EU-Schluss: Fester dank Rückenwind von US-Geldpolitik

EU-Schluss: Fester dank Rückenwind von US-Geldpolitik

London – Positiv interpretierte Kommentare von US-Notenbankchefin Janet Yellen sowie die vorläufige Entspannung in der Griechenland-Krise haben die wichtigsten europäischen Aktienmärkte am Dienstag gestützt. Der EuroStoxx 50 endete auf dem höchsten Niveau seit mehr als sechseinhalb Jahren. Nach einer über weite Strecken lethargischen Entwicklung legte der Leitindex der Eurozone im späten Handel zu und gewann letztlich 0,78 Prozent auf 3547,10 Punkte.

In Paris stieg der CAC-40-Index um 0,50 Prozent auf 4886,44 Punkte und schloss damit auf dem höchsten Stand seit Mai 2008. Der Londoner Leitindex FTSE 100 legte um 0,54 Prozent auf 6949,63 Punkte zu und erreichte damit einen Schlussrekord.

Fed-Präsidentin Janet Yellen hatte vor dem Bankenausschuss des US-Senats bekräftigt, auf die lang erwartete Zinswende zuvor aufmerksam zu machen. Vor der ersten Zinsanhebung seit der Finanz- und Wirtschaftskrise werde die Fed das Wort «Geduld» aus ihrer Erklärung zur Zinssitzung streichen. Zum Zeitpunkt äusserte sich Yellen nicht. Derzeit versichert die Fed, dass sie bei der absehbaren Zinsstraffung «geduldig» vorgehen könne. Nach den Worten Yellens bedeutet das, dass zumindest in den beiden kommenden Notenbanksitzungen keine Zinsanhebung zu erwarten ist.

«Der Markt ist erleichtert, dass die Fed-Chefin nicht aggressiver eine mögliche Zinserhöhung verfolgt», kommentierte Händler Markus Huber vom Londoner Broker Peregrine & Black die positive Reaktion. Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner sprach von einer beseitigten Unsicherheit über eine baldige Zinswende.

Positive Impulse erhielten die Börsen auch von neuem Optimismus in der Griechenland-Krise. Die internationalen Geldgeber halten das hoch verschuldete Land zumindest bis Ende Juni finanziell weiter über Wasser. Nach wochenlangem Streit zwischen den Europartnern und Athen einigten sich die beteiligten EU-Institutionen, der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäische Zentralbank (EZB) auf eine Verlängerung des Ende Februar auslaufenden Hilfsprogramms. Die Athener Börse quittierte die Nachrichten mit einem Kurssprung von fast 10 Prozent.

Aus Branchensicht mussten Automobilwerte nach den kräftigen Kursgewinnen seit Jahresbeginn einen Rückschlag hinnehmen. Sie stellten mit einem Minus um 0,31 Prozent schwächeren Stoxx-600-Auto-Index den europaweit schlechtesten Sektor. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen, nachdem der Autoindex mit plus 25 Prozent im bisherigen Jahresverlauf mit Abstand bester Branchenindex in Europa ist.

Sehr gefragt zeigten sich dagegen die Minenwerte, die von positiv aufgenommenen Zahlen des weltgrössten Rohstoffkonzerns BHP Billiton profitierten. Der Gewinneinbruch im ersten Halbjahr war nicht so schlimm wie von Analysten befürchtet. Die Aktie zog um 6,24 Prozent an und war bester Wert im Stoxx-50-Index. Der Stoxx-600-Branchenindex Basic Resources stellte mit plus 2,79 Prozent den attraktivsten Sektor.

Schwächste Aktie im Eurostoxx-50-Index waren Airbus mit minus 1,87 Prozent. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern will an diesem Freitag seine Jahreszahlen vorstellen. (awp/mc/upd/ps)

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