CH-Schluss: Schwächer – EZB-Bericht belastet

CH-Schluss: Schwächer – EZB-Bericht belastet

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag schwächer geschlossen. Ursache für die Kursabschläge nach sechs positiven Börsentagen waren einerseits Gewinnmitnahmen, andererseits überzeugte der Monatsbericht der EZB zur Wirtschaftslage des Euroraums die Investoren nicht. Nach Einschätzung der Notenbank dürfte sich die Konjunktur im zweiten Halbjahr 2011 deutlich abkühlen; das Wachstum werde vermutlich «sehr moderat» ausfallen, hiess es.

Auf der Stimmung lastete zudem die negative Entwicklung an den US-Börsen. Die US-Anleger hatten enttäuscht auf den Auftakt der Berichtssaison unter den grossen Banken reagiert. Als erstes Finanzinstitut hatte JPMorgan über sinkende Einnahmen im Investmentbanking berichtet; der Konzern ist zudem mit rund 15 Mrd USD in Staatsanleihen angeschlagener Euroländer investiert. Die Zustimmung der Slowakei zur Erweiterung des Euro-Rettungsschirms EFSF kurz vor Handelsende brachte keinen grösseren Stimmungsumschwung mehr.

Der Swiss Market Index (SMI) verlor zum Schluss 1,18% auf 5’713,17 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab derweil 1,43% auf 856,14 Punkte nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,10% auf 5’169,65 Punkte.

Der Gesamtmarkt wurde inbesondere auch von der schwachen Entwicklung der Roche-Aktien (-4,5%) heruntergezogen. Die Papiere waren für mehr als die Hälfte des SMI-Abschlags verantwortlich sind. Roche blieb mit den Umsatzzahlen für die ersten neun Monate etwas hinter den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten zurück. Enttäuscht habe vor allem das Pharma-Geschäft und dabei insbesondere die Umsatzentwicklung der wichtigsten Krebsmedikamente, lautete der Tenor am Markt. Auf längere Sicht werden allerdings die Chancen für umsatzstarke neue Produkte teils besser beurteilt. Die Titel des Konkurrenten Novartis (-0,3%) hielten sich besser. Deutlichere Verluste erlitten auch Actelion (-2,8%), Adecco (-3,0%) und Logitech (-5,4%).

Deutlich im Minus standen auch UBS (-3,7%) und CS (-3,1%). Die Deutsche Bank setzte für beide Titel das Kursziel leicht zurück, bestätigte aber das Rating «Hold». Damit soll die höhere Vorsicht mit Blick auf das weltweite Wirtschaftswachstum abgebildet werden. Steigende Zahlungsausfälle, steigender Konkurrenzdruck und die Rezession in Europa in den kommenden zwölf Monaten würden die Situation für die europäischen Banken verschlechtern, so die Deutsche Bank. Geprägt wird die Stimmung für den Sektor aber noch immer auch von den Vorschlägen der EU-Kommission vom Vortag zur Stärkung der Banken im Zusammenhang mit der Schuldenkrise in Europa.

Bei Julius Bär (+0,6%) ging es dagegen nach oben – phasenweise um mehr als 3%. Die Titel standen im Fokus, nachdem die «Handelszeitung» einen Bericht über eine mögliche Offerte der Bank an die Privatbank Sarasin publiziert hatte. Ein Sprecher von Julius Bär wollte die Marktgerüchte nicht direkt kommentieren, sagte aber gegenüber AWP, dass Zukäufe immer eine Option seien und verwies dabei auf diverse Akquisitionen in den letzten Jahren.

Die Aktien der Bank Sarasin kletterten um 15,3%. Die Bank bestätigte, dass an der eingeschlagenen Strategie und der unabhängigen Position als starke Schweizer Privatbank festgehalten werde. Im Sog der Übernahmefantasien um Sarasin machten auch die Aktien der Bellevue-Gruppe (+19,2%) massiv Boden gut.

Bei den Bluechips verzeichneten neben Julius Bär noch Nestlé (+0,7%), Givaudan (+0,5%), Holcim (+0,5%) und Swisscom (+0,2%) leichte Gewinne.

Überdurchschnittlich waren dagegen die Verluste von Transocean (-4,6%). Die US-Aufsichtsbehörde über die Bohrarbeiten stellte verschiedene Verstösse von Transocean, BP und Halliburton im Zusammenhang mit der Ölpest im Golf von Mexiko fest und verhängt formell Sanktionen.

Im breiten Markt fielen International Minerals (-2,2%) trotz der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogrammes. Die grössten Verlierer stellten Pelikan (-21,2%) und Norinvest (-11,2%). Comet wurden dagegen von der Entwicklung eines neuen 3D-Röntgenverfahrens beflügelt, die Aktie kletterte 10,6%. (awp/mc/ps)

SIX Swiss Exchange

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