CH-Schluss: EZB sorgt für Ausverkauf auf breiter Front

CH-Schluss: EZB sorgt für Ausverkauf auf breiter Front
(Adobe Stock)

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Donnerstag nach der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) unter Druck geraten und hat den Rückwärtsgang eingelegt. Die Währungshüter des Euroraums werden im Juli erstmals seit elf Jahren wieder die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte erhöhen. Danach ist im September gar eine grössere Zinsanhebung denkbar. Dass die EZB allerdings auch ihre Inflationsprognosen so kräftig angehoben hätten, habe die Anleger auf dem falschen Fuss erwischt, erklärten Experten.

Dies drückte nicht nur auf die Aktienkurse, sondern sorgte auch für einen Ausverkauf an den Anleihemärkten. Gerade der scharfe Anstieg der Renditen für italienische Staatspapiere erinnere an die Eurokrise, sagten Börsianer. Die Fragmentierung der Zinsen im Euroraum könnte sich zum Problem entwickeln, da die Finanzierungsbedingungen dadurch immer weiter auseinanderklaffen, erklärten Marktanalysten von CMC Markets. Nun harren die Anleger den Inflationsdaten aus den USA, die am Freitag veröffentlicht werden und die Märkte ebenfalls beeinflussen dürften.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 1,26 Prozent tiefer bei 11’322,43 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fiel um 1,42 Prozent auf 1766,34 und der breite SPI um 1,25 Prozent auf 14’525,23 Punkte. Die Verlierer dominierten das Kursblatt deutlich.

Credit Suisse standen erneut im Fokus der Anleger. Bei einem sehr volatilen Kursverlauf schlossen die Papiere der Grossbank um satte 5,6 Prozent tiefer. Am Vortag hatten Gerüchte um ein Übernahmeinteresse des US-Vermögensverwalters State Street für einen Kurssprung gesorgt. Am Donnerstag nun stellte sich Konzernchef Thomas Gottstein erstmals seit der neusten Gewinnwarnung der Bank den Investoren. Er bezeichnete die Frage nach einer Übernahme der CS durch State Street als «dumm».

UBS (-2,8%) hielten sich etwas besser als die Konkurrenz vom Paradeplatz. Und der Vermögensverwalter Partners Group verlor ebenfalls «nur» 1,2 Prozent. Société Générale hatte das Rating für Partners Group auf «Buy» von «Hold» erhöht.

Im Minus schlossen Wachstumswerte, denen Konjunktursorgen zu schaffen machen. Allen vor voran Temenos büssten 4,1 Prozent ein, Logitech 2,1 Prozent und AMS 3,4 Prozent. Konjunktursorgen drückten auf die Kurse der zyklischen Titel Sika (-2,2%), Geberit (-1,8%) und ABB (-1,5%).

Die Technologiewerte VAT (-3,8%) litten unter Aussagen des Chipherstellers Intel. Dieser will bei den Investitionen auf die Bremse treten, was an der Börse als Warnung an Zulieferer aus der Halbleiterindustrie verstanden wurde. Das spiegelte sich im breiten Markt auch in den Papieren von Inficon (-1,8%) und Sensirion (-3,2%) wider.

Ausverkauft wurden auch Medtech-Werte wie Straumann (-3,6%), Sonova (-1,7%) und Alcon (-1,9%). Lonza büssten 2,9 Prozent ein.

Die defensiven Pharmaschwergewichte Novartis (-0,5%) und Roche (-0,4%) hielten sich besser. Letztere konnten erneut Zulassungserfolge in den USA und in der EU berichten. Bei Nestlé (-1,6%) sorgten sich hingegen die Anleger, ob der Nahrungsmittelgigant die gestiegenen Rohstoffpreise überwälzen kann.

Angeführt wurde die kleine Gewinnergruppe vom Zementkonzern Holcim (+1,0%). Zu den Gewinnern zählten zudem mit der Aussicht auf steigende Zinsen die Versicherer Swiss Re (+0,1%) und Swiss Life (+0,2%).

Am breiten Markt wurden die Verlierer von Pennystocks wie Achiko (-11,3%), Youngtimers (-8,2%), Perfect Holding (-8,1%), Wisekey (-6,5%) oder Addex (-6,0%) dominiert.

Aryzta (+0,7%) fielen positiv auf. Laut Kepler Cheuvreux dürfte die befürchtete Kapitalerhöhung vom Tisch sein. Daher stufte der Broker die Aktie auf «Hold» von «Reduce» hoch. (awp/mc/ps)

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