CH-Schluss: Brexit-Avancen verpuffen – Temenos sacken ab

CH-Schluss: Brexit-Avancen verpuffen – Temenos sacken ab

Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt hat ein möglicher Durchbruch bei den Brexit-Verhandlungen am Donnerstag nur vorübergehend für Auftrieb gesorgt. Am Schluss gab der Leitindex SMI leicht nach, was vor allem auch am schwachen Börsen-Schwergewicht Nestlé nach dem Zwischenbericht lag. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schrieb auf Twitter von einer fairen und ausgewogene Vereinbarung für die EU und Grossbritannien. Damit stiegen zwar die Chancen, dass am EU-Gipfel ein Austrittsabkommen zustande kommt, hiess es am Markt. «Doch in trockenen Tüchern ist das Ganze noch nicht», kommentierte ein Marktbeobachter.

Denn es wartet danach noch eine entscheidende Hürde: Das britische Parlament müsste der Vereinbarung zustimmen. Und die nordirische Regierungspartei hatte sich bereits dagegen positioniert. Für die Vorsicht unter den Anlegern sprechen zudem die Spannungen zwischen den USA und China sowie im Nahen Osten. Derweil hat die von den Handelskonflikten gebeutelte US-Industrie ihre Produktion im September zurückgefahren. Die Herstellung ging stärker zurück als von Analysten erwartet.

Der Swiss Market Index (SMI) verlor am Donnerstag 0,23 Prozent auf 10’008,94 Punkte. Der Leitindex hielt sich aber den ganzen Tag über der Marke von 10’000 Punkten; im Hoch erreichte er 10’096,48 Punkte.

Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), bei dem die grossen Titel nicht mit dem ganzen Gewicht gerechnet werden, sank um 0,39 Prozent auf 1’534,55 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,51 Prozent auf 12’121,34 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 20 tiefer und zehn höher.

Bei Nestlé (-2,0%) kam es – nach dem Zwischenbericht vom Morgen – zu Gewinnmitnahmen nach einem Kursplus von rund ein Drittel im laufenden Jahr. Nestlé habe «geliefert, aber nicht mehr», hiess es am Markt mit Blick auf die Zahlen. Positiv aufgenommen wurde, dass der Konzern seinen Optimismus für die Zukunft dadurch unterstrich, im Zeitraum von 2020 bis 2022 weitere bis zu 20 Milliarden an die Aktionäre ausschütten zu wollen – hauptsächlich in Form von Aktienrückkäufen.

Händler begründeten den Kursrückgang mit möglicherweise etwas überzogenen Erwartungen einzelner Marktteilnehmer und eben mit Gewinnmitnahmen nach der sehr guten Performance.

Nicht zu toppen – aus negativer Sicht – waren derweil aber Temenos (-15%), obwohl die zwischenzeitlich noch deutlich höheren Verluste bis zum Handelsschluss wieder etwas eingedämmt werden konnten. Der Genfer Spezialist für Bankensoftware hatte am Vorabend ein durchwachsenes Quartalsergebnis veröffentlicht, wobei der Umsatz unter den Markterwartungen ausgefallen war. Da die Aktie 2019 um die Hälfte gestiegen war, seien Gewinnmitnahmen nicht überraschend, sagte ein Börsianer.

Im Sog schwacher Technologietitel verloren auch AMS (-1,5%) an Terrain. Der Halbleiterhersteller wird kommende Woche über das dritte Quartal berichten. Händler hoffen dann auch auf Informationen darüber, wie es nach der missglückten Osram-Übernahme weitergehen soll.

Zu den grösseren Verlieren gehörten zudem Kühne+Nagel (-1,2%), nachdem Goldman Sachs das Rating für die Papiere des Logistikkonzerns auf «Sell» von «Neutral» gesenkt hatte. Auch die Grossbankenwerte CS (-1,1%) und UBS (-0,8%) gingen klar schwächer aus dem Handel.

Etwas Gegengewicht zu Nestlé lieferten die schwergewichtigen Roche (+1,0%), welche sich etwas erholten. Trotz eines besser als erwarteten Zwischenberichts waren die Pharma-Papiere am Vortag nämlich um 1,6 Prozent gefallen. Die Papiere von Rivale Novartis (-0,3) tendierten eher unauffällig.

Gefragt waren zudem noch Sonova (+1,6%) nach einem schwachen Vortag sowie Swiss Life (+1,1%).

Auch Richemont (+0,7%) zählten am Donnerstag zu den grösseren Gewinnern – nach dem unerwartet starken Anstieg der Uhrenexporte im September. Die Uhrenhersteller konnten einen Rückgang in Hongkong auf anderen Märkten mehr als wettmachen. Dennoch schlossen Swatch (-0,5%) am Ende im Minus.

Am breiten Markt stachen indes Inficon (-9,6%) nach einem schlechter als erwarteten Quartalsbericht negativ heraus. GAM (-2,9%) gaben ebenfalls klar ab: Dem Asset Manager gelang es im dritten Quartal erneut nicht, neue Kundengelder anzuziehen. (awp/mc/pg)

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