Lonza (+1,4%) nach dem Kauf einer Produktionsanlage von Novartis (+1,2%). Auch Roche zogen mit plus 1,6 Prozent deutlich an. Bei Vifor (+1,7%) griffen die Anleger zu, nachdem VR-Präsident Etienne Jornod in einem Interview erklärt hatte, er wolle sich derzeit bevorzugt auf das organische Wachstum konzentrieren.

Zu den wenigen Verlierern zählte das Schwergewicht Nestlé (-0,4%). Händler berichteten von einer Glattstellung erster «Safe-Haven»-Engagements. Einige gewichtige Grossinvestoren würden nun den Rückzug antreten, hiess es im Handel.

Im breiten Markt sprangen Obseva mit der Ernennung eines neuen Chief Medical Officers um 4,8 Prozent an. Branchenkollegen Basilea (+1,7%) und Cosmo (+1,1%) folgten nach Aussagen zur Pipeline.

Im Aufwind waren auch die Aktien der Cembra Money Bank (+2,8%) nach dem Kauf des Mitbewerbers Cashgate. Analysten werteten die Akquisition als mutigen, aber strategisch sinnvollen Schritt.

Die Aktien von Aryzta bekundeten lange Mühe, schlossen am Ende aber dennoch 0,3 Prozent fester. Die französische Tochter Picard hatte vergangenen Freitag nach Börsenschluss die Zahlen für das letzte Geschäftsjahr vorgelegt. Und die Zahlen von Picard hatten unter den «Gelbwesten»-Unruhen in Frankreich gelitten. (awp/mc/ps)

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