CH-Schluss: Talfahrt setzt sich wegen politischen Spannungen fort

CH-Schluss: Talfahrt setzt sich wegen politischen Spannungen fort

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag den Abwärtstrend von Ende April fortgesetzt und mehrheitlich schwächer geschlossen. Neue Spannungen zwischen den USA und China liessen nach der starken Erholung im April die Stimmung wieder kippen, erklärten Händler. Äusserungen von US-Präsident Donald Trump, wonach die Corona-Pandemie ihren Ursprung in einem chinesischen Forschungslabor genommen haben könnte, nährten die Sorgen hinsichtlich neuer Handelsspannungen. Trump hatte in diesem Zusammenhang mit neuen Zöllen gedroht.

Zudem hätten die Investoren derzeit viele schwache Konjunkturdaten und durchzogene bis schlechte Unternehmensergebnisse zu verdauen, kommentiert die Online-Bank Swissquote. Wenn nun zu den Belastungen durch die Massnahmen gegen das Coronavirus neue Hinweise auf einen wieder Handelsstreit zwischen den USA und China hinzukämen, würden die Hoffnungen auf eine zügige Erholung der Weltwirtschaft noch zusätzlich gedämpft. Mit Spannung fieberten die Anleger daher weiteren wichtigen Daten wie etwa dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag entgegen, hiess es weiter.

Der SMI schloss 2,48 Prozent tiefer auf 9’390,27 Punkten und damit praktisch auf Tagestief. Am vergangenen Donnerstag hatte er bereits 2,39 Prozent eingebüsst. Der SLI, in dem Gewichtung der drei Schwergewichte stärker begrenzt ist, verlor 3,03 Prozent auf 1’367,14 und der breit gefasste SPI 2,21 Prozent auf 11’642,65 Punkte. Von den 30 SLI-Werten büssten 27 Terrain ein und drei legten zu.

Die stärksten Einbussen verzeichneten der Rückversicherer Swiss Re (-6,1%). Die Deutsche Bank hatte das Kursziel für Swiss Re mit Blick auf hohe Versicherungskosten im Zusammenhang mit Corona gesenkt. Zudem hatte LBBW den Titel zum Verkauf empfohlen.

Dahinter folgten die Grossbanken Credit Suisse (-6,1%) und UBS (-5,7%), die in der verkürzten Vorwoche mit einem Plus von knapp 13 (CS) und knapp 14 Prozent (UBS) auch die mit Abstand stärksten Gewinner waren. Kein Wunder, erklärten Händler die Abschläge mit Gewinnmitnahmen aufgrund der wieder negativer gewordenen Stimmung. Für die UBS hatte zudem die Bank Berenberg das Rating auf «Hold» gesenkt und damit die zuvor bestehende Kaufempfehlung aufgehoben.

Mit Zurich Insurance (-5,6%), Julius Bär (-4,9%) und Swiss Life (-5,2%) standen weitere Finanztitel auf den Verkaufslisten.

Deutliche Rückschläge erfuhren auch die Aktien zyklischer Firmen wie der Sanitärtechnikfirma Geberit (-5,4%). Geberit hatten vergangene Woche allerdings schon im Vorfeld und dann am Publikationstag des Ergebnisses im ersten Quartal deutlich zugelegt.

Die Papiere des Chemiekonzerns Clariant (-4,9%), des Automationsspezialisten ABB (-5,4%) und die Luxusgüterhersteller Swatch (-5,2%) und Richemont (-4,3%) verbuchten ebenfalls satte Abschläge.

Grössere Verluste verzeichneten ausserdem der Medizintechniker Alcon (-5,6%) und der Softwareproduzent Temenos (-4,3%).

Adecco (-3,5%) gaben am Tag vor der Veröffentlichung des Quartalsresultats nach.

Gegen den Trend legten Lonza (+3,2%) klar zu. Der Pharmazulieferer hatte eine strategische Zusammenarbeit mit dem US-Biotechunternehmen Moderna zur Herstellung eines Impfstoffs gegen das neuartige Coronavirus angekündigt.

Zudem rückten die Genussscheine von Roche (+0,6%) vor. Nachdem der Konzern bereits vor zwei Wochen angekündigt hatte, an einem neuen Corona-Test zu arbeiten, wurde dieser nun in der Nacht auf Sonntag von der US-Gesundheitsbehörde FDA zugelassen. Rivale Novartis (-2,1%) waren dagegen tiefer.

AMS (+0,8%) profitierten laut Händlern von Umschichtungen aus den Aktien von Dialog Semiconductor und von Aussagen von CEO Everke betreffend der Osram-Übernahme.

Im breiten Markt fielen Dufry um 6,3 Prozent. Damit brachen die Titel mit dem Erholungstrend der vergangenen Tage. In der vergangenen Woche wurden am Markt Stimmen laut, die das vom Management entworfene Worst-Case-Szenario als zu optimistisch bezeichneten.

Die Aktien des Flughafen Zürich (-7,4%) setzten den Sinkflug fort.

Auf Talfahrt befanden sich auch OC Oerlikon (-4,6%), deren Quartalsbericht am Dienstag erwartet wird.

Zur Rose (-0,9%) schlugen sich besser als der Gesamtmarkt. Über das Wochenende hatte Zur Rose bekanntgegeben, dass die Staatsanwaltschaft Kreuzlingen in zwei Punkten Anklage gegen CEO Walter Oberhänsli eingereicht hat. Gemäss Marktstimmen könnte es bis zu einer finalen juristischen Entscheidung allerdings lange dauern. (awp/mc/ps)

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