EU-Schluss: Verluste

EU-Schluss: Verluste

London – Nach den kräftigen Gewinnen vom Vortag ist den wichtigsten europäischen Aktienindizes am Mittwoch die Luft ausgegangen. Nachdem eine riesige Geldspritze Banken im frühen Geschäft die Kurse noch weiter gestützt hatte, wurden bei einer genaueren Betrachtung wieder Zweifel um die finanzielle Ausstattung der europäischen Banken laut. Der EuroStoxx drehte am frühen Nachmittag ins Minus und baute seine Verluste bis zum Ende auf minus 0,80 Prozent und 2.244,35 Punkte noch etwas aus. In Paris schloss der CAC 40 0,82 Prozent tiefer bei 3.030,47 Punkten. Der britische FTSE 100 fiel um 0,55 Prozent auf 5.389,74 Punkte.

Die anfängliche Euphorie wegen neuester Massnahmen der Europäischen Zentralbank sei schnell wieder verflogen, hiess es am Markt. Die Notenbank hatte die Banken des Euroraums am Mittwoch für einen ungewöhnlichen Zeitraum von drei Jahren mit üppiger Liquidität versorgt. Die Rekordsumme von fast 500 Milliarden Euro liegt deutlich über den Erwartungen, da Volkswirte nur mit rund 300 Milliarden Euro gerechnet hatten. Beim genaueren Hinsehen seien dann Zweifel an der Liquidität der Banken aufgekommen. Einen Grund dafür sahen Händler vor allem in der hohen Anzahl von Banken, die sich an dem Refinanzierungsgeschäft beteiligt hatten.

Mit den Sorgen um die Finanzlage im Sektor kamen insbesondere die Aktien von südeuropäischen Banken unter Druck. Aktien der Unicredit waren mit einem Minus von 4,39 Prozent auf 0,7075 Euro der schwächste Branchenwert im EuroStoxx. Erschwerend hinzu kam bei der italienischen Grossbank eine am Vorabend vermeldete Ratingabstufung durch die Agentur Fitch, die weitere europäische Banken zudem unter Beobachtung gesetzt hatte. Titel der französischen Banken Societe Generale und BNP Paribas fielen um 3,40 und 2,97 Prozent.

In Zürich konnten sich die Aktien der Credit Suisse jedoch mit einem knappen Plus von 0,19 Prozent auf 21,65 Franken gegen die schwache Tendenz in der Branche stemmen. Die Schweizer Grossbank übernimmt das japanische Privatkundengeschäft des britischen Konkurrenten HSBC . Zum Preis wurden zunächst keine Angaben gemacht. Die HSBC-Papiere zeigten sich davon jedoch unbeeindruckt und gaben in London um 0,79 Prozent nach.

Im Sektorenvergleich kam aber vor allem der Technologiesektor unter Druck, nachdem der US-Softwarekonzern Oracle am Vorabend mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen von Analysten deutlich verfehlt hatte. Der Teilindex Stoxx 600 Technology büsste 2,77 Prozent ein und war damit der mit Abstand grösste Verlierer in der Sektorentabelle. Titel des deutschen Oracle-Konkurrenten SAP sackten um etwas mehr als 6 Prozent ab und waren damit das Schlusslicht im EuroStoxx. Im Pariser Leitindex Cac 40 waren Capgemini mit minus 4,88 Prozent am Ende zu finden.

Lagardere dagegen legten in Paris um fast zwei Prozent zu. Der französische Medienkonzern spricht einem Bericht von «La Tribune» zufolge mit der US-Beteiligungsfirma Hellman & Friends über den Verkauf seines 20-Prozent-Anteils am Bezahlsender Canal Plus. Dem Bericht zufolge könnte der Anteil fast eine Milliarde Euro wert sein. (awp/mc/pg)

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