CH-Schluss: Klar schwächer – Nestlé und Roche auf Verkaufslisten

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag klar im Minus beendet. Nach einem einigermassen stabilen Morgen fiel der SMI am Nachmittag – angeführt von Abgaben der beiden Schwergewichte Nestlé und Roche – deutlich ins Minus. Dank einer Erholung in der letzten Handelsstunde blieb der Leitindex aber über dem Tagestief. Grundsätzlich sei die Stimmung – ausser bei den genannten Titeln – gar nicht so schlecht gewesen, hiess es im Handel. Dies zeigte sich auch daran, dass andere europäische Indizes zum Teil im Plus schlossen oder die US-Märkte am Freitag höher eröffneten.
Nach wie vor hoffe man, dass die USA vor Ablauf der Zollfrist von Präsident Donald Trump am 1. August weitere Handelsabkommen abschliessen werden, sagte ein Händler. Am Berichtstag äusserte sich Trump dazu und sprach von einer 50:50-Chance auf eine Einigung mit der EU. Allerdings gibt es am Markt weiterhin eine gewisse Skepsis. «Solange ein Abkommen nicht in trockene Tüchern ist, kann eine gewisse Zurückhaltung nicht schaden», so der Händler. Zudem hätten generell vor dem Wochenende gewisse Investoren Gewinne mitgenommen. Mittlerweile rückt aber auch der Fed-Zinsentscheid von nächster Woche in den Fokus, wobei die Kontroverse um die Unabhängigkeit der US-Notenbank weiter geht.
Der SMI verlor bei Handelsschluss 0,75 Prozent auf 11’955,73 Punkte und damit knapp 40 Punkte über Tagestief. Auf Wochensicht gab es damit ein Leichtes Minus (-0,2%). Im Vergleich zu Ende 2024 steht der SMI aktuell noch gut 3 Prozent höher, wobei noch eine Dividendenrendite in ähnlicher Höhe dazu kommt. Der SLI, in dem derzeit 31 Titel enthalten sind, ermässigte sich am Freitag um 0,59 Prozent auf 1994,12 und der breite SPI um 0,68 Prozent auf 16’711,90 Zähler. Bei den Top-Werten gab es 21 Verlierer und zehn Gewinner.
Hauptgrund für das Minus beim SMI waren vor allem deutliche Abgaben bei den SMI-Schwergewichten Nestlé (-1,1%) und Roche (GS -2,2%) am Nachmittag. Die Papiere des Nahrungsmittel-Herstellers waren damit auch am Tag nach der Zahlenbekanntgabe stärker unter Druck. Zwischenzeitlich fiel der Kurs bis auf 72,32 Franken und damit auf ein neues 52-Wochen- bzw. Mehrjahrestief. Letztmals weniger als 70 Franken kosteten Nestlé Ende 2016, also vor fast neun Jahren. Diverse Analysten hatten am Freitag aufgrund der zum Teil sehr ernüchternden News vom Vortag ihre Kursziele gesenkt, was denn auch der Grund für die weiteren Abgaben gewesen sein dürfte. «Nestlé im Tal der Tränen», sagte ein Marktbeobachter dazu.
Der Roche GS geriet derweil kurz nach Mittag unter stärkeren Verkaufsdruck, der sich zum Schluss noch akzentuierte. Grund war hier ein erneuter Rückschlag mit einem Produkt. So äusserte sich am Freitag ein EU-Ausschuss ablehnend zum Zulassungsantrag für die Gentherapie Elevidys. Diese wird zur Behandlung der Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) eingesetzt und sorgte zuletzt mit Todesfällen für Schlagzeilen. Bereits Anfang Woche musste Roche Rückschläge hinnehmen, konnte die Anleger am Donnerstag mit den Halbjahreszahlen aber dann einigermassen zufriedenstellen.
Grösste Verlierer bei den Blue Chips waren derweil Lindt & Sprüngli (-2,6%), was von Händlern in erster Linie mit Gewinnmitnahmen nach dem starken Lauf seit Jahresanfang erklärt wurde. Stärker verkauft wurden auch Givaudan (-2,0%), die damit weiter unter den am Dienstag präsentierten Halbjahreszahlen litten.
Bester Blue Chip war auf der anderen Seite Adecco (+2,9%), die damit ihren seit einigen Wochen guten Lauf fortsetzen konnten. Im Handel war von zum Teil guten Ergebnissen der Konkurrenz die Rede. Der Schweizer Personaldienstleister wird seine Zweitquartalszahlen am 5. August vorlegen.
Sika (+1,1%) legten vor den am Dienstag erwarteten Zahlen ebenfalls zu. Höhere Kurse nach einem eher volatilen Verlauf gab es ausserdem auch beim Warenprüfer SGS (+0,4%), der am Freitag mit seinen Halbjahreszahlen aufgewartet hatte.
Im breiten Markt legten Orell Füssli (+6,7%) und Zehnder (+2,6%) nach Zahlen deutlich zu, während Coltene (-9,3%) und Schweiter (-5,2%) ebenfalls nach Zahlen im breiteren Stil durchgereicht wurden. (awp/mc/ps)