Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt kann die moderaten Gewinne des Vormittags verteidigen. Der Fokus der Investoren liegt weiter auf den politischen Ereignissen rund um die Schuldenkrise der Euro-Länder. Insbesondere die Entwicklung in Italien wird intensiv verfolgt. Darüber treten Wirtschafts- oder Unternehmensdaten, wie schon in den vergangenen Tagen und Wochen, oft in den Hintergrund. Am Morgen hatten die asiatischen Börsen zumeist mit leichten Aufschlägen geschlossen. Am Nachmittag stehen mit dem Verbrauchervertrauen der Uni Michigan noch wichtige US-Konjunkturdaten an.
Man sehe weiterhin politische Märkte, sagte ein Händler. Die Volumen seien sehr gering und im Moment bewege sich sehr wenig. Der Marktteilnehmer erwartet erst wieder bei entsprechenden Entscheidungen oder Beschlüssen richtungsweisende Impulse. In Griechenland soll heute die neue Regierung von Ministerpräsident Lucas Papademos vereidigt werden. In Italien scheint sich ebenfalls eine Lösung in Form einer Übergangsregierung unter dem ehemaligen EU-Kommissar Mario Monti abzuzeichnen. Der Grad der Erleichterung lässt sich auch am sinkenden Zinsabstand von italienischen zu deutschen Staatsanleihen ablesen. Die italienische zehnjährige Staatsanleihe rentierte zuletzt bei 6,59% und damit deutlich unter der als kritisch angesehenen 7-Prozent-Marke.
Der SMI steht um 12.00 Uhr 0,47% höher bei 5’588,78 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) kann um 0,49% auf 846,14 Punkte zulegen und der breite Swiss Performance Index (SPI) gewinnt 0,46% auf 5’091,73 Punkte.
Der kräftige Kursanstieg der Richemont-Aktie (+0,1%) zu Handelsbeginn hat sich inzwischen fast verflüchtigt. Zeitweise lag der Valor mit 3,5% im Plus. Die Bilanz zum 1. Halbjahr hatte die Erwartungen der Analysten übertroffen. Sowohl Rein- als auch Betriebsgewinn stiegen deutlich. Auch die Aktie von Wettbewerber Swatch (+0,7%) konnte im Handelsverlauf zeitweise deutlich profitieren.
Angesichts der leichten Entspannung in puncto Schuldenkrise reagieren auch die Zykliker einmal mehr mit Aufschlägen. An der Spitze der Gewinnerliste steht Adecco (+2,1%). Kühne + Nagel (+1,4%), Lonza (+1,4%) und ABB (+1,3%) können ebenfalls zulegen.
Auch der Blick auf die Finanzwerte und Versicherer bleibt interessant. Die Valoren von Bâloise (+0,4%), ZFS (+0,6%) und Swiss Re (+0,7%) zeigen sich freundlicher, Swiss Life (-0,1%) verliert leicht. Der deutsche Wettbewerber Allianz hatte einen Milliardenverlust aufgrund der Kapriolen an den Finanzmärkten verbucht, bestätigte aber den Ausblick.
Laut einem Händler gebe es Anzeichen dafür, dass französische Banken gekauft würden. Die UBS (+0,6%) hat sich gestern mit der amerikanischen Börsenaufsicht SEC geeinigt und damit einen Streit um Regel-Verstösse einer US-Tochter im Handel mit Leerverkäufen beigelegt. Auch CS (+1,1%) notiert fester.
Holcim (-0,9%) steht in Brasilien unter Verdacht, an Preisabsprachen mit Wettbewerbern beteiligt gewesen zu sein. Den insgesamt sechs beschuldigten Unternehmen drohen angeblich Bussen in Höhe von 30% des Bruttoumsatzes auf Basis des Jahres 2005.
Transocean (-0,6%) hat die Zahlung einer weiteren Dividenden-Tranche für den 22. November angekündigt. Der Ölbohrkonzern will in insgesamt vier Tranchen 1 Mrd USD ausschütten. Auch bei Nobel Biocare (-0,9%) geht die gemässigte Talfahrt weiter. Ein Händler nennt hier mögliche Gewinnmitnahmen nach dem kräftigen Kursanstieg am Dienstag als Gründe.
Am breiten Markt hat PSP Swiss Property (Aktie: +0,4%) hat in den ersten neun Monaten 2011 höheren Liegenschaftsertrag. Der EBITDA ohne Liegenschaftserfolge sowie der Reingewinn stiegen ebenfalls. Die Zahlen trafen die Prognosen der Analysten.
Galenica (+2,5%) wird von Produktnachrichten getrieben. Der Pharma- und Apothekenkonzern wird die jüngsten detaillierten Studiendaten zu dem Eisenersatzpräparat Injectafer auf einem Ärztekongress in den USA präsentieren. Das Mittel ist bereits durch ein US-Partnerunternehmen bei der FDA zur Registrierung angemeldet.
Die Aktie von Cytos Biotechnology (-0,6) wird heute wieder gehandelt, nachdem das Valor gestern aufgrund der Gläubigerversammlung vom Handel ausgesetzt worden war. Dabei konnte die vorgeschlagene Restrukturierung der ausstehenden Wandelanleihe über 35 Mio CHF nicht beschlossen werden, da nicht genügend Gläubiger an der Versammlung teilnahmen. (awp/mc/ps)
