CH-Schluss: Handelsstreit und Bankenwerte belasten SMI

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag nach einem wechselhaften Verlauf schwächer geschlossen. Nachdem der Leitindex SMI bis am späten Vormittag noch zugelegt hatte, sind die Gewinne im weiteren Verlauf wieder abgeschmolzen und der Markt ist in die Minuszone gerutscht. Dabei belasteten vor allem schwache Bankenwerte und Technologietitel sowie einige Werte aus dem Bereich Life Sciences den Markt.
Der zu eskalieren drohende Handelsstreit der USA mit China habe die Stimmung merklich getrübt, hiess es von Händlern. Zwar signalisierten beide Seiten Gesprächsbereitschaft, aber die Anleger zeigten sich trotzdem verunsichert. Denn am Berichtstag traten wechselseitig Hafengebühren in Kraft, und China betonte, den Handelsstreit bis zum Ende ausfechten zu wollen. Dazu kam, dass beim US-Shutdown ein Ende weiterhin nicht in Sicht ist. Damit fehlten den Marktteilnehmern und der US-Notenbank wegen nicht veröffentlichter Konjunkturdaten Orientierungsmarken. Derweil ging in den USA die Berichtssaison mit guten Zahlen der Grossbanken los. Diese wurden aber nicht alle gleich gut aufgenommen.
Der Leitindex SMI schloss nach einem Tagestief bei 12’403 Punkten um 0,40 Prozent tiefer bei 12’434,81 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Titel enthalten sind, verlor 0,37 Prozent auf 2017,92 Zähler, und der breite SPI 0,43 Prozent auf 17’147,46 Zähler. 16 Titel im SLI verbuchten Verluste und 14 Gewinne.
Besonders unter Druck standen die Aktien der Banken Julius Bär (-4,1%) und der UBS (-2,1%), wobei letztere das Minus noch eingrenzen konnten. Bei Swissquote (-4,0%) erwähnten Händler die «Krypto-Turbulenzen» als Grund der Schwäche.
Die Ergebnisse der US-Grossbanken JPMorgan, Goldman Sachs, Wells Fargo und Citigroup fielen zwar besser als erwartet aus, konnten der Branche aber kein positives Sentiment verleihen, wie ein Händler sagte.
Bei UBS belastete zudem ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (BVGer) den Kurs. Demnach gab es für die Abschreibung von AT1-Anleihen im Nominalwert von etwa 16,5 Milliarden Franken bei der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS 2023 keine Rechtsgrundlage und sie wird daher aufgehoben.
Kräftige Abgaben gab es indes wegen des US-chinesischen Handelsstreits bei den Technologiewerten VAT (-1,8%) und – im breiten Markt – AMS Osram (-5,2%) und Comet (-1,5%). Anleger befürchten Beeinträchtigungen in der Produktion und bei den Ausfuhren. Da keine Seite klein beigeben wolle, dürfte der Handelsstreit vorerst das zentrale Thema an den Finanzmärkten bleiben, hiess es am Markt.
Schwächer zeigten sich zudem Life Sciences-Aktien. Galderma, Sonova und Straumann verloren zwischen 1,0 und 1,8 Prozent. Abgesehen von vorsichtigen Analystenkommentaren etwa zu Straumann oder Sonova habe auch die bevorstehende Entscheidung der US-Regierung zur «Section 232»-Überprüfung am Freitag den Sektor belastet. Dabei prüft die Regierung, ob die Importe bestimmter Medtech-Produkte die nationale Sicherheit der USA gefährden. Unter Druck standen auch Roche GS (-1,3%) und Lonza (-1,1%).
Die Aktien von Richemont (-1,1%) belastete ein Urteil der EU-Kommission. Diese hat gegen die Tochter Chloé sowie Gucci und Loewe wegen wettbewerbswidriger Preisvorgaben Geldstrafen von insgesamt mehr als 157 Millionen Euro verhängt. Die Anteile von Swatch (+0,9%) legten dagegen zu.
Auf der anderen Seite führten Holcim (+2,0%) und Swiss Life (+1,8%) dank Analystenkommentaren die Gewinner an. Auch Zurich (+1,6%) und Swisscom (+1,0%) legten zu.
Bei Givaudan (+0,4%) schmolzen anfänglich kräftige Kursgewinne zum Schluss merklich ab. Dabei habe Givaudan mit dem Neunmonatsumsatz die Analystenerwartungen übertroffen, hiess es.
Am breiten Markt waren die Aktien des Industriezulieferers Bossard (+6,0%) und der IT-Firma Wisekey (+16%) nach guten Zwischenberichten gefragt. (awp/mc/ps)