CH-Verlauf: Fester – Ratingagenturen getrotzt

CH-Verlauf: Fester – Ratingagenturen getrotzt

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt zeigt sich am Freitagmittag nach einem unklaren Handelsauftakt mit festeren Notierungen. Die negativen Nachrichten werden weitgehend ignoriert. So senkte S&P die Kreditwürdigkeit Spaniens, nachdem am Vorabend bereits Fitch diversen Grossbanken mit einer Abstufung gedroht hatte. Die gegenwärtige Entwicklung am Aktienmarkt sei kaum nachvollziehbar, kommentiert ein Händler. Eine wirkliche Gegenreaktion auf die Verluste seien die Aufschläge kaum, ergänzt der Marktteilnehmer.

Gegenwärtig machen konjunktursensitive Titel Boden gut, die zuletzt unter die Räder gekommen waren. Zudem stützen die Index-Schwergewichte Novartis und Nestlé den Gesamtmarkt. Über den weiteren Verlauf werden dann am Nachmittag die US-Konjunkturdaten entscheiden.

Um 11.55 Uhr steht der Swiss Market Index (SMI) um 0,83% höher bei 5’760,37 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legt um 1,07% auf 865,31 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,78% auf 5’209,95 Punkte zu.

An der Tabellenspitze stehen Clariant (+4,0%). Das Unternehmen nimmt am deutschen Schuldscheinmarkt insgesamt 365 Mio EUR auf. Mit den neuen Schulden will Clariant vor allem die Fälligkeitsstrukturen und Finanzverbindlichkeiten optimieren. Die Platzierung der Schuldscheine beweist nach Ansicht der Bank Vontobel die Fähigkeit von Clariant, trotz unsicheren Ausblicks eine Refinanzierung zu sicheren Bedingungen durchzuführen. Dies dürfte die Anleger beruhigen, die sich Sorgen gemacht hatten, dass das Unternehmen nicht zu vernünftigen Bedingungen würde refinanzieren können, heisst es in einem Kommentar.

Syngenta (+3,4%) übertrifft mit dem um 21% höheren Umsatz für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2011 die Konsensschätzungen weit. Die Firmenverantwortlichen rechnen auf das Gesamtjahr betrachtet mit einem beträchtlichen Umsatzwachstum und einer höheren Rentabilität. Positiv zur Kenntnis genommen wird am Markt auch die Preissetzungsmacht des Unternehmens im zurückliegenden Quartal.

Die meisten Finanzwerte haben derweil die tieferen Notierungen aus dem frühen Geschäft abgeschüttelt. Swiss Re (+2,5%) und ZFS (+1,7%) legen ebenso wie die meisten Banktitel zu, obwohl die Ratingagentur Fitch diversen Grossbanken mit der Abstufung ihrer Kreditwürdigkeit droht. Das Geschäftsmodell dieser Institute dürfte in Teilen sensibel auf die zunehmenden Herausforderungen reagieren, denen sich die Finanzmärkte gegenüber sähen, teilte die Agentur am Donnerstag zur Begründung mit.

Unter den schweizerischen Instituten senkte Fitch die langfristige Einstufung für UBS (-0,4%) von «A+» auf «A», dafür ist der Ausblick «stabil». Bei Credit Suisse (+1,8%) wurde zunächst nur der Ausblick auf «Negativ» gesenkt. Aus gut informierten Kreisen kommt zudem die Nachricht, wonach die CS offenbar ihr Geschäft mit Commercial Mortgage-Backed Securities (CMBS) am Standort New York schliessen will. Julius Bär steigen um 3,4%.

Als Kurstütze wirken die Aufschläge bei den Indexschwergewichten Roche (+0,2%), Novartis (+0,6%) und Nestlé (+0,4%). Auf der Gewinnerseite stehen zudem Sonova (+1,8%) und Transocean (+3,0%), die zuletzt deutlich nachgegeben hatten.

Bei den Nebenwerten verlieren Sulzer (-6,4%) deutlich. Der markante Auftragsrückgang im 3. Quartal komme überraschend, besonders in der Pumpensparte, schreibt Vontobel. Bei Ems (+1,6%) bezeichnen die Experten die Umsatzzahlen als solide. Sie deuteten auf eine Ausweitung der Marktanteile trotz ungünstiger Wechselkurse hin. Temenos (+8,5%) profitieren von soliden Quartalszahlen. Temenos habe ein solides Ergebnis für das dritte Quartal gemeldet und sei damit deutlich über seinen und leicht über den Konsenserwartungen gelegen, schreibt Vontobel-Analyst Panagiotis Spiliopoulos. Die unveränderten Lizenzeinnahmen – ohne Europa resultierte ein Plus von 40% – bestätige Temenos Stärke in den Schwellenländern.

Die grössten Gewinner stellen Precious Woods (+25,5%). Das Unternehmen hat sich mit der Notveräusserung von drei Vierteln ihres in die Subholding Precious Woods Central America (PWCA) eingebrachten Teakholz-Geschäftes aus der finanziellen Schieflage befreien können. (awp/mc/ps)

SIX Swiss Exchange

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert